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Neue Raumlösungen

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Nach den entsetzlichen Zerstörungen von Wohnbauten während des zweiten Weltkrieges ist in Mitteleuropa als bezeichnendes Phänomen im Wiederaufbau und beim Neubau von Wohnräumen festzustellen, daß als Bauherr, sei es direkt als Auftraggeber oder indirekt durch Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel, immer mehr die öffentliche Hand in Erscheinung tritt. Die dadurch mögliche Erstellung von auf lange Sicht geplanten großzügigen Bauprogrammen ermöglichte zwar eine verhältnismäßig rasche Erstellung einer großen Anzahl von Wohnräumen, ließ jedoch oft im Hinblick auf Wohnwert, Ausführung, Qualität und nicht zuletzt Baugeschwindigkeit noch Wünsche offen.

In der Entwicklung der Planung von Wohnungsbauten gibt es daher immer wieder Abschnitte, nach denen die Überarbeitung und Erneuerung von Planungsgrundlagen geboten ist, sei es, daß die technische Entwicklung fortschreitet und damit neue Möglichkeiten in Konstruktion und der Ausarbeitung von Wohnbauten geschaffen werden, sei es, daß sich der Wohn- bedarf und die Wohnansprüche im Verlauf der Zeit gewandelt und präzisiert haben. In solchen Augenblicken gilt es. in klarer Erkenntnis der tatsächlichen Notwendigkeiten, neue Konzepte zu erarbeiten, die nicht nur geeignet sind, einen längst fälligen Nachholbedarf im Wohnwert zu befriedigen, sondern auch fpr die Zukunft weitere Entwicklungsmöglichkeiten zu erschließen.

Wie es einer modernen Großstadtverwaltung zukommt, hat sich daher die Stadt Wien entschlossen, bei einer Anzahl von neuen Wohnbauten den Erfordernissen sozialer und technischer Art der jüngsten Entwicklung insofern Rechnung zu tragen, als bei diesem Bauvorhaben für den sozialen Wohnbau neue Raumlösungen und konstruktive Neuerungen ausgeführt werden.

Die vorliegende Planung (Reservegarten, Wien II) zeigt nun eines von mehreren in dem beschriebenen Sinn geplanten Bauvorhaben.

Im einzelnen sind die Ziele der Planung:

Die Schaffung von Wohnungen, bei denen die Wohn- und Aufenthaltsräume möglichst nach

Süden, die Wirtschafts- und Nebenräume möglichst nach Norden gelegen sind. In allen Fällen öffnen sich die Wohnräume mit erweiterter Verglasung nach Süden und sind jeweils durch eine davorliegende geräumige Loggia ins Freie erweitert. Durch die jeweils darüber befindliche Loggia findet eine ausreichende Beschattung der Glasflächen bei den Wohnräumen so statt, daß die steil einfallende Mittagssonne im Sommer abgehalten wird, im Winter jedoch bei flacherer Sonnenbahn direktes Sonnenlicht Einlaß findet und damit erwärmend und erhellend wirken kann. Die Grundrisse der Wohnungen sind derart angelegt, daß jeweils um einen möglichst großen Wohnraum die Schlaf- und Nebenräume gruppiert sind. Betritt man eine Wohnung, so gelangt man durch einen kleinen Vorraum in den reichlich dimensionierten Wohnraum. Von diesem aus sind über einen Zwischenflur die Schlafräume sowie die sanitären Räume erreichbar. Bei allen Wohnungen ist die Möglichkeit der Anbringung von Einbauschränken vorgeplant. Bei den größeren Wohnungstypen ist außerdem innerhalb des Wohnungsverbandes ein ausreichend bemessener Abstellraum vorgesehen. Die Haustype ist mit Zentralheizung., iüll- abwurf sch ächten und Aufzügen ausgestattet.

Grundsätzlich ist in der Ausführung besonderer Wert auf solche Materialien gelegt, die für die Zukunft verläßliche Haltbarkeit gewähren können. Es darf weniger das Ziel sein, durch ,,Sparen“ am falschen Platz spätere Kosten und Unannehmlichkeiten (welche die „Einsparung“ mehr als aufheben) bei der Instandhaltung einzuwirtschaften, als vielmehr durch Verwendung von zweckentsprechenden, qualitativ einwandfreien Materialien unter Verzicht auf falsche, repräsentative Wirkung dauerhafte Bauausführung zu erzielen.

An der Straße sind ausreichende Abstellplätze für Kraftfahrzeuge vorgesehen. Die Gehwege sind grundsätzlich von den Verkehrsflächen durch mit Bäumen bepflanzte Grünstreifen getrennt. Die möglichst konsequente Trennung von Geh- und Fährverkehr gehört mit zu den wesentlichsten Zielen der Planung.

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