
Künstliche Intelligenz: Wettlauf um die Zukunft
Bei Künstlicher Intelligenz dominieren China und die USA, Europa steckt derzeit noch in der Kundenrolle. Und Österreich? Unser Autorenteam bat Expert(inn)en aus Wissenschaft und Wirtschaft um ihre Einschätzung.
Bei Künstlicher Intelligenz dominieren China und die USA, Europa steckt derzeit noch in der Kundenrolle. Und Österreich? Unser Autorenteam bat Expert(inn)en aus Wissenschaft und Wirtschaft um ihre Einschätzung.
Ivy redet gerne über das Wetter, erzählt Witze und spricht sechs Sprachen. Sie ist hilfsbereit und antwortet immer, wenn sie angerufen wird. Sie kommt aus der Stadt Salzburg, aus einem grünen Wohngebiet, nur einen Katzensprung von der deutschen Grenze entfernt. Schon am Eingang des nach Feng Shui gebauten Gebäudes begrüßt Ivy Besucher an der Gegensprechanlage: „Willkommen bei Commend. Wie kann ich Ihnen helfen?“ Forschung an Künstlicher Intelligenz kam erstmals in den 1950er-Jahren auf. Heute überschlagen sich die Entwicklungen beinahe.
Eine Analyse des US-amerikanischen Forschungsunternehmens OpenAI ergab, dass KI-Systeme ihre Rechenleistung alle dreieinhalb Monate verdoppeln. Spätestens seit Anwendungen wie ChatGPT Künstliche Intelligenz für die breite Bevölkerung zugänglich machen, boomt der Markt. Sieht man sich jedoch an, woher diese Dienste kommen, wird schnell klar, wer die Oberhand hat: die USA und China. „Das Thema KI ist in Österreich und Europa leider ein bisschen verloren gegangen“, kritisiert Johanna Pirker, Assistenzprofessorin an der TU Graz, die zu Künstlicher Intelligenz und Virtual Reality mit dem Fokus auf Videospiele forscht. Laut dem „Artificial Intelligence Index Report 2023“ werden in den Vereinigten Staaten über 47 Milliarden US-Dollar an Privatinvestitionen in KI-Entwicklung gesteckt, in der EU nur elf Milliarden. Die neun Top-Forschungseinrichtungen für Künstliche Intelligenz befinden sich in China.
Massive Um- und Weiterbildung
„Der Zeitpunkt für Europa ist gekommen. Wir sollten am Weltmarkt mitspielen und nicht einem wegfahrenden Zug nachschauen“, meint Jörg Weisser, Marketingleiter von Commend, einem Salzburger Unternehmen für Sicherheitskommunikation. Kunden von Commend sitzen in Sydney, Kapstadt und im Silicon Valley. Ihre KI-basierte Sprachassistentin „Ivy Virtual Assistant“ ist eine Weiterentwicklung der klassischen Sprechanlagen-Systeme von Commend. Ivy hebt direkt ab, wenn Menschen an Orten wie Bahnhöfen, Flughäfen oder Parkgaragen Hilfe brauchen und eine Sprechstelle benutzen. Bei Notfällen, die Ivy selbst nicht lösen kann, verbindet sie mit einem Mitarbeiter. „Manche Menschen merken gar nicht, dass sie mit einer digitalen Sprachassistentin reden“, meint Weisser.
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