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Vorbilder in der Politik

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Eigentlich hatte man gemeint, der Bundespräsident wollte mit Parlamentsjournalisten nur über Parlamentsjournalistisches reden, aber Rudolf Kirchschläger ging keinem Thema (nur unziemlichen Festlegungen) aus dem Weg. Und dabei fiel — neben Zurückhaltungsappellen an Papstbesuchskritiker und einer Absage an weltfremde Weltpolitiktheorien ä la (ohne Namensnennung) Norbert Steger — auch das Wort von der Vorbildfunktion der Politiker.

Einmal legte er ganz allgemein die Politiker auf eine solche Verpflichtung fest, einmal gestand er jungen Neueinsteigern in die Politik Anteil an deren Imageaufwertung zu, ein drittes Mal führte er diese auf ein Ausscheiden „negativer Leitfiguren“ zurück.

Der Bundespräsident hält etwas vom unprätentiösen Vorbildsein. Daß er selber ein solches ist, braucht man ihm nicht zu attestieren. Das Volk weiß es.

Es weiß dies auch von anderen Männern, die es immer wieder in hohe Ämter beruft oder lange berufen hat — Salzburgs einstigem Landeshauptmann Hans Lechner etwa, der dieser Tage sein siebtes Lebensjahrzehnt mit dem Bekenntnis rundete, daß „ein Zyniker überhaupt nicht Politiker werden sollte und Landeshauptmann niemals werden kann“.

Sie können’s leider doch, hier unterspielt der Altlandesvater, aber sicher darf nicht nur er selbst an diesem Maß getrost gemessen werden, sondern gewiß auch sein Kollege, der einige Tage zuvor in Innsbruck sein „20 Jahre Landeshauptmann von Tirol“ gefeiert hatte.

Eduard Wallnöfer, der vier Bundespräsidenten und fünf Päpste erlebt und mit sechs Bundeskanzlern verhandelt hat, konnte von sich behaupten, aus keiner von 1200 Landesregierungssitzungen im Streit von seinen Kollegen geschieden zu sein.

„Natürlich hat man auch in Tirol gründlich gestritten“, räumte Wallnöfer ein, auch in der eigenen Partei, aber dann sei wieder Frieden geworden, und, „entschuldigen Sie vielmals, das freut mich auch.“

Er entschuldigt sich, weil es in Österreich immer mehr üblich zu werden scheint, sich persönliche Beleidigungen an den Kopf zu werfen, statt in der Sache hart (härter als bisher), im Ton versöhnlich und als Menschen freundlich miteinander umzugehen.

Auch dem Wiener Bürgermeister Leopold Gratz kann man nach zehn Jahren Amtsführung zwar nicht ein Übermaß an Effizienz, aber ein gutes Maß an Menschlichkeit bescheinigen.

In der Steiermark zeigt eine eben zum Thema „Drei Jahre Landeshauptmann Krainer“ herausgebrachte 23-Seiten-Jubel- broschüre, womit Leitbildpflege nicht verwechselt werden sollte: Personenkult. Schade: Auch „Jo- schi“ Krainer ist dafür viel zu gut.

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