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Renaissance

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Vor zwei Monaten ist ein neues Buch des deutschen Fernseh-Journalisten Franz Alt erschienen: „Jesus - der erste neue Mann“. Da führt Alt seine Gedanken weiter, die er in den Büchern „Frieden ist möglich“ und „Liebe ist möglich“ ausformuliert hat: Über die Politik der Bergpredigt und über die Bergpredigt im Atomzeitalter.

Da schreibt Alt zum Beispiel, daß sich die Gottesherrschaft Jesu an sehr politischen Ideen, wie Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und Barmherzigkeit orientiert habe: „In zwei Fragen war Jesus von erschreckender Konsequenz: in Fragen des Geldes und in Fragen der Macht. Er war nicht grundsätzlich gegen Geld und Macht, aber er hat grundsätzlich die Frage nach dem Sinn von Geld und Macht gestellt. Sind Geld- und Machtfragen unpolitisch?“

Es müßte doch für Bischöfe, Priester und Theologen interessant sein, zu ergründen, warum ein Buch über die Politik der Bergpredigt („Frieden ist möglich“) in 1,1 Millionen Exemplaren weltweit zu verkaufenist?

Franz Alt hat natürlich ein verdächtiges Erfolgsrezept: Er geht mit herzhafter Unbefangenheit an theologische Fragen heran. Er bekennt sich auch zur selbständigen Frömmigkeit, obwohl er weiß, daßin den Kirchen eher Wohl-Verhalten erwartet wird. Und er hat auch keine Scheu, Gedanken von Karl Jaspers, C. G. Jung und Albert Schweitzer einfach formuliert, seinen Lesern nahezubringen. Zum Beispiel die schlichte Erkenntnis des Karl Jaspers, daß der Friede im eigenen Haus beginnt. Oder CG. Jungs Idee vom Zusammenhang allen Seins, von der Einheit des Lebendigen, das, was er Kollektiv-Seele nennt.

Jaspers hat erkannt, daß die Veränderung der menschlichen Welt eins ist mit der Verwandlung des Menschen. Nur durch diese Verwandlung ist eine Ausschaltung der Atombombe möglich, die der Philosoph als Symptom einer Krankheit erkennt. Und Albert Schweitzer hat die Ehrfurcht vor dem Leben insZentrum seiner Ethik gestellt: „Eine neue Renaissance muß kommen, viel größer als die, in der wir aus dem Mittelalter herausschritten: die große Renaissance, in der die Menschheit dazu gelangt, von dem armseligen Wirklichkeitssinn, in dem sie dahinlebt, zur Gesinnung der Ehrfurcht vor dem Leben fortzuschreiten.“

Bei Franz Alt liest sich das so: „Abtreibung und Aufrüstung, der Krieg gegen die Ungeborenen und der Krieg gegen die Geborenen hängen so zusammen wie der Frieden in der Familie und der Frieden zwischen den Völkern.“

Alt spricht vom „ Todesmief“ unserer Zeit. Und der könne nur durch eines vertrieben werden: durch Umkehr zum Leben im Sinne Christi.

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