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Tina Blau

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Zu den bedeutendsten Erscheinungen der österreichischen Landschaftsmalerei des späten 19. Jahrhunderts gehört die am 15. November 1845 in Wien geborene Tina Blau. Die Tochter des aus Prag stammenden Militärarztes Simon Blau nahm mit vierzehn Jahren Zeichenunterricht bei Antal Haněly, einem Waldmüller-Schüler — und studierte dann bei August von Schaeffer, der in ihr die Liebe zur Landschaftsmalerei weckte und sie anhielt, im Prater vor der Natur zu zeichnen und zu malen. Nach weiteren Studien in der Malschule von Josef Matthias Aigner kam sie 1869 nach München, wo sie einige Jahre bei Wilhelm Lindenschmit arbeitete.

Um 1873 traf sie auf den Freundeskreis einiger führender österreichischer Landschaftsmaler, die in Fischamend bei Wien lebten, auf Julius Berger, Franz Rumpler, Eugen Jettei, Eduard Charlemont und den wesentlichen Emil Jakob Schindler, mit dem sie bald stärkere künstlerische und menschliche Beziehungen verbanden. Die von August von Pettenkofen entdeckte Gegend um Szolnok und eine große Hollandreise wurden in den folgenden Jahren ein Angelpunkt ihrer künstlerischen Entwicklung. Reisen nach Italien (1877 und 1879) brachten eine Aufhellung ihrer Farbigkeit und ein Aufenthalt in Paris im Jahre 1883, anläßlich der Ausstellung eines ihrer Hauptwerke, des „Frühlings im Prater“ im „Salon“, eine oberflächliche Beeinflussung durch die Impressionisten. 1883 heiratete sie den bayrischen Schlachtenmaler Heinrich Lang, mit dem sie in München lebte.

Als Lang nach acht Jahren starb, kehrte sie 1893 nach Wien zurück, wo sie 1897 zur Mitbegründerin der Frauenakademie wurde, an der sie bis 1915 Stilleben- und Landschaftsmalerei lehrte. Zahlreiche Reisen in Österreich und Europa erweiterten noch bis zum ersten Weltkrieg ihren Gesichtskreis und die Zahl ihrer Motive. Als sie am 31. Oktober 1916 starb, war sie schon längst eine gesuchte und anerkannte Malerin geworden. Das hat sich bis heute nicht wesentlich geändert. Im Gegenteil, wenn auch ihr Name dem großen Publikum noch nicht so sehr bekannt ist, so nimmt doch ihre Wertschätzung, auch international gesehen, immer mehr zu. Eine von Frau Doktor Zdrawka Ebenstein im Oberen Belvedere schön gestaltete und ausgezeichnet aufgebaute Ausstellung gibt nun bis zum 17. Oktober Gelegenheit, eine eingehendere Bekanntschaft mit dem Werk dieser liebenswürdigen Künstlerin zu machen.

Künstlerisch führte ihr Lebensweg von einem anfangs tonig angelegten Realismus, der sich durch die Naturbeobachtung ständig vertieft und mehr und mehr an überflüssigem Detail verlor, zu einer echten Freilichtmalerei, in der die Beachtung der farbigen Werte, das Gefühl für Nuancen in der Feinheit der Abstufungen, immer mehr an Gewicht gewinnt. Die malerische Form wird dabei immer einfacher und großzügiger gesehen, aber es ist gerade die Feinheit der Empfindung, die den Bildern Tina Blaus nicht nur ihren Stimmungscharakter, sondern auch ihr intimes Leben geben. Ihre meist kleinen Formate gehören in ihrer Delikatesse, der Aufrichtigkeit und Wahrheit ihrer Gestaltung, zu den schönsten Beispielen österreichischer Landschaftsmalerei der Zelt.

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