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Ungewohnte Schlagzeilen

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Ein Durchblättern der in letzter Zeit bei der FURCHE eingelangten Schüler- und Jugendzeitungen zeigt, daß es derzeit kein alles beherrschendes Thema in diesen Medien gibt, aber fast durchwegs ganz andere Schlagzeilen als in der herkömmlichen Presse.

Das Jugendmagazin „Die Wende”, in neuem Format und um vier Seiten umfangreicher geworden, widmet sich unter den Titeln „Brüderlein und Schwesterlein” und „Efrauzipation oder die männliche Muttersprache” besonders der heutigen Rolle der Geschlechter und bringt einen engagierten antifaschistischen Kommentar zum Abschneiden Norbert Burgers bei der Bundespräsidentenwahl.

Die überregionale Schülerzeitung „Klartext” gibt in ihrer Serie „Jugendreligionen in Osterreich” unter dem Titel „Ich war ein Kind Gottes” die Erlebnisse eines jungen Journalisten wieder, der sich unerkannt Für zwei Monate unter die Angehörigen der dubiosen Sekte des Moses David Berg mischte.

Im „ÖH-Expreß” der Osterreichischen Hochschülerschaft begegnen einander so wichtige studentische Fragen wie die Parapsychologie („Mehr Licht ins Jenseits”) und das neueste Werk Gottfried von Einems („Jesu Buhkonzert”). Der Kommentar kritisiert die Rauschgiftberichterstattung in Österreichs Medien: „Der Duft der großen weiten Welt riecht verrucht und marihuanasüß. Nur bei den legalisierten Suchtgiften scheint sie noch immer heil zu sein. Zigaretten- und Alkoholkonsum steigt. Der .goldene Schuß* mit Schnaps und Glimmstengeln bleibt .Redaktionsgeheimnis'.”

Dem Drogenproblem ist übrigens ein ausgezeichnetes Sonderheft der Vorarlberger Schülerzeitung „Der Stachel” (BG Feldkirch) gewidmet.

„Innsbruck, eine Studentenstadt?” fragt der Hauptbeitrag der „Unipress” (Hochschülerschaft an der Innsbrucker Universität) und kommt nach vielen negativen Beispielen zu dem Schluß: „Sich auf dem Titel Europastadt, auf seiner Schönheit und seinem historischen Kapital auszuruhen, genügt für Innsbruck bestimmt nicht. Dem vielstrapazierten und mißbrauchten Ändert Hofer würde es heute, angesichts mancher Zustände, den Magen umdrehen.”

In einem anderen Teil des Blattes diskutieren die einzelnen Fraktionen die Frage einer permanenten Olympiastadt Innsbruck und die Idee, im Olympischen Dorf zwischen den Spielen Studenten unterzubringen und damit deren gerade in Innsbruck beträchtliche Wohnprobleme zu lösen. Forum und JES begrüßen unter bestimmten Bedingungen (vor allem keine Gettobildung!) den Plan, die Basisliste Linke Alternative lehnt ihn in jeder Form ab.

Die Olympischen Spiele in Moskau nimmt die Wiener Schülerzeitschrift

„Ping Pong” zum Anlaß, die politische und wirtschaftliche Dimension des Spitzensports zu entlarven und darauf hinzuweisen, daß eine engagierte Gruppe während der Olympischen Spiele in Moskau ein großes Musikfestival, ein „Woodstock der Menschenrechte”, im Berliner Olympiastadion durchführen will.

Der „Informer” der Jungen ÖVP

Oberösterreichs beklagt, daß die dortige Sozialistische Jugend (SJ) aus dem gemeinsamen Komitee aller oberösterreichischen Jugendorganisationen, das über Menschenrechtsverletzungen in Austragungsländern weltweiter Sportveranstaltungen informieren will, ausgetreten ist. War die SJ bei Argentinien noch groß dabei, stieg sie nun bei Moskau aus, „weil zu befürchten sei, daß diese Aktion sich zu wenig von der jetzt auslaufenden sowjetischen Hetzkampagne abhebe”.

Ein folgerichtiger Schritt. Es ist eben schwer, in einem Gremium mitzuarbeiten, das für Leute mit offenen Augen gedacht ist, wenn man auf einem Auge blind sein will...

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