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POPULORUM PROGRESSIO

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Die Entwicklung der Völker wird von der Kirche aufmerksam verfolgt: vor allem derer, die dem Hunger, dem Elend, den endemischen Krankheiten, der Unwissenheit zu entrinnen suchen; derer, die umfassend an den Früchten der Zivilisation teilnehmen und ihre Begabung wirksam zur Geltung bringen wollen, die sich entschieden ihrer vollen Entfaltung zuwenden. Das Zweite Vatikanische Konzil wurde vor kurzem abgeschlossen. Die Forderung des Evangeliums steht neu im Bewußtsein der Kirche. Es ist ihre Pflicht, sich in den Dienst der Menschen zu stellen, um ihnen zu helfen, dieses schwere Problem in seiner ganzen Breite anzupacken und sie in diesem entscheidenden Augenblick der Menschheitsgeschichte von der Dringlichkeit gemeinsamen Handelns zu überzeugen.

In ihren großen Enzykliken, Rerum novarum1 Leos XIII., Quadragesimo Anno2 Pius' XII., Mater et Magistrat und Pacem in Terrisi Johannes' XXIII. — ohne von den Botschaften Pius' XII.5 zu sprechen —, haben sich Unsere Vorgänger der Pflicht ihres Amtes, die Soziale Frage ihrer Zeit im Licht des Evangeliums zu erhellen, nicht entzogen.

Heute ist — darüber müssen sich alle klar sein — die soziale Frage weltweit geworden. Johannes XXIII. hat dies deutlich ausgesprochen6, und das Konzil ist ihm in der Pastoralen Konstitution über Die Kirche in der Welt von heute7 gefolgt. Die darin enthaltene Lehre ist gewichtig, ihre Verwirklichung drängt. Die Völker, die Hunger leiden, bitten die Völker im Wohlstand dringend und inständig um Hilfe. Die Kirche erzittert vor diesem Schrei der Angst und wendet sich an jeden einzelnen, dem Hilferuf seines Bruders in Liebe zu antworten.

Vor Unserer Erhebung auf den päpstlichen Thron haben Uns zwei Reisen, die eine nach Lateinamerika (1960), die andere nach Afrika (1962), in unmittelbare Berührung mit den beängstigenden Problemen gebracht, die jene Kontinente voller Hoffnung und Leben einschnüren. Erhoben zu dem Amt, dem die väterliche Sorge um alle Menschen obliegt, konnten Wir erneut anläßlich der Reisen ins Heilige Land und nach Indien die ungeheuren Schwierigkeiten sehen, mit denen sich jene Völker einer alten Kultur auseinanderzusetzen haben, und haben sie gleichsam mit Unseren Händen berührt. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils ergab sich für Uns durch Gottes Fügung die Gelegenheit, Uns unmittelbar an die Generalversammlung der Vereinten Nationen zu wenden. Wir haben Uns vor diesem weltweiten Forum zum Anwalt der armen Völker gemacht.

Erst jüngst haben Wir schließlich in dem Bestreben, den Wünschen des Konzils zu entsprechen und dem Beitrag des Heiligen Stuhls zur großen Sache der Entwicklungsländer konkrete Gestalt zu geben, es für Unsere Pflicht erachtet, den Römischen Zentralbehörden der Kirche eine päpstliche Kommission hinzuzufügen. Ihre Aufgabe soll es sein, „im ganzen Volk Gottes die Erkenntnis zu wecken, welche Aufgaben die Gegenwart von ihm fordert: die Entwicklung der armen Völker vorantreiben, die soziale Gerechtigkeit zwischen den Nationen fördern; denen, die noch nicht entwickelt sind, helfen, daß sie selbst und für sich selbst an ihrem Fortschritt arbeiten können“8. „Gerechtigkeit und Friede“ ist ihr Name und ihr Programm. Wir sind der Meinung, daß sie mit Unseren katholischen Söhnen und den christlichen Brüdern alle Menschen guten Willens vereinen kann und soll. Und auch heute richten Wir an alle diesen feierlichen Aufruf zu gemeinsamem Werk in Fragen der Entwicklung, einer umfassenden für den Menschen, einer solidarischen für die Menschheit.

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