BuchEmpfehlungen von Furche-Rezensenten

Werbung
Werbung
Werbung

sechs persönliche BUCHtippS von leidenschaftlichen Lesern, Bücher zum Verschenken oder selberlesen

Christa Gürtler:

Frauke Meyer-Gosau bereist 2006 die Lebensorte Ingeborg Bachmanns, im Gepäck die intensive Lektüre des Werks der Autorin und die Adressen von Zeitzeugen, Lebensgefährten, Literaturwissenschaftern, Verwandten und Nachlassbetreuern. Die Reise führt sie nach Rom, Paris, Zürich, Berlin, Wien, Klagenfurt und Ischia.

Das Buch vermittelt erhellende Einblicke in Leben und Werk einer als "Diva" gefeierten Schriftstellerin, die keine Brille trug, obwohl ihre Kurzsichtigkeit 13 Dioptrien betrug. Eines ist gewiss: Die Lektüre ermöglicht einen ungetrübten und klaren Blick auf Ingeborg Bachmann. =

Einmal muß das Fest ja kommen

Eine Reise zu Ingeborg Bachmann

Von Frauke Meyer-Gosau.

C. H. Beck 2008

237 S., geb., e 20,50

Stefan Neuhaus:

Die Postmoderne hat den Bürgern westlicher Gesellschaften mehr Freiheiten gebracht, ihnen aber auch mehr Verantwortung für ihr Leben aufgebürdet, das angesichts von Arbeitslosigkeit, Mobilität und sich lockernder Familien- wie Freundesbande keinesfalls leichter geworden ist. Zygmunt Bauman ist einer der profiliertesten Beobachter dieser Entwicklungen und kann spannend schreiben wie ein Romancier. Er legt die Wurzeln der heutigen Ängste offen und gibt zu bedenken, dass sich Sinn und Identität im kurzfristigen Konsumrausch nicht finden lassen. Ein kluges, nachdenklich stimmendes Buch. =

Flüchtige Zeiten

Leben in der Ungewissheit

Von Zygmunt Bauman. Aus dem Engl. von Richard Barth. Hamburger Edition 2008. 168 S., kart., e 12,40

Christian Jostmann:

Das Mittelalter eine finstere, unaufgeklärte Zeit? Mitnichten! Das Mittelalter war "der Vernunft geradezu verfallen", schreibt Johannes Fried in seinem Buch. Es bietet ein fulminantes, mitreißendes Plädoyer für ein neues Mittelalterbild und zugleich ein farbiges, facettenreiches Tableau dieser tausend Jahre europäischer Geschichte. Die Rezeption des Aristoteles, die Leidenschaft für Logik und Dialektik sind der rote Faden einer opulenten, furios geschriebenen Geschichtserzählung, der es auf großartige Weise gelingt, ein ganzes Zeitalter in helles Licht zu tauchen. Wer das Buch gelesen hat, wird nicht nur das Mittelalter, sondern auch die Gegenwart mit anderen Augen sehen. =

Das Mittelalter.

Geschichte und Kultur

Von Johannes Fried

C.H. Beck 2008

606 S., 70 Abb., geb., e 29,90

Sylvia M. Patsch:

Die britische Königin entdeckt in Alan Bennetts Kurzroman "Die souveräne Leserin" die Freuden des Lesens. Und verändert sich unter dem Einfluss ihrer neu entdeckten Leidenschaft zur Erleichterung ihrer Familie, jedoch zum Schrecken ihrer Mitarbeiter: Ihre Repräsentationspflichten werden ihr lästig, sie kleidet sich nicht mehr so sorgfältig und fragt den Premierminister, was er denn lese. Der aber weiß: Lesen ist keine Bürgerpflicht. Die souveräne (= königliche, denn die englische Bezeichnung für "Monarchin" ist "sovereign") Leserin macht nicht Halt beim Lesen, sie verfällt sogar auf die Idee, selbst zu schreiben. Panik erfasst die obersten Kreise des Landes. Ironisch, witzig, geistreich: Das beste Plädoyer fürs Lesen. =

Die souveräne Leserin

Von Alan Bennett. Aus dem Engl. von Ingo Herzke. Klaus Wagenbach 2008

115 S., geb., e 14,90

Evelyne Polt-Heinzl:

Eine Werkzeugkiste nennt der Innsbrucker Sprachwissenschafter Martin Sexl seinen Band "Hotel Jugoslavija". Die interdisziplinäre Analyse von Texten, Alltagssituationen und Metaphern ist tatsächlich ein idealer Schraubenschlüssel, um Simplifizierungen und Borniertheiten zu lockern. Sexls Reflexionen und Impressionen weiten den Blick und bringen gemeinsam mit den Fotos von Arno Gisinger manches Klischee und (Vor)Urteil zum Wanken. So entsteht ein differenzierteres Bild von den Konflikten in Ex-Jugoslawien, den Handke-Debatten und der Welt insgesamt - das beginnt schon bei der Nordung der Landkarten, die unsere Welt in oben und unten teilt. =

Hotel Jugoslavija

Von Martin Sexl und Arno Gisinger

Die literarische und mediale Wahrnehmung der Balkankonflikte

Studienverlag 2008

200 S., kart., e 29,90

B. Schwens-Harrant

Die Hauptfigur kennt zwar fast jeder, das Buch, dem diese entstiegen ist, haben aber wenige gelesen: "Don Quijote von der Mancha" von Cervantes. Zwischen der Entstehung dieses Buches und seinen heutigen Lesern liegen allerdings 400 Jahre. Die Neuübersetzung von Susanne Lange überträgt die unterschiedlichsten Stile gekonnt und sorgt damit nun für neuen Lesegenuss, für neue Lektüren. Die wunderschöne zweibändige Ausgabe (eine Freude für Bibliophile!) kommt ohne jene, unsere Bilder prägenden Illustrationen aus und schenkt mit Nachwort und Anmerkungen Lesestoff für Jahre. =

Don Quijote von der Mancha

Von Miguel de Cervantes Saavedra

Hg. u. übers. v. Susanne Lange

Hanser 2008

2 Bde., 696, 791 S., geb., e 70,-

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung