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Von Schulden erdrücktVon Schulden erdrücktVon Schulden erdrücktVon Schulden erdrückt

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Seit 1972 haben sich die Schulden aller Entwicklungsländer zusammen verzehnfacht. Sie betragen derzeit 1010 Milliarden Dollar. Nichts deutet darauf hin, daß sich daran schnell etwas ändern wird. Ein Beispiel: Das lateinamerikanische Land Peru, an 13. Stelle der meistverschuldeten Länder, müßte, um nur die fälligen Zinsen bezahlen zu können, etwa 88 Prozent seines Nationalproduktes verwenden. So sieht sich die Regierung gezwungen, neue Kredite aufzunehmen.

Der Internationale Währungsfonds gewährt zwar weitere Kredite, verlangt aber dafür von der peruanischen Regierung harte Maßnahmen, die sich vor allem gegen die arme Bevölkerung richten: Lohnstopp, Einstellung von Preisstützungen bei Grundnahrungsmitteln.

Die wirtschaftliche Lage im Lande verschlechtern noch die inneren Unruhen. Die links-maoi-stische Gruppe „Der Leuchtende Pfad” will mit Gewalt eine neue Ordnung in Peru schaffen und setzt viele, vor allem die Bauern, die sich nicht anschließen wollen, unter Druck. Ungefähr 11.000 Bauern wurden schon von den Guerilla-Gruppen ermordet.

„In dieser Situation hat die Kirche eine wichtige Aufgabe”, stellte in einem Gespräch in Wien der peruanische Bischof der Apostolischen Präfektur Chimbote, Luis Bambaren, fest: „Sie muß das Gewissen der Regierungen und Institutionen hinsichtlich der sozialen Auswirkungen der Außenschulden wecken. Viele Darlehen werden nicht widmungsgemäß verwendet, sondern dienen der Bereicherung einer kleinen Schicht und dem Betrug. Immer noch werden 22 Prozent der ausländischen Kredite für die Rüstung ausgegeben.”

Die Kirche versucht, mit Zustimmung der Regierung, den Armen direkt zu helfen und verteilt in Peru 12.000 Mahlzeiten pro Tag. Sie hilft auch den Witwen und Kindern der von Guerüleros ermordeten Bauern. Weiters versucht sie, Gespräche mit dem „Leuchtenden Pfad” zu führen und in einem friedlichen Prozeß gegen die Ungerechtigkeit zu arbeiten.

Beunruhigt ist Bischof Bambaren über die Tatsache, „daß es in vielen Ländern Organisationen gibt, welche die Tätigkeit gewisser Gruppen unterstützen, ohne zu wissen, was diese in Wirklichkeit wollen.” Auch in Europa gibt es viele Menschen, die aus Unkenntnis den „Leuchtenden Pfad” unterstützen.

Vor kurzem hat die peruanische Kirche ein Vier-Punkte-Programm für Lateinamerika vorgeschlagen. Darin heißt es: Die Industrieländer sollen Maßnahmen für die Förderung eines neuen wirtschaftlichen Wachstums setzen, die Zinssätze sollen gesenkt werden, den Rohstoffen, die eine wichtige Einnahmequelle von Devisen darstellen, soll ein höherer Wert zugemessen werden, die schon vorhandenen Mechanismen der Solidarität müssen gefördert werden.

Die Regierung hat diesen Vorschlag positiv empfunden, und Präsident Alan Garcia hat als erster lateinamerikanischer Präsident eine drastische Maßnahme gesetzt: Er läßt nur zehn Prozent der Exportgewinne für die Schuldenrückzahlung verwenden.

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