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160 Schilling je Sekunde

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Österreichs Fremdenverkehr geht einem fetten Sommer entgegen: waren im letzten Jahr angesichts der europäischen Wirtschaftsrezession etwa um 4,2 Prozent weniger Bundesdeutsche in das südliche Nachbarland Österreich gefahren, so zeigt sich nun der alte Trehd im Reiseverkehr. Österreich steht wieder an der Spitze der europäischen Urlaubserwartungen. Zwei Momente spielen eine gewisse Rolle.

Die Ereignisse in Frankreich haben vor allem beim amerikanischen Publikum zu Umbuchungen geführt. Ein großer Teil dieser Umbuchungen geht zugunsten Italiens, Österreichs und der Schweiz.

In Deutschland geht es stimmungsmäßig in der Wirtschaft aufwärts — und gerade für den Fremdenverkehr ist nichts so wesentlich wie emotionelle Momente. Der moderne Tourist handelt ja zumindest teilweise durchaus irrational, weil Argumente wie etwa eigenes Prestige oder Image eines Landes im Vordergrund stehen.

Schon die heurige Wintersaison hat dem Westen Österreichs neue touristische Rekorde verschafft. Trotz der Olympiade in Grenoble kamen zahlreiche Gäste gerade deshalb nach Österreich, weil man hier noch am billigsten leben konnte. Den Winterurlaub wollten diese Gäste zwar nicht ganz fallen lassen — auch wenn sich in ihrem Land schwache Rezessionen zeigten —, aber weil sie schärfer kalkulierten, war Österreich preislich am idealsten.

Die Berichte über den anlaufenden Sommerverkehr lasseh die schönsten Hoffnungen blühen. Und spielt auch das Wetter mit, könnten neue Rekorde ins Haus stehen. Allerdings: der Deviseneinfluß wird zum Teil wettgemacht durch einen steigenden Devisenabfluß von Österreichern, die mit steigendem Wohlstand immer stärker das Ausland aufsuchen. Einst warb man mit dem charmanten Eichkätzchen für den „Urlaub zu Hause und doch nicht daheim“ — aber in der Zwischenzeit hat die bereits anderswo verbrandete Welle teurer Auslandsreisen Österreich mit voller Vehemenz erreicht.

Die Österreicher gebeh Jahr für Jahr mehr für Urlaube im Ausland aus: pro Sekunde rollten allein schon während des Monats April rund 160 Schilling über Österreichs Grenzen. Die Gesamtsumme der Urlaubsausgaberi der Österreicher im Ausland belief sich in diesem Monat auf 413 Millionen Schilling und war damit um 134 Millionen Schilling oder 47 Prozent höher als vor einem Jahr.

Trotz dieser steigenden Tendenz der Devisenausigänge konnte der Nettoerlös aus dem Fremdenverkehr gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Die ausländischen Urlauber gaben im April in Österreich 1,01 Milliarde . Schilling aus; damit erhöhten sich die Fremdenverkehrseingänge gegenüber April 1967 um die Hälfte. Nach Abzug der Auslandsurlaubsausgaben der Österreicher verblieb im April ein Fremdenverkehrs-Nettodevisenerlös von 686 Millionen Schilling, womit die Nettoeingänge um fast genau 50 Prozent über den Aprilergebnissen des letzten Jahres lagen.

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