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Neue Musik zum „Jedermann“

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Max Reinhardts Jedermann-Inszenierung vor dem Domplatz ist ein llnikum in der Theatetigeschichte: Sie konnte sich, seit dem 22. August 1920, vierzig Jahre lang fast unverändert halten, und auch die radikalste Erneuerung des Hofmannsthal- schen Spieles, die durch den Sohn Gottfried Reinhardt, bekennt sich — wenigstens auf dem Programmzettel — als gleichfalls noch dem Urkonzept verpflichtet. Sie wurde an dieser Stelle zu Beginn der Salzburger Festspiele ausführlich besprochen und von der gesamten Presse lebhaft diskutiert. Viel zuwenig beachtet und gewürdigt wurde bei dieser Neuinszenierung die neue Musik, die Ernst K r e n e k zum „Jedermann" geschrieben hat und die immerhin eine Partitur von etwa 50 Manuskriptseiten darstellt.

Nehmen wir es vorweg: Wir finden sie ganz ausgezeichnet, zum ganzen Werk vorzüglich passend, seine Konturen schärfend, nirgends den Hörer durch ungerechtfertigte Modernität schockierend — und doch in jeder Notenzeile die Handschrift ihres Schöpfers aufweisend.

Wer wohl die Idee gehabt hat, den in Österreich kaum beheimateten Musikdramatiker Krenek — der in den schwersten Jahren einer der treuesten und tapfersten Söhne dieses Landes war (und der, nebenbei, ein hervorragender Künstler ist) — mit dieser Aufgabe zu betrauen? Wenn es der Regisseur persönlich war, so gebührt ihm ein Extra- Finderlohn. Er hat Krenek für eine Aufgabe gewonnen und entdeckt, die sowohl das reiche musikdramatische Talent dieses Musikers ins Spiel bringt und dem seit etwa 25 Jahren in Amerika lebenden Komponisten zugleich die erste Möglichkeit bietet, mit einem breiten Publikum Kontakt zu gewinnen.

Die äußeren Mittel dieser Meister partitur sind recht bescheiden: 11 Bläser, ein Streichquartett, Vibraphon, Xylophon und eine differenzierte Schlagwerkgruppe. Die letztere dominiert gleich am Anfang, zum totentanzmäßigen Aufzug der Spieler, sowie an vielen dramatischen Momenten. Kreneks Musik begleitet das Stück Szene für Szene, untermalt und akzentuiert die Handlung und ist, im ganzen, eine wirkliche Bereicherung der neuen Inszenierung. Und sie spricht zum erstenmal (nach den mehr kunstgewerblichen Jedermann-Partituren von Einar Nilson, Bernhard Paumgartner und Joseph Meßner) die Sprache unserer Zeit.

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