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Peking warnte vor der UNO: Der Kreml rüstet zum Krieg

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Die chinesische Delegation zählt zu den aktivsten Vertretungen in der UNO. Außenminister Huahg Hua, der früher Pekings ständiger Repräsentant bei der Weltorganisation war, wandte sich jüngst persönlich an die Vollversammlung und die Delegationen. Derzeit ist Wang Fu-Sheng die bedeutendste Persönlichkeit der rotchinesischen Delegation.Außenpolitisches Leitmotiv der Rotchinesen in der UNO: Betonung der Wichtigkeit der bündnisfreien Bewegung, da China ein „Entwicklungsland der Dritten Welt“ sei. Zwar werden die Vereinigten Staaten immer wieder als Supermacht getadelt, doch die heftigsten Angriffe >der Volksrepublik China richten sich gegen die Sowjetunion, die nach Auffassung Pekings einen Krieg vorbereitet, um eine Weltherrschaft zu errichten.

Huang Hua wechselte im Laufe der Jahre seine Kleidung (am Anfang trug er „Mao-Look“ im Sicherheitsrat und in der Generalversammlung, später westliche Kleider), niemals aber seinen Stil. In eher roher, diplomatischer Manier beschuldigte er Moskau wiederholt, daß es das Ziel der außenpolitischen Sowjetstrategie sei, China global einzukreisen. Als Moskau für

Abrüstungskonferenzen plädierte, schenkte Peking dem „Sirenengesang“ kein Vertrauen. Dies seien „Schlaftabletten für die Völker“, um sie vor den schmerzhaften Attacken einzulullen. Huang Hua wiederholte kürzlich die chinesische Auffassung zur Abrüstung: „Eine realistische Abrüstung erfordert das totale Verbot und die vollkommene Zerstö rung aller Nuklearwaffen, die Auflassung der Atombasen, die sich auf dem Territorium anderer Länder befinden.“ Der chinesische Außenminister betonte, daß die UdSSR weiterhin militärisch aufrüste, um „die Gesamtheit von Afrika, Asien und Europa“ zu beherrschen. Er vergaß auch nicht den Westen als er besonders die Westeuropäer warnte, im Hinblick auf ihre Verteidigung nicht schläfrig zu sein.

Vor Huang Huas Rede verbreitete die chinesische Delegation durch die Presseabteilung der UNO die Rede des Stellvertretenden Ministerpräsidenten Li Hsien-Nien, der' in Peking den Vorsitzenden des Höchsten Militärrates der Republik Nigeria, Seyni Kountche, empfangen hatte. Darin hieß es, daß „die Unabhängigkeit und Sicherheit der afrikanischen Länder von einer Supermacht ernstlich bedroht sei, die sich als natürücher Al-lierter der Dritten Welt anbietet.“ (Gemeint war natürlich die Sowjetunion). Und weiter: „Sie macht größte Anstrengungen, um sich strategisch wichtiger Gebiete zu bemächtigen, strategische Rohstoffquellen in Afrika an sich zu reißen und die strategischen Routen zu kontrollieren, mit dem Ziel, Westeuropa zu überflügeln.“ Außerdem bezeichnet er die Sowjetunion als den gefährlichsten Feind der afrikanischen Länder und Völker und benützte dazu die charakteristische chinesische Märchensprache, als er die Afrikaner warnte, auf den Tiger an der Hintertür aufzupassen, während sie den Wolf an der vorderen Pforte vertreiben.“

Neulich verbreitete die chinesische UNO-Delegation zahlreiche Kommentare über sowjetische Kriegsvorbereitungen, in denen zu lesen war, daß „die jährliche Wachstumsrate der sowjetischen Rüstungsproduktion 16 Prozent erreicht hat. Die Russen fabrizieren seit 1965 mehr Panzer, gepanzerte Mannschaftswagen, Flugzeuge für taktische Einsätze und Geschütze als die Amerikaner. Die Sowjetunion rüstet zu einem aggressiven Krieg.“

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