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Die Macht der Teenager

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Während die amerikanische Öffentlichkeit von Debatten über den Vietnamkrieg, über die Probleme von Weiß und Schwarz, über die Differenzen zwischen Studenten und Hochschulprofessoren erfüllt ist, wird gerne ein Aspekt übersehen, der dennoch eine wichtige Rolle im amerikanischen Leben spielt: Es ist das Problem der amerikanischen Teenager.

In Amerika gibt es heute ungefähr 20 Millionen solcher Teenager, das heißt, junger Meeschen zwischen 13 und 19 Jahren, die einen enormen Einfluß über die amerikanische Kultur und Wirtschaft besitzen. Die „Macht der Teenager” wird seit langem von Geschäftsleuten und Filmdirektoren kultiviert. Es dauerte kaum zwanzig Jahre, bis jene Menschen, die diese Macht der Teenager hochzüchteten, vor ihr nun zu zittern begannen.

Warum aber sind die amerikanischen Teenager so mächtig? Die Antwort ist leicht zu geben: Die Macht ist in der wirtschaftlichen Stärke dieser 20 Millionen Teenager begründet. Diase Teenager geben soviel Geld aus, daß es die schöne Summe von 15 Milliarden Dollar ausmacht; 15 Milliarden Dollar in den Händen von Menschen, die eigentlich noch Kinder sind.

Es gibt genaue Statistiken, die diese außergewöhnlich starke wirtschaftliche Kraft der Teenager zergliedern: Die Teenagermädchen, die 11 Prozent der weiblichen Einwohner der USA ausmachen, kaufen 20 Prozent aller Frauenkleider und Kostüme, diese Mädchen unter 19 Jahren kaufen jährlich 30 Prozent aller kosmetischen Erzeugnisse, ferner 25 Prozent aller Weihnachts- und Geburtstagskarten, die sie sich gegenseitig zusenden. Und sie kaufen nicht weniger als 50 Prozent aller Schallplatten, da sie rund 10 Millionen Plattenspieler besitzen.

Zusatzverdienst im Sommer

Alle Teenager zusammen besitzen eine Million Fernsehapparate und 20 Millionen Radios. Ein Zehntel aller amerikanischen Automobile gehört diesen jungen Leuten.

Die Statistiken zeigen auch, daß 13 Millionen dieser Teenager wenigstens ein Musikinstrument spielen; daß 16 Millionen wenigstens einen Photoapparat besitzen und 19 Millionen ein bis fünf Bücher (keine Schulbücher) pro Monat lesen. Diese jungen Leute geben ferner zu Weihnachten alljährlich eine Milliarde Dollar für gegenseitige Geschenke aus.

Dies alles bedeutet, daß alle Geschäftsleute, Fabrikanten. Modezeichner, Verleger und alle, die irgendwie an der amerikanischen Wirtschaft beteiligt sind, keinen Schritt unternehmen, bevor sie nicht den Teenagermarkt genau untersucht haben. Denn die Statistiken zeigen ferner, daß die Eltern sehr oft ihre Kinder um Rat fragen, was für ein Auto, was für einen Fernsehapparat oder was für einen Ferienort sie, die Eltern, wählen sollen. Die wirtschaftliche Macht der Teenager hängt auch nur um Teil vom Taschengeld der Eltern ab. Denn die jungen Menschen haben zahllose Chanoen zum Geldverdienen. Die großen Unternehmer geben den Teenagern im Sommer gerne eine Anstellung: in der Gewißheit, daß diese Angestellten den größten Teil ihres Gehaltes wieder in demselben Geschäft ausgeben würden.

Die jungen Leute sind ihrer Macht bewußt. Die schlauen Business-men wechseln Mode und Modelle jedes Jahr mit dem Hinweis, daß diese Waren speziell für Teenager hergestellt wurden und diese Waren die Freiheit und Selbständigkeit der Jugend hervorheben. Die jungen Menschen schlucken die verlockenden Worte, die es gleichzeitig komplizieren, Disziplin und Ordnung unter ihnen aufrecht zu erhalten.

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