Minichmayr Mit einem Tiger schlafen

Birgit Minichmayr: „Man ist leider erpressbar“

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Birgit Minichmayr: An der vielseitigen Schauspielerin kommt man derzeit kaum vorbei, so viel Präsenz hat sie auf der Bühne und im Kino.

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Birgit Minichmayr: An der vielseitigen Schauspielerin kommt man derzeit kaum vorbei, so viel Präsenz hat sie auf der Bühne und im Kino.

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Birgit Minichmayr ist gerade überall: In Thomas Bernhards „Heldenplatz“-Neuinszenierung an der Burg, im Kino als Provinz-Polizistin in Josef Haders „Andrea lässt sich scheiden“, im Fernsehen in der Miniserie „Nachts im Paradies“ beim Streaming-Dienst Canal+ – und demnächst als Maria Lassnig in Anja Salomonowitz’ experimentellem Biopic „Mit einem Tiger schlafen“ (ab 11. April im Kino). Viele Gründe also, um mit Minichmayr über ihre Projekte und ihre Kunst im Allgemeinen zu sprechen.

DIE FURCHE: Frau Minichmayr, Sie sind aktuell in Thomas Bernhards „Heldenplatz“ im Burgtheater zu sehen. Was macht dieses Stück mehr als 30 Jahre nach der Uraufführung relevant?

Birgit Minichmayr: „Heldenplatz“ war eine unglaublich tolle, große, wichtige, schöne Arbeit für mich. Diese Neuinszenierung hat nichts mit der Peymann-Uraufführung zu tun. Und das ist auch gut so, denn die ist einfach einzigartig und steht für sich. Wenn man Frank Castorf „Heldenplatz“ in die Hände gibt, dann weiß man aber auch, dass er komplett autonom sein eigenes Werk daraus machen will und das Stück ganz anders beleuchtet und aus einem anderen Kontext heraus bearbeitet.

DIE FURCHE: Zugleich muss man sagen, dass das Stück nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.

Minichmayr: Es hat in der jetzigen politischen Situation, in der die Autokratien im Vormarsch sind, ein faschistisches Gedankengut wieder in die Politik drängt, natürlich eine ganz eigene Brisanz. Der Antisemitismus nimmt stark zu. Das Thema hat seit 7. Oktober 2023 nochmal stark an Fahrt aufgenommen, und da ist es naheliegend, dass so ein Stück wie „Heldenplatz“ auch wieder angefasst werden muss, das in seiner Aussage auf die Bühne gehört.

DIE FURCHE: In der neuen Canal+-Miniserie „Nachts im Paradies“ sind Sie an der Seite von Jürgen Vogel zu sehen. Vogel hat erzählt, dass er als Schauspieler ein System von Schubladen hat, aus denen er Gefühle und Stimmungen für seine Rollen ziehen kann. Haben Sie das auch?

Minichmayr: Ich würde bei mir nicht von einem Schubladensystem sprechen, sondern ich glaube, dass zuerst eine grobe Zeichnung von dem zustande kommt, wie eine Rolle aussehen könnte. Und dann verfeinert sich das Bild durch die Kostüme, die Maske, das Auftreten. Die Arbeit ist ein Prozess, der am Set oder bei den Proben entsteht. Je situativer das Ganze ist, desto besser ist es. Man steigt dann in die jeweilige Situation ein mit Erlebnisfähigkeit und Vorstellungskraft.

DIE FURCHE: In „Nachts im Paradies“ spielen Sie eine extravagant gekleidete Edelprostituierte. Was reizte Sie an dieser Rolle?

Minichmayr: Sie ist eine sehr wilde Frau, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt, aber auch sonst gerne über Grenzen marschiert, machtbesessen ist und Rachegelüste hat. Das war eine Figur, die ich eigentlich nicht so oft in die Hände kriege, gerade deshalb hat es Spaß gemacht.

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