Map_of_the_United_States_and_territories - © Wikimedia

Amerikas fauler Kompromiss

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Wie die Eingliederung des Bundesstaates Missouri in die USA vor 200 Jahren den Weg für den Bürgerkrieg ebnete. Einige der sozialen, politischen und religiösen Konflikte reichen bis in die Gegenwart.

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Wie die Eingliederung des Bundesstaates Missouri in die USA vor 200 Jahren den Weg für den Bürgerkrieg ebnete. Einige der sozialen, politischen und religiösen Konflikte reichen bis in die Gegenwart.

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Der 4. Juli 1822 markierte eine kleine Zeitenwende in den USA: An diesem Tag wurde auf der Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika, den „Stars and Stripes“, ein neuer Stern hinzugefügt. Der Bundesstaat Mis-
souri hatte die Union nach längeren politischen Turbulenzen bereits ein Jahr zuvor als 24. Bundesstaat vergrößert, mit der symbolisch wertvollen Änderung der Bundesfahne wurde die Eingliederung des „Show-Me State“ feierlich besiegelt.

Dem Beitritt des neuen Mitglieds der Union war bereits eine langjährige Debatte um die Sklavenfrage vorausgegangen: Während sich in den nördlichen Bundesstaaten der USA zunehmend die sklavenkritische Haltung der „Abolitionists“ („Abschaffer“) durchzusetzen begann, pochte man in den südlichen Landesteilen weiterhin auf politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Hier wollte man sich die Gesetzgebung nicht durch die US-Bundesregierung vorschreiben lassen, die Frage sollte ausschließlich in der Verfügungsgewalt der einzelnen Staaten liegen. Sklaverei wurde dort besonders als Wirtschaftsstruktur gesehen, die nicht selten auch mit religiösen und theologischen Argumenten unterfüttert wurde. Der Konflikt zwischen Nord und Süd spitzte sich zu.

Freie Staaten vs. Sklavenstaaten

Eine Lösung für die verhärteten Fronten in der Sklavenfrage schien lange nicht in Sicht, bis sich letztlich eine geografische Schlichtung abzeichnete: Bereits vor der Aufnahme Missouris wurde in zahlreichen politischen Auseinandersetzungen die kartografisch markante Linie um den 36. Breitengrad (genau 36° 30‘) in den USA als mögliche Trennlinie der „freien Staaten“ im Norden und der südlichen Sklavenstaaten genannt. Diese schnurgerade Markierung, die man auch heute noch bei einem Blick auf die Umrisse der US-Staaten deutlich erkennt, sollte als gesetzliche Grundlage für die Abschaffung oder Beibehaltung von Sklaverei in den Bundesstaaten dienen.

Einziger Haken: Das neu in die Union zu integrierende Territorium von Missouri besaß eine – im Vergleich zur Gesamtgröße – minimale Erstreckung südlich dieses Breitengrades. Die heutigen „South-Counties“ umfassen Pesmont-County, Dunklin-County und New Madrid. Sie waren Anstoß und Streitpunkt für den sogenannten „Missouri-Kompromiss“.

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