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Auf den Grundlagen weitergebaut

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Die Errichtung eines missionswissenschaftlichen Lehrstuhles an der Universität Wien im Frühjahr 1933 war die geeignete Plattform, von der aus die Mission immer mehr geistiges Eigentum einer guten Schichte Geistlicher- und Laienelite wurde. Der Entzug der Venia legendi für dieses Fach im Jahre 1938 war nur die negative Anerkennung der Wichtigkeit dieses Lehrstuhles. In einem eigens von der Erzdiözese Wien eröffneten missionswissen- schaftlichen Institut, das heute den Päpstlichen Werken als willkommenes Arbeitsinstrument dient, konnte damals rein innerkirchlich die Arbeit erfolgreich fortgesetzt werden. 1954 ereilte P. Thauren allzufrüh der Tod. Immerhin waren die Grundlagen gelegt. Auf ihnen konnte weitergebaut werden, so daß es in den folgenden Jahren zu einer breitgestreuten Intensivierung des Missionsgedankens in Österreich kam.

Ausdauernde missionarische Begeisterung aber gibt es nur dort, wo ein gesundes religiöses Hinterland vorhanden ist. Arnold Janssen ist einer der Pioniere der Exerzitien- bewegung für große Gruppen geworden. Niemand kann ermessen, welch ein Segen den über 9000 Priestern und über 9000 Laien geschenkt wurde, die in St. Gabriel heilige Übungen gemacht haben. Hinzukommt die intensive missionarische Arbeit in den Volksmissionen, die der Heimat neben der Vertiefung des religiösen Lebens nicht wenige Priester- und Ordensberufe geschenkt hat.

Die Großen Vier

Daß sich die Missionäre von Sankt Gabriel bei ihrer Begegnung mit Völkern der verschiedensten Kulturen auch und gerade nach der für die Missionäre notwendigen Verhaltensweise in dieser Begegnung fragten, ist heute so klar, daß man darüber nicht mehr debattiert. Die Namen der großen Ethnologen Sankt Gabriels wie Wilhelm Schmidt, Wilhelm Köppers, Martin Gusinde und Paul Schebesta sind bekannt.

Die große Tradition der vier Gelehrten ist nicht erloschen. Das Anthroposinstitut, dem ein ganze

Reihe von Nachwuchskräften auch aus Österreich angehört, setzt sie zum Segen der Missionsarbeit fort. Leider ist es nicht mehr in St. Gabriel.

Seit 1919 ist die wirtschaftliche Grundlage St, Gabriels die eigene Missionsdruckerei, die sich zu einem ansehnlichen Unternehmen entwik- kelt hat.

Daß die Missionäre von St. Gabriel für die Strahlkraft der besten Werte und Methoden Europas in der För-

derung akademischer Lehrstätten in den Missionsländern nicht zurückstanden, beweisen ihre Universitäten in Peking, jetzt Formosa, Nagoya, Japan, und Cebu, Philippinen.

Abbild der Weltkirche

Von Beginn an waren sieh die Missionäre bewußt, daß einheimischer, geistlicher und geistiger Füh- rungsnachwuchs in den jungen Ländern wesentlich sein werde. Einėis der führenden Erziehungsinstitute in Chile, das Liceo Aleman, bildete einen großen Hundertsatz der heutigen führenden Schicht des Landes aus. Das St.-Petrus-Kolleg in Rom für die akademische Höherführung der bereits in den Missionsländem geweihten einheimischen Priester liegt in den Händen von SVD.-Mis- sionären. Der Salzburger P. Ignaz Hetteger war erster Spiritual dieses Kollegs. Augenblicklich studieren dort 136 Priester aus 35 verschiedenen Ländern der fünf Erdteile. Bekannte Männer des farbigen Episkopates gingen durch dieses Kolleg. Nicht wenige Priesterseminarien der Missionsländer werden von Patres der Gesellschaft geleitet und bilden am Ort Priester heran.

Daß die Gesellschaft immer mehr ein zwar kleines, aber doch wahres

Abbild der Weltkirche wird, möge die Statistik zeigen: Von den Klerikern der Gesellschaft stammen noch 65 Prozent aus Europa, 23 Prozent aus Amerika, 11 Prozent aus Asien und ein Prozent aus Ozeanien und Afrika. Dieses Verhältnis wird sich in den kommenden Jahrzehnten stark verschieben, denn schon heute haben die USA die meisten Theologiestudenten in der Gesellschaft — 159, gefolgt von Deutschland — 132, Indien — 76, Philippinen — 60, Indonesien und Spanien je 51, Österreich und Rom je 44 und Argentinien 42. Die Schüler in den gesellschaftseigenen Kleinseminarien stammen nur mehr zu 44 Prozent aus Europa, 36 Prozent aus Amerika, 14 Prozent aus Asien und ein Prozent aus Australien und Afrika. Bei den Missionsbrüdern ist diese Verschiebung noch nicht erreicht. Bei ihnen stammen 70 Prozent aus Europa, 19 Prozent aus Amerika, neun Prozent aus Asien und zwei Prozent aus Australien und Afrika. Aufschlußreich ist auch, daß nur 33 Prozent der Priester in Europa, aber 30 Prozent in Amerika, 26 Prozent in Asien, vier Prozent in .Afrika und eįebęn Prozent in Australien und Neuguinea wirken -9gf1B ist,…v ,

Ein Splitter im großen Bau

Wenn das Missionspriesterseminar St. Gabriel in Mödling am 4. Oktober dieses Jahres den 75. Jahrestag seines Bestehens feiert, so ist das, gemessen an der Geschichte der Kirche und an den großen Leistungen der alten Orden, nur ein kleiner Splitter im riesigen Bau. Aber man hat versucht, bei aller menschlichen Unzulänglichkeit, ihn für die großen

Aufgaben der Kirche auszunützen. Die heutigen Bewohner dieses Hauses sehen ihre Sendung darin, zu erfüllen, was der Stifter als Aufgabe zugewiesen hat. sich für die Ausbreitung der Kirche in den nichtchristlichen Ländern und in der Kirche Österreichs zum Wohle dieser Kirche für die Gesamtkirche einzusetzen.

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