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Peter Longerich: „Man muss den Mut haben, in Krisen rechtzeitig gegenzusteuern“

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Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme warben 1923 auf den Straßen um verlorene Seelen in Zeiten der Hyperinflation. Der Historiker Peter Longerich über Europas Schicksalsjahr und was wir daraus lernen können.

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Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme warben 1923 auf den Straßen um verlorene Seelen in Zeiten der Hyperinflation. Der Historiker Peter Longerich über Europas Schicksalsjahr und was wir daraus lernen können.

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Der Historiker Peter Longerich bezeichnet das Jahr 1923 als Vorhof der Krise. In seinem neuen Buch mit dem Titel „Außer Kontrolle“, das im Molden Verlag erschienen ist, zeichnet er ein Bild der komplexen Konflikte und zieht Parallelen zu heute. Was kann Europa hundert Jahre später aus der Geschichte lernen? DIE FURCHE hat mit Longerich über Weltflucht, sogenannte „Inflationsheilige“ und gefährlichen Opportunismus gesprochen.

DIE FURCHE: Sie sind als Sohn eines Journalisten in der Region Niederrhein, genauer in Krefeld, geboren. Nur wenige Kilometer entfernt, spielte sich 1923 ein Ereignis ab, das Sie in Ihrem Buch als Vorraum der Krise bezeichnen. Worum ging es da?
Peter Longerich: Die französische und die belgische Regierung haben sich Anfang 1923 entschlossen, das Ruhrgebiet zu besetzen. Der Grund für die Besetzung waren Rückstände Deutschlands bei den Leistungen von Reparationskohle. Also versuchten Belgien und Frankreich nun die Kohle selber in die eigenen Länder zu transportieren, indem sie die Hand auf die Bergwerke legten. In Deutschland hat man das Kohle-Argument natürlich nur als französischen Vorwand gesehen, um die Gebiete Westdeutschlands endgültig zu annektieren. Es gab aber auch reale Gründe für diese Besetzung. Die Deutschen hatten im Ersten Weltkrieg die Bergwerke in Belgien und Frankreich zerstört und nun waren diese beiden Länder auf die hochwertige Ruhrgebietskohle angewiesen, um ihre Produktion aufrechtzuerhalten.

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