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Amerika du hast's nicht besser
Präsident Kennedy ist anläßlich seines Fernsehinterviews gefragt worden, wie er ih'Zusammenhang mit den demokratischen Gewinnen bei den Zwischenwahlen die Erfolgsaussichten für sein innenpolitisches Programm im 88. Kongreß sieht. Er anwortete: „Ich denke, wir werden ungefähr in der gleichen Position sein wie in den ersten zwei Jahren. ... Alles, was umstritten ist (controversial), wird auf starken Widerspruch stoßen!“
Umstritten ist — neben der Steuerreform — vor allem die vom Weißen Haus vorgeschlagene Bundeserziehungshilfe, weil der (katholische) Präsident sich strikt an die verfassungsmäßig festgelegte Trennung von Staat und Kirche haltend, von ihr die (hauptsächlich katholischen) Privatschulen ausgenommen wünscht.
Die Vorlage hat zwar eine Mehrheit im Senat erreicht, blieb aber im Repräsentantenhaus blockiert, weil das berüchtigte „House Rules Committee“ (Tagesordnungskomitee), das darüber zu befinden hat, welche Vorlagen zur Abstimmung kommen, es vermied, die heikle Frage zur Diskussion zu stellen.
Daß das amerikanische Erziehungssystem dringend der Bundesunterstützung bedarf, kann kaum einem Zweifel unterliegen. Die für zwei Jahre verlängerte Hilfe durch die „National Defense Education Act“, die sich vor allem auf der nationalen Sicherheit dienende Projekte bezieht, reicht in keiner Weise aus, der kritischen Situation Herr zu werden. Einige Zahlen belegen das.
Ende 1961 gab es ungefähr 127.000 Klassenräume zuwenig. 1,694.000 Schüler wurden in Schulen unterrichtet, die die vorgesehene Anzahl von Schülern teilweise beträchtlich überschritten.
Einer von der AFL-CIO „Economic and Legislative Conference“ Jänner 1962 vorgelegten Studie der Gewerkschaften (American Federation of La-bor-Congress of Industrial Organisa-tions) ist zu entnehmen, daß zu diesem Zeitpunkt mit 37,500.000 neuen Schülern, deren Zahl seit fünf Jahren um 10,000.000 gestiegen war, die Errichtung neuer Schulgebäude dem aber nicht nachgekommen ist, obwohl zwischen September 1960 und September 1961 72.000 neue Klassen eröffnet werden konnven, zumeist mit Hilfe
einzelstaatlicher und- Gemeindezu-
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Heute besucht ein Viertel der Gesamtbevölkerung irgendwelche Schulen, 1940 war es noch ein Fünftel. 1940 gab es 10 Millionen Kinder unter fünf Jahren, heute sind es 20 Millionen.
Der Bevölkerungszuwachs ist von den Erziehungsstellen in keiner Weise eingeholt worden.
Zwei „österreichische“ Probleme
Im Schulraum macht sich das bemerkbar und — im Lehrermangel. Man schätzt, daß zirka 250.000 Lehrer zuwenig zur Verfügung stehen; abgesehen davon, daß jährlich mehr pensioniert werden als in den Colleges neu den Dienst antreten.
Jeder vierte Lehrer, heißt es, hat nicht die erforderliche Ausbildung, wenn er zu lehren beginnt, weil die
Nachfrage das Angebot ubefstergf.iJ)a gilt vor allem für die High School, wo im übrigen die Lehrer in vielen Einzelstaaten noch immer unterbezahlt sind.
Die Anmeldungen für die Colleges — obwohl die Geburtsgruppe um 1940 erst beginnt, sich dort bemerkbar zu machen — haben sich in den letzten fünf Jahren um ein Drittel vermehrt, und sie dürfte sich 1970 verdoppelt haben. Ein Hauptargument gegen die Gesetzesvorlage, die in den nächsten drei Jahren etwa 2 Milliarden Dollar als Zuschüsse für die Einzelstaaten vorsieht, ist (neben der Frage der konfessionellen Privatschulen) di Befürchtung eifersüchtig auf Selbständigkeit bedachter Vertreter einzelstaatlicher Tendenz im Parlament, daß eine zentralistische Überwachung der staatlichen und Gemeindeschulen durch Bundeskontrollorgane die Folge dieser Finanzierung sein würde.
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