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Theorie oder Basis für ökonomischen Erfolg?

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Trotz aller schönschreiberi-schen Verbrämungen ist es, wenn auch nicht die vornehmste, so doch die vordringlichste Aufgabe eines Unternehmens, Gewinn zu erwirtschaften. Welche Managementmodelle dabei am hilfreichsten sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, von der Weiterentwicklung und dem Verständnis der Gesellschaft zum Beispiel. Ein Mosaikstein-chen auf dem Weg zum Gewinn ist die in Managementtheorien häufig anzutreffende Unternehmenskultur, die zwar allein kein Garant für denselben ist, aber richtig eingesetzt helfen kann, die schwarzen Zahlen wachsen zu lassen.

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Trotz aller schönschreiberi-schen Verbrämungen ist es, wenn auch nicht die vornehmste, so doch die vordringlichste Aufgabe eines Unternehmens, Gewinn zu erwirtschaften. Welche Managementmodelle dabei am hilfreichsten sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, von der Weiterentwicklung und dem Verständnis der Gesellschaft zum Beispiel. Ein Mosaikstein-chen auf dem Weg zum Gewinn ist die in Managementtheorien häufig anzutreffende Unternehmenskultur, die zwar allein kein Garant für denselben ist, aber richtig eingesetzt helfen kann, die schwarzen Zahlen wachsen zu lassen.

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Ist ein Unternehmen mit stark ausgeprägter Unternehmenskultur wirtschaftlich erfolgreicher? Prima facie läßt sich diese Frage im Hinblick auf Beispiele amerikanischer und japanischer Unternehmen mit ja beantworten. Auch die zunehmende theoretische Auseinandersetzung mit dem Begriff und der Bedeutung von Unternehmenskultur - oder in synonymer Verwendung Organisationskultur, Firmenkultur, corporate culture - in der betriebswirtschaftlichen Literatur kann als Hinweis steigender Bedeutung verstanden werden. Die Diskussion in der Betriebswirtschaft beschränkt sich meines Erachtens auf einen zu enggefaßten Unternehmenskulturbegriff. Gegenstand der Analyse sind die Elemente von Unternehmenskultur, die entscheidend sind für eine effizientere Aufbau- und Ablauforganisation im Unternehmen. Das Unternehmen kann jedoch darüber hinausgehend als "Miniaturgesellschaft" interpretiert werden. Diese Sichtweise impliziert eine Erweiterung des Begriffs Unternehmenskultur. Das Unternehmen ist demnach nicht nur Teil einer Kultur, sondern ein offenes

Sozialsystem und damit Träger einer spezifischen Kultur.

Unternehmenskultur als Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre

Die Definitionen von Untemehmenskultur, die in der Literatur zu finden sind, sind vielfältig, lassen sich jedoch subsumieren unter den von Heinen/ Dill (1985) unterbreiteten Vorschlag, Untemehmenskultur aufzufassen als "Grundgesamtheit gemeinsamer Wert- und Normenvorstellungen sowie geteilter Denk- und Verhaltensmuster, die die Entscheidungen, Handlungen und Aktivitäten der Organisationsmitglieder prägen". Diese Untemehmenskultur wird über spezifische Symbole (Sprache, Riten, Rituale, Zeremonien) weitergegeben. Im Mittelpunkt der Kennedy/Deal'schen Untersuchung "Corporate Cultures -The Rites and Rituales of Corporate Life" (der analytischen Untersuchung ging eine empirische voraus) steht die Bedeutung von Werten, die durch das "cultural network" und durch bestimmte Symbole im Unternehmen institutionalisiert werden. Kennedy/Deal interpretieren die Herausbildung starker Untemehmenskultur als Faktor unternehmerischer Effizienz. Die historische Betrachtung der Unternehmensentwicklung zeigt, daß das Unternehmen zur Zeit der Zünfte und Gilden in das kulturelle, gesellschaftliche Leben in hohem Maße miteingebunden war. Große Handelshäuser waren für die gesellschaftliche Entwicklung innovative Impulsgeber. Mit der industriellen Revolution wurde das Unternehmen aus der "Kulturleistung" der Gesellschaft hinausgedrängt. Der Stellenwert des Unternehmens wurde zu dem eines Güterproduzenten und Anbieters von Dienstleistungen. Die Trennung von Kopf- und Handarbeit degradierte den arbeitenden Menschen zum "Ausführenden", dem Bediener von Maschinen. Tote Maschinen jedoch wurden zum Inbegriff der Kulturlosigkeit bzw. der von der Kultur abgekoppelten Zivilisation. Im Umbruch zur postindustriellen Gesellschaft erobert sich das Unternehmen seinen ursprünglichen Stellenwert als aktiver Mitgestalter gesellschaftlicher Prozesse zurück. Neben den in der Betriebswirtschaft diskutierten und in der Praxis relevanten Faktoren für unternehmerischen Erfolg, tritt eine stark ausgeprägte Unternehmenskultur als erfolgbestimmende Variable hinzu.

