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Kriterien des Kunstsponsoring

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An den Beginn dieser Ausführungen möchte ich ein Zitat aus der aktuellen kulturpolitischen Diskussion stellen. Die Forderung lautet, daß bei allem Verständnis für die Probleme des Staatshaushaltes Kunst und Kultur nicht zu Tode gespart werden dürften. Österreich, so die Mahnung, wäre mit Blindheit geschlagen, würde es nach den bedauerlichen Einbußen an Ansehen auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet auch das kulturelle Image aufs Spiel setzen.

Dieser Hinweis auf die hervorragende Bedeutung von Kultur als Gestaltungskraft neben Politik und Wirtschaft erscheint wesentlich. Es mag an dieser Stelle freilich eingewendet werden, daß sich der Staat ohnehin um kulturelle Angelegenheiten kümmere und die Unternehmen bei ihrem Leisten bleiben - sprich: Produkte verkaufen und Menschen beschäftigen sollten.

Dieser Vorschlag ist freilich unrealistisch. Und Uberall dort, wo die Mittel knapp sind, kann eine Kooperation zwischen öffentlicher Hand und privaten Sponsoren neue Wege der Kunstförderung erschließen. Nicht als Konkurrenz zum Staat, sondern als sinnvolle Ergänzungen der staatlichen Möglichkeiten, wo aus Geldmangel, möglicherweise auch aus Mangel an Flexibilität, unterstützens-werte Aktivitäten nicht oder nicht ausreichend beachtet werden.

Man kann nun fragen: Was veranlaßt Unternehmen wie die IBM, namhafte Beträge für kulturelle und künstlerische Vorhaben auszugeben? Was ist der „return on investment“ derartiger Aktivitäten? ,

Erklärtes Ziel aller Bemühungen von Unternehmen auf dem Gebiet von Kunstförderung ist

• das Image und Erscheinungsbild des Unternehmens in der Öffentlichkeit positiv darzustellen, sowie

• die Akzeptanz der unternehmerischen Tätigkeit zu erhöhen.

Gerade die erfolgreichen Unternehmen haben sehr früh erkannt, daß sie Verpflichtungen haben, die über ihre wirtschaftliche Kernfunktion weit hinausgehen. Und immer mehr Unternehmen legen Henry Ford's Diktum, wonach ein Unternehmen, das nur Gewinne macht, im Grunde genommen ein schlechtes Unternehmen sei, zugunsten von Kunstförderung aus. Weil sie erkannt haben, daß die Barrieren und Berührungsängste zwischen Kunst und Kultur einerseits und Wirtschaft und Technik andererseits überwunden werden müssen. Weil sie begriffen haben, daß „Wirtschaft“ mehr ist als die Automatik des Marktes - nämlich ein gesellschaftliches Geschehen, ein Kulturprozeß. Das heißt: gestaltungsfähig und ge-staltungsbedürftig.

Den wirtschaftlichen Erfolgsnachweis hat ein Unternehmen wie die IBM immer wieder erbracht. Aber weder Mensch noch Computerhersteller leben von Chips allein.

IBM wird daher nur dort erfolgreich wirtschaften können, wo die Menschen akzeptieren, daß wir als Unternehmen und als Mitarbeiter dieses Unternehmens dazu beitragen, Existenzfragen dieser Gesellschaft zu lösen. Die unternehmenspolitische Antwort auf diese Herausforderung nennen wir Corporate Social Responsibi-lity.

Im Laufe der Zeit haben sich unter diesem Titel sechs Schwerpunkte herausgebildet:

• Wissenschaft und Forschung

• Kunst und Kultur

• Bildung und Ausbildung

• Gesundheit und Umwelt

• Gesellschaft und Wohlfahrt

• Dritte Welt

Um eine Orientierungshilfe zu geben: Im Jahr 1986 hat die IBM für diese sechs Bereiche weltweit rund 187 Millionen Dollar aufgewendet. Und wenngleich eine interne Richtlinie das Budget für Corporate Social Respon-sibility vorgibt, so ist es doch die Entscheidung jeder Landesgesellschaft, die Aktivitäten im Rahmen dieser seths genannten Bereiche selbst festzulegen.

IBM Österreich hat sich schwerpunktmäßig für „Kunst und Kultur“ entschieden. Tatsächlich ist Kultur ein wichtiges Medium für IBM - für unsere Akzeptanz; für den Motor „Sympathie“: aber auch für ein spezifisches Österreich-Image des Unternehmens.

In der Diktion der Werbesprache formuliert: It takes art to make a Company great.

Das führt zu der Frage, was gefördert werden soll.

Grundsätzlich soll der Sponsor frei entscheiden können, was er fördern will. Im Laufe der Jahre haben sich für unsere Kunstförderung einige Grundsätze herausgebildet. Demnach sollen die Aktivitäten, die wir von IBM unterstützen, vor allem

• neuen Ideen zum Durchbruch verhelfen

• der Allgemeinheit zugute kommen

• nicht als Mittel zur Erreichung von Geschäftsabschlüssen eingesetzt werden

• in ihren Auswirkungen nicht nur kurzfristig sein

• sich nach der Starthilfe allenfalls selber erhalten können

Gerade wer in einer innovativen Branche tätig ist wie die IBM, ist auf ein gesellschaftliches „Reizklima“ angewiesen, in dem ungewöhnliche Ideen und unkonventionelle Lösungen gedeihen können. Daraus folgt, daß die Förderung des noch-nicht Etablierten, des in die Zukunft Weisenden, des noch nicht Verfestigten - sprich: der Avantgarde für uns hohen Stellenwert hat.

Darüber hinaus wollen wir mit unserer Kunstförderung einen Beitrag zum regionalen Kulturleben, aber auch zu seiner internationalen Verbreitung leisten. Nicht zuletzt wollen wir damit aber auch den Nachweis erbringen, daß die IBM mit einer 60jäh-rigen Tradition hier in Österreich ihre Verantwortung als Good Corporate Citizen ernst nimmt.

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