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Automation

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Die Automation und das Büro. Von Howard S. L e w i n. Nest-Verlag, Frankfurt am Main. 268 Seiten. Preis 16.80 DM.

Im Rahmen der Perfektionierung der Werkstattfertigung hat man durch Jahrzehnte das Büro geradezu geflissentlich übersehen und ich darauf beschränkt,; .ilediglich'ijiraitftjechenmascfiinen Arbeitskräfte zu ersetzen. Sonst aber ließ man es Beim alten und übersah, daß auch die Verwaltung nach Produktivitätsmaßstäben, wenn freilich besonderer Art, zu messen sei. Das, was das Büro liefert, sind Daten, dieicht allein der steuerlichen Einschau dienen sollen, sondern die Grundlage für unternehmerische Entscheidungen zu bilden haben.

Wenn nun von der Automatisierung des Büros die Rede ist, so soll damit zwar keine Revolution der Datengewinnung angedeutet werden, sondern lediglich die Tatsache, daß man jetzt daran geht, die Daten in besserer Qualität zu liefern und vor allem rascher. Darum geht es ja vor allem. Sicher war es auch schon vor hundert und mehr Jahren möglich, aus den Aufzeichnungen der Verwaltungen brauchbares Material zu gewinnen. Aber wannl Meist erst zu einem Zeitpunkt, in dem das vorliegende Material bestenfalls den Charakter einer firmengeschichtlichen Darstellung hatte..

Im vorliegenden Buch geht der kundige Verfasser vom Büro als einer „Informationsfabrik“ aus, die Daten, als Rohmaterial, raschestens gebrauchsfertig zu machen hat. Die sich wissenschaftlicher, vor allem mathematischer Methoden bedienende Führungsweise großer Unternehmungen, die „Operations research“, die Ablauf- und Planungsforschung, versucht marktkonforme Entscheidungen zu fällen und die Stückkosten auf ein Minimum zu reduzieren. Dazu dienen ihr die neuen Maschinen, die eine gemeinsame Sprache sprechen, Informationen, wie etwa die Lochkarten bei Hollerith (an sich eine alte Einrichtung) oder die Lochbänder (endlose Papierstreifen), aufnehmen und verarbeiten wie speichern. Waren die Maschinen im Büro bisher dazu da, die sogenannten repetitiven Arbeiten dem Menschen abzunehmen, das Addieren etwa, so haben die neuen Maschinen die Eigenschaft, gleichsam Ueberlegungen anzustellen und überlegt zu handeln, wenn es auch der Mensch ist, der ihnen Richtung und Problem gibt.

Der Verfasser gibt umfangreiche Darstellungen bis zur Beschreibung der gängigsten Maschinen, deren Wirkungsweise auf eine Art geschildert wird, daß auch der Laie, wenn er mathematische Grundkenntnisse hat, einen Gewinn hat, wenn uns auch das Gebiet der Großrechenmaschinen zahlenmathematische Probleme aufgibt, denen wir mit unserer traditionellen Schulmathematik nicht gewachsen zu sein scheinen. Dieser Umstand darf uns aber nicht davon abhalten, ernstlich das Gebiet der Unternehmungsforschung durchzudenken und endlich einmal von der sträflichen Vernachlässigung der Büroarbeit abzusehen, um so mehr, als sonst Disproportionalitäten im Bereich der unternehmerischen Wirtschaft entstehen können, die neue Verlustquellen schaffen können.

Um so verdienstvoller ist es, daß das Unterrichtsministerium, in Voraussicht kommender Entwicklungen, bereits im Rahmen der Bundes-Textilhandels-akademie eine allen berufsbildenden Schulen zur Verfügung stehende Abteilung „Bürotechnik“ geschaffen hat, welche den jungen Menschen in den berufsbildenden Schulen das Verständnis für die Wirksamkeit zumindest der einfacheren Büromaschinen von Grund auf beibringen soll.

Automation und Betriebswirtschaft. Von Leopold Illetschko. .Manzsche Verlagsbuchhandlung, Wien. 88 Seiten. Preis 48.80 S.

Der bekannte Betriebswirt der Hochschule für Welthandel legt zum Thema iei Beziehungen von Automation und Betriebswirtschaftslehre eine Reihe von Aufsätzen bzw. eine Wiedergabe von Vorträgen vor. Was oft dicke Wälzer nicht vermögen, vermag ein kleiner Sammelband, wenn der Autor sowohl Kenner der Materie und Pädagoge ist. Beides trifft beim Verfasser zu.

Im ersten Beitrag geht Illetschko vom Denkmodell der Planung aus und stellt dar, wie durch die Kontrolle die Vorgabeziffern der Planung auf ihren Wirklichkeitsgehalt geprüft und etwa in Richtung auf ein Kostenoptimum hin modifiziert werden können. Die Qualität einer betrieblichen Führung erweist sich darin, wieweit sie die Sollziffern den Realitäten anzupassen und die Abweichungshinweise der Kontrolle als Signalelement zu verstehen vermag. In einem Aufsatz „Kapazitäten und Reserven“ gibt der Verfasser eine begriffstheoretische Darstellung zum Kapitel der „Kapazität“ und bietet gleichzeitig eine Untersuchung zur Frage der ungenützten Kapazitätsteile.

In „Automation und Transport“ schließt sich der Verfasser der These an, daß die Automation eine besondere Form der Anwendung der Technik der Nachrichtenübermittlung im Bereich der Fertigung beziehungsweise der Impulsgebung ist. Anschließend wird ein Katalog von Definitionen vorgelegt, der sich mit dem auch der zünftigen Betriebswirtschaftslehre noch neuen Zusammenhang von Automation und betrieblichen Elementen befaßt, etwa in der Frage der Kostenauflösung.

Mit einem Aufsatz über den „Computer“ gibt der Verfasser eine auch von gründlichem mathematischem Wissen zeugende Einführung in die neuen „Rechenhilfen“ und in die zahlentheoretischen Grundlagen, wie man sie sich gründlicher und umfassender kaum vorstellen konnte, und die auf nur 22 Seiten.

Abschließend verweist Prof. Illetschko auf die Wandlungen in der Struktur der Unternehmungs-führung, die sich funktional aufgliedern muß, will sie da komplexe betriebliche Geschehen nur einigermaßen dispositiv beherrschen.

So bescheiden Titel und Aufmachung des Buches sind, es stellt nicht nur für den Betriebswirt, sondern für jeden, der bereit ist, sich Kenntnisse neuer Er-zeugungs- und unternehmerischer Führungsweisen anzueignen, eine Fundgrube von Wissen und elementaren Begriffen dar, deren Auffindung in einer Neuauflage durch ein Sachregister erleichtert würde.

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