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Neue Wege der Mission?

19451960198020002020

Liturgische Erneuerung in der Weltmission. Von Johannes Hofinger SJ. und Josef Kellner SJ. Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien-München. 455 Seiten. Preis 110 S.

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Liturgische Erneuerung in der Weltmission. Von Johannes Hofinger SJ. und Josef Kellner SJ. Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien-München. 455 Seiten. Preis 110 S.

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Die gediegene, von P. Joh. B e 11 r a y veröffentlichte Studie über die „Akkommodationsmethode des P. Matteo Ricci SJ. in China“ (195 5) schließt mit der Frage: „Ob die heutige Situation die Folge und das Ergebnis auch unseres Versagens ist?“ Das ist nicht die einzige Stimme, die für die Notwendigkeit einer, auf die Eigenart der Missionsvölker Rücksicht nehmenden Akkommodation eintritt. Im ersten Band der eben erst erschienenen Neuauflage des Lexikons für Theologie und Kirche formulieren J. Neuner und K. Müller die allgemeinen Prinzipien, die sie folgendermaßen zusammenfassen! Das ganze Göttliche im ganzen Menschlichen. Es dürfen vom geoffenbarten Heils-[gut keine Abstriche gemacht, aber auch die natür? liehen Werte der nichtchristlichen Kulturen nicht zerstört werden. Dieser grundsätzliche Standpunkt wurde vor allem von den zwei letzten Päpsten geteilt und befürwortet. Es fehlte jedoch bis jetzt an konkreten Vorschlägen zur praktischen Durchführung. Einen mutigen Schritt in die gute Richtung machten die beiden Jesuiten Hofinger und Kellner, deren Werk wirklich bahnbrechend ist. Ohne sich zu lange bei den allgemeinen Prinzipien — die jetzt wohl geklärt sind — aufzuhalten, erläutern sie mit praktischen Vorschlägen und Beispielen, wie die Missionsarbeit gerade durch die Liturgie gefördert und in die richtigen Bahnen geleitet werden kann. Ihr Grundgedanke ist, daß zum Beispiel die Meßfeier, insbesondere die Gemeinschaftsmesse, das geeignete Material für die Missionskatechese enthält. Dasselbe gilt für die Liturgie der Sakramente, das heißt für die Tauf-, Eheschließung- und Totenliturgie. Nach dem Urteil des weltbekannten Liturgisten Jos. A. J u n g m a n n SJ. „haben die Verfasser ihre Aufgabe erfüllt mit einer erstaunlichen Kenntnis des Gegenstandes und einem bewundernswerten Feingefühl für die Eigenart der liturgischen Aufgabe“. Tatsächlich haben sie der Missiologie und damit der Verkündigung einen großen Dienst erwiesen, besonders durch die sachkundige und vorsichtige Art, mit der sie ganz konkrete Vorschläge in Form von Beispielen für die priesterlosen Gottesdienste und Gemeindefeier (Weihnacht, Karfreitag, Ostern, Pfingsten) unterbreiten, und zum Beispiel auch die Verwendung jener Musik befürworten, die von einheimischen Künstlern geschaffen wurde, wobei sie die verschiedenen bereits gemachten Versuche beurteilen und eine mögliche Uebernahme der Gregorianik — die dem außereuropäischen Musikempfinden wunderbar zu entsprechen scheint — überprüfen.

Aeußerst wertvoll ist das Kapitel über die Heilige Schrift und die Psalmen für den missionarischen Wortgottesdienst. Schon vor Jahren haben auch katholische Denker auf den Unterschied zwischen der religiösen Mentalität der Heiligen Schrift und der philosophisch gefärbten religiösen Ausdruckslose tifiht ,nlir -der Scholastik, sondern des Abendlandes überhaupt hingewiesen. Später wurde dann festgestellt, daß besonders die biblische Denkart der Mentalität der Missionsvölker entspricht, und es waren gerade einige Negerpriester, die diese Parallelität im Sammelband „Des Pretres noirs s'interrogent“ (Paris 1956) ausarbeiteten. Wir wissen nicht, ob die Verfasser des vorliegenden Werkes diesen Sammelband gekannt haben, aber wir stellen mit Befriedigung fest, daß sie dieselbe Auffassung vertreten und darüber hinaus auch für die( Praxis ausgearbeitet haben. Da besonders die Psalmen sich durch synthetisches, suggestives, naturgebundenes und konkretes Denken auszeichnen und somit die Missionsvölker leichter ansprechen, können und müssen sie für die Katechese und für eine „Psalmenfrömmigkeit“ herangezogen werden. In ihrem bahnbrechenden Werk haben die Verfasser, die beide erfahrene Missionare und sachkundige Liturgisten sind, eine ausgesprochen konstruktive Arbeit geleistet — auch im letzten Kapitel, das in entsprechender, aber doch mutiger Form folgende Wünsche und Bitten an die Kirche zum Ausdruck bringt: größere Freiheit in der Verwendung der Volkssprache, größere Einfachheit des Ritus und mehr anpassende Konformität an Stelle strikter Uni-formität.

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