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Nicht Konkurrenten, sondern Partner

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Wie können die Österreicher vom Bundesheer erwarten? Die Antwort ist einfach: daß es die Grenzen und die Neutralität schützt, daß es die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Innern gewährleistet und daß es in Katastrophenfällen Hilfe leistet. Wer aber weiß darüber Bescheid, daß dieses Bundesheer nicht nur einen militärischen Auftrag zu erfüllen hat, sondern daß ihm uch eine eminente volkswirtschaftliche ledeutung zukommt?

Landesverteidigung und Wirtschaft tehen in einem viel engeren Zusammenhang, als viele glauben mögen. Es ist allerdings weder witzig noch intelligent oder richtig, diese enge Verflechtung auf die einfache Formel zu bringen: Das Geld für das Militär ist nutzlos hinausgeschmissen; es wäre besser,

Wohnungen zu bauen, höhere Renten zu zahlen oder den Autobahnbau zu beschleunigen, statt um sündteures Geld Waffen zu kaufen, die ohnedies bald wieder Schrottwert haben, Kasernen instand zu setzen oder Manöver abzuhalten.

Das genaue Gegenteil ist der Fall: Buridesheer und Wirtschaft sind nicht Konkurrenten, sondern ergänzen und befruchten einander. Es gibt daher auch keine Alternative: Landesverteidigung oder’höherer Lebensstandard. Länder wie Schweden und die Schweiz, gar nicht zu reden von den Großmächten, bewei- en mehr als deutlich, daß hohe Militärausgaben und hoher Lebensstandard einander keineswegs ausschließen.

Das sind ein paar nüchterne Tatsachen, an denen es nichts zu rütteln und zu deuten gibt:

• 75 Prozent der Budgetmittel für die Landesverteidigung fließen binnen 14 Tagen in bar wieder in die Wirtschaft zurück. Drei Viertel der Aufwendungen entfallen nämlich auf Besoldung, Verpflegung, Beheizung, Treibstoff und Transportgebühren.

• Rund die Hälfte des Verteidigungsbudgets wird in den einzelnen Garni sonen ausgegeben. Allein die niederösterreichischen Gemeinden, in denen Einheiten stationiert sind, erzielten durch Heereseinkünfte eine Umsatzsteigerung von nicht weniger als 228,8 Millionen Schilling, eine Gewinnsteigerung von 20,6 Millionen und zusätzliche Steuereinnahmen von 12,5 Millionen Schilling pro Jahr.

• Rund 240 Millionen Schilling wendet das Bundesheer jährlich für die Verpflegung der Soldaten auf. Dieser Betrag kommt ausschließlich der österreichischen Landwirtschaft und dem Handel zugute. Besonders bedeutsam für die Landwirtschaft ist, daß das Bundesheer zum Beispiel im Fall von Rekordernten wirksam eingreifen kann.

• Ein ansehnlicher Teil der Bewaffnung und Ausrüstung des Bundesheeres wird in Österreich selbst produziert: Sturmgewehre, Granatwerfer, Schützenpanzer, Lkw, Geländefahrzeuge, Munition - die Beispiele lassen sich fortsetzen. Der Bedarf des Bundesheeres sichert somit nicht nur Tausende Arbeitsplätze, sondern hat der Industrie auch neue Exportmöglichkeiten eröffnet, was ebenfalls als entscheidender Beitrag zur Aufrechterhaltung der Vollbeschäftigung gewertet werden muß.

Aber nicht nur große Industrieunternehmen und die dort beschäftigten Arbeitskräfte profitieren an den Erfordernissen der Landesverteidigung. Die Aufträge werden nämlich breit gestreut, und zwar auch an Klein- und Mittelbetriebe. Arbeitsgemeinschaften solcher Unternehmen erhielten in den letzten Jahren Heeresaufträge im Wert von 65 Millionen Schilling. Im Interesse der örtlichen Wirtschaft verzichtet das Bundesheer auch bewußt auf zentrale Einkäufe (was Mengenrabatte einbringen würde), um den im Umkreis gelegenen Gewerbebetrieben zusätzliche Verdienstmöglichkeiten zu bieten.

Das Bundesheer berücksichtigt - auch das soll nicht unerwähnt bleiben - vor allem Betriebe in Notstandsgebieten. Auf der anderen Seite wird darauf Bedacht genommen, die Aufträge so zu staffeln, daß Konjunkturüberhitzungen vermieden und eine möglichst konstante Entwicklung gewährleistet wird.

Die Beweisführung bestätigt es: Landesverteidigung und Wirtschaft sind keine Konkurrenten, sondern ideale Partner. Und ein Verteidigungsbudget, das dem Bundesheer gibt, was es braucht, beschneidet nicht den Lebensstandard, sondern trägt dazu bei, Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen, Betrieben verschiedenster Größe echte Chancen zu geben und die Absatzsorgen der Landwirtschaft zu mildern. Die 357 Schilling - wahrlich ein bescheidener Betrag im Vergleich zu anderen Ländern die pro Kopf der Bevölkerung im Rahmen des Budgets auf die Landesverteidigung entfallen, sind also bestens angelegt.

Auch so muß man jedenfalls das Bundesheer sehen, will man ihm gerecht werden: Die Mittel, die ihm zur Verfügung gestellt werden, dienen nicht nur unserer Sicherheit, sondern auch der Wirtschaft. Sie kommen mit Zinseszinsen wieder der Allgemeinheit zugute.

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