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Eine angepaßte Generation

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Ich wollte feststellen, wie die Mädchen das heutige Österreich sehen, ob sie mit den Lebensbedingungen zufrieden sind und was sie auszusetzen haben. Die Frage lautete:

„Wie denkst du über das heutige Leben in Österreich?”

Gruppe A sind wiederum Schülerinnen praktischer, Gruppe B Schülerinnen mehr theoretisch-pädagogischer Ausbildungsrichtung. Die Unterschiede zwischen den Gruppen und Altersstufen treten in den Antworten auf diese Frage nicht so deutlich hervor wie in den Antworten auf die Frage nach Wissen und Meinung über die laure 1938 bis 1945. Ebenso wie dort spiegelt sich jedoch in manchen Antworten die Meinung des Elternhauses.

Alle Mädchen, vor allem aber die vierzehnjährigen der Gruppe A, äußern sich positiv über den hohen Lebensstandard, außerdem über Österreich als einen freien und unabhängigen Staat. Eine Vierzehnjährige: „Wir dürfen froh und glücklich sein, in einem freien und unabhängigen Land zu leben.” Es soll, so finden die Mädchen dieser Gruppe, so bleiben, wie es ist. Österreich ist in ihren Augen ein stabiles Land, denn es hat einen geordneten Mittelstand. In einer Antwort heißt es, daß bei uns „die Unterschiede zwischen reich und arm nicht so groß sind wie in den USA”. Viele Mädchen sehen jedoch im heutigen Österreich nicht etwas, was einfach da war und ist, sondern das Ergebnis einer mühsamen Aufbauarbeit: „Ich freue mich, daß es so weit gekommen ist!”

Kritisch angemerkt werden die niedrigen Renten, das teure Leben und die Tatsache, „daß die Arbeiter zuwenig verdienen”. Aber auch die kritischen Stimmen stellen fest, daß sie in den bemängelten Dingen nur Ausnahmen sehen, so schreibt ein Mädchen: „Es hat sich viel geändert, aber es ist noch nicht alles so, wie es sein soll.” Als Grund dafür, daß es noch Arbeitslose: gibt; führt -eine Schülerin an;’ daß sie nicht 5 arbeiten wolle : v,Da5?iediebcr mit Unterstützung leben wollen als arbeiten.”

Konjunktur und Neutralität

Die Fünfzehn- bis Sechzehnjährigen der Gruppe A antworten ähnlich, auch sie beschreiben (viermal) die Konjunktur, erwähnen ferner den hohen Lebensstandard und die Demokratie.

„Österreich”, so schreibt eine von ihnen, „hat eine gute Regierung, und wir leben in den Zeiten der Konjunktur, seitdem wir neutral geworden sind, geht es uns besser.”

Ein Gedanke taucht hier auf, wir finden ihn auch in den Antworten der anderen Altersstufen: Unzufriedenheit als Folge des Lebensstandards. Ein

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