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300 Jahre Adam Smith: Der Weg zum diesseitigen Glück

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Der Ethik schrieb Adam Smith die Aufgabe zu, den Weg zum diesseitigen Glück aufzuzeigen. Gleichzeitig betonte er die Beziehung zwischen Wohlergehen und menschlicher Natur. Welche Weltanschauung steckt dahinter? Ein Essay des Philosophen Gerhard Streminger.

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Der Ethik schrieb Adam Smith die Aufgabe zu, den Weg zum diesseitigen Glück aufzuzeigen. Gleichzeitig betonte er die Beziehung zwischen Wohlergehen und menschlicher Natur. Welche Weltanschauung steckt dahinter? Ein Essay des Philosophen Gerhard Streminger.

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Adam Smith wurde wahrscheinlich am 16. Juni 1723 in der schottischen, frühindustrialisierten Hafenstadt Kirkcaldy – wie Edinburgh am Firth of Forth gelegen – geboren. Die wenigen uns bekannten Hinweise lassen vermuten, dass er einer frommen, aber nicht frömmelnden Familie entstammte.

Als knapp nach dem Tod des Vaters eine Liste des Hausinventars erstellt wurde, standen etwa 80 Bücher in den Regalen, wobei die meisten religiösen Inhalts waren. Auch dürften religiöse Bilder an den Wänden gehangen haben, so auch eines von der Jungfrau Maria, eines von den Heiligen Drei Königen und eines von Johannes Calvin. Diese Tatsache legt den Schluss nahe, dass der spätere Aufklärer religiös, aber nicht sektiererisch erzogen worden war. Der kleine Adam wuchs durchaus privilegiert auf. Seine Mutter war Spross einer der mächtigen, begüterten Familien Schottlands, nämlich der Douglas, die seit dem Mittelalter die Geschicke ihres Landes mitbestimmte. Smiths Vater wiederum war Rechtsanwalt, verstarb aber noch vor der Geburt seines später so berühmten Sohns, der somit als Halbwaise groß wurde.

Als Dreijähriger Opfer einer Entführung

Aus Adams ersten Lebensjahren ist nur ein konkretes Ereignis bekannt: Als er etwa drei Jahre alt war, besuchte seine Mutter mit ihm ihren Bruder in Strathenry Castle nahe Leslie, nur wenige Meilen von Kirkcaldy entfernt. Adam spielte allein vor dem Schloss, als eine Roma- oder Sintifrau vorbei kam und ihn mitnahm. Sein Verschwinden wurde rasch bemerkt und die Suche aufgenommen. Als die Kidnapperin bemerkte, dass sie verfolgt wurde, floh sie in den Wald und ließ das schreiende Kind allein zurück. Unversehrt wurde Adam wieder ins Haus gebracht.

Dieser Vorfall dürfte die Sorge seiner Mutter um ihren einzigen, kränklichen Sohn, den sie – untypisch für calvinistische Gesellschaften – regelrecht verhätschelt haben soll, noch um einiges gesteigert haben.
Gewiss gehörte der sonntägliche Kirchgang zu den Selbstverständlichkeiten der Woche. Nachhaltigen Eindruck könnte diese Verpflichtung insofern gemacht haben, als Smith in späteren Jahren gedankenlose religiöse Riten strikt ablehnte. Aber zeitlebens interessierten ihn ethische Fragen – eine Wissbegierde, die durch die wöchentlichen Predigten genährt worden sein dürfte, wenn auch in unbeabsichtigter Weise.

Denn die calvinistische Doktrin von der völligen Verderbtheit unserer Natur – als Folge des Sündenfalls von Adam und Eva – lehnte Smith zumindest als Erwachsener vehement ab und entwarf als Philosoph ein diametral entgegengesetztes Menschenbild.

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