Finanzmarkt-Stabilität

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Die Auswirkungen der US-Subprime-Krise auf Österreich sind bewältigbar. An klaren Spielregeln zur Vermeidung zukünftiger Krisen wird gearbeitet.

Der Subprime-Schock in der Finanzwirtschaft lag bei der Eröffnung des Bankenseminars beim Forum Alpbach in der Luft. Andreas Ittner, bisher Abteilungschef für Bankenprüfung und seit 1. September Mitglied des Direktoriums der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), ortet seit März - als der US-Investmentbankriese Bear Stearns aufgefangen wurde - eine gewisse Entspannung der Lage. "Ich kann aber nicht sagen, dass die schwierigen Rahmenbedingungen vorbei sind", so Ittner in Alpbach. Auch die Rückkopplung der Krise auf die Gesamtwirtschaft sei noch nicht klar.

Notenbanken wie die EZB und auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hätten vor der Krise vor wachsenden Ungleichgewichten gewarnt. Niemand aber habe den Zeitpunkt des Ausbruchs vorhersagen können.

Schockresistente Banken

Es gibt auch neue Schätzungen über die Höhe der abschreibungsbedingten Verluste. Ittner zufolge schätzt der Internationale Währungsfonds (IWF) heute die Wertabschreibungen auf 950 Milliarden Dollar (643 Milliarden Euro). Der Großteil entfalle auf Wertpapiere. Rund 500 Milliarden Dollar seien von den Banken abgeschrieben. Anders als bei früheren Finanzkrisen entfalle auf die Banken nur etwas mehr als die Hälfte der Belastungen, den Rest hätten Versicherer, Pensionsfonds oder Hedgefonds zu tragen. Rund 70 Prozent der durch die Abschreibungen entstandenen Löcher sind dem IWF zufolge bereits mit neuem Eigenkapital aufgefüllt. Die Finanzmarktturbulenzen testen seit vielen Monaten die Schockresistenz der Bankwirtschaft. Die Auswirkungen auf das österreichische Bankgewerbe seien "durchaus beherrschbar", betonte der Notenbanker. Die heimischen Kreditinstitute seien stark auf das CEE-Geschäft konzentriert und auch hier im klassischen Bankbusiness. Insgesamt hätten sie ihre Kredite auch in den eigenen Bilanzen behalten.

Mit 0,18 Prozent der Bilanzsummen lägen die Abschreibungen auf strukturierte Kreditprodukte bei den österreichischen Banken "im internationalen Vergleich sehr niedrig", sagte Ittner. Im Halbjahresvergleich nahm bei den österreichischen Bankinstituten wegen rückläufiger Handelsergebnisse und erstmals auch sinkender Provisionsergebnisse das Betriebsergebnis wohl ab - um rund 10 Prozent auf Jahresbasis, rechnete Ittner vor. Die Einlagen wachsen aber doppelt so stark wie die Kredite, und das stärke das österreichische Finanzsystem.

Umdenken seit US-Krise

Für den österreichischen Finanzminister Wilhelm Molterer ist klar, dass mit der US-Subprime-Krise ein Umdenken stattfindet. Aus eigener Anschauung bei den Sitzungen von Weltbank und Währungsfonds ist für Molterer "deutlich geworden, dass alle Beteiligten munter geworden sind. Die Forderung nach klaren Spielregeln liegt auf dem Tisch. Das ist zu unterstützen, gleichzeitig müssen Überregulierungstendenzen vermieden werden. Hier muss eine gute Balance zwischen Selbstverpflichtungen der Finanzbranche, gesetzlichen Regelungen sowie einer Stärkung der Aufsicht gefunden werden. Den Weg, den wir jetzt auf globaler Ebene einschlagen, deckt sich auch mit unserer Strategie auf europäischer Ebene, wo wir den Aktionsplan für Finanzmarkt-Stabilität weiter vorantreiben und erst vor kurzem eine verstärkte Zusammenarbeit der Finanzmarktaufsichten beschlossen haben", so der Finanzminister, und weiter: "Globalisierte Finanzmärkte bedürfen außerdem gemeinsamer Spielregeln zur Regulierung der veränderten Anforderungen." Für die Umsetzung einer europaweiten Transaktions- und Spekulationssteuer werde sich Österreich daher in der EU stark machen.

Nicht auf Staatskosten

Den stärkeren Ruf nach dem Staat im Zuge der Diskussion um die Finanzmarktkrise sieht Molterer skeptisch. "Grundsätzlich ist es nicht Aufgabe des Staates, unternehmerisches Risiko zu übernehmen. Im Sinn der wirtschaftlichen Stabilität kann es Situationen geben, wo der Staat eine gewisse Verantwortung wahrnehmen wird. Es darf aber nicht so sein, dass Risiken auf Kosten der Steuerzahler auf den Staat abgewälzt werden. Staatliche Aufgaben sind eine effiziente Aufsicht und klare Regeln. In dieser Diskussion sind auch die Unternehmen gefordert", sagte der Vizekanzler.

Grundsätzlich ist Europa in diesen Finanzmarkt-Krisenzeiten ein echter Stabilitätsanker geworden, sagt Molterer: "Das haben die letzten Monate ganz deutlich gemacht. Die Reformarbeit innerhalb der Europäischen Union und der Eurogruppe zahlt sich aus!" Für den Finanzminister steht die Inflationsbekämpfung an oberster Stelle der finanzpolitischen Prioritätenliste: "Diese ist zu einer internationalen - und keineswegs auf Europa oder Österreich beschränkten - Herausforderung geworden. Wichtig ist, dass wir im Interesse der Menschen gemeinsam die Wurzeln bekämpfen."

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