Unternehmen als offene Sozialsysteme

Unternehmenskulturzu definieren, impliziert das Verständnis von "Unternehmung als Miniaturgesellschaft". Das Unternehmen ist, wie bereits einleitend ausgeführt wurde, demnach nicht nur Teil einer Kultur, sondern ein offenes Sozialsystem, das als Ganzes ein kulturproduzierendes System ist.

Das Unternehmen als Kooperationsrahmen und -form mündiger Menschen leistet fürdie Förderung von Eigeninitiative und Eigenständigkeit -und in weiterer Folge für die Gründungstätigkeit in der Gesellschaft -einen wichtigen Beitrag. Die "Kooperation" Unternehmen kann im "neuen" Verständnis als Generator von Denk- und Verhaltensmustern betrachtet werden und steht damit im Gegensatz zu den Auffassungsweisen des Taylorismus. Kreatives, eigenständiges Handeln im Unternehmen wird übertragen auf das außerbetriebliche Verhalten und prägt beziehungsweise bestimmt kultuelle und soziale Lebensbereiche.

Unternehmen als Kooperation unternehmerischer Menschen

Die neue (wiederentdeckte) Auffassung vom Unternehmen hat noch keine neuen Unternehmensformen hervorgebracht. Denkbar sind in diesem Zusammenhang Formen.'die die AG als effiziente Unternehmensform fürdie Mobilisierung von Risikokapital mit Korporationsformen verstärkter Teilnehmerschaft vereinen. Das Ziel dieser Unternehmensformen soll eine "Kooperation unternehmerischer Menschen" sein, die sich auszeichnet durch ein hohes Maß an Gleichrangigkeit verantwortungsbewußter und -fähiger Mitarbeiter. Teilweise werden diese Konzepte schon verwirklicht. Beispiele dafür sind: Gemeinschaftspraxen von Ärzten, Sozietäten von Rechtsanwälten, Gesellschaftervereinigungen von Unternehmensberatern ("partnerships"), Gesellschafterunternehmen. Auch selbstverwaltete Betriebe, sowie Organisationsformen der Alternativen Ökonomie müssen in diesem Zusammenhang erwähnt werden, auch wenn letzteren der Rang als vollwertige Mitglieder der "Unternehmerwirtschaft (= entrepreneurial economy)" oft nicht zuerkannt wird. Japanische Betriebe zeichnen sich dadurch aus, daß die Mitarbeiter in die Prozesse gemeinsamer Entscheidungsfindung sehr stark einbezogen werden. Das dadurch erzeugte "Wir-Gefühl" trägt entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg japanischer Unternehmen bei. In Amerika haben sich gänzlich neue Kooperationsformen zwischenbetrieblicher Zusammenarbeit gebildet (z.B. in Sillicon Valley und in Massachusetts). In Italien werden in der Emilia Romagna neue Solidaritätsformen zur Basis erfolgreichen wirtschaftlichen Handelns. Es gibt Wissenschaftler, die behaupten, daß sich auf bestimmten, sehr schwierigen Feldern der Zukunftsmärkte ausschließlich "Korporationen" mündiger, unternehmerischer Menschen als Unternehmen behaupten werden können - stark ausgeprägte Untemehmenskultur als Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit.

Theodor Krendelsberger ECO PLUS

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