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Kirche und moderne Kunst

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Prof. Z i 11 i, der bekannte C-razer Künstler, hatte kürzlich eine Unterredung mit Kardinal Celso Costantini, aus der wir nachstehende Gedanken wiedergeben

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Prof. Z i 11 i, der bekannte C-razer Künstler, hatte kürzlich eine Unterredung mit Kardinal Celso Costantini, aus der wir nachstehende Gedanken wiedergeben

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Die Kirche — führte Kardinal Celso Costantini aus — ist nicht a priori gegen das Moderne, im Gegenteil: sie wünscht es. Aber eine moderne, verständliche Kunst und keine Rückkehr zu dem archaischen Primitivismus und Infantilismus gewisser Volker und Höhlenzeichnungen. Sie will eine Modernität, würdig und anständig, kein barbarisches Lallen oder konvulsives Geschrei, sondern menschliche Sprache. Seine Heiligkeit Papst Pius XII. sagte in seiner Enzyklika über die heilige Liturgie, die in den Instruktionen des Sant' Uffizio wiederholt wird:

„Es ist notwendig, auch der modernen Kunst ein freies Betätigungsfeld zu lassen, aber unter der Bedingung, daß diese mit jener gebührenden Ehrfurcht und Demut der heiligen Kirche diene, damit auch sie in den glorreichen Lobgesang einfalle, den die Meister vergangener Jahrhunderte auf den katholischen Glauben anstimmten. Wir können es uns aber aus Gewissenspflicht nicht verwehren, jene Darstellungen zu beklagen und zu verurteilen, die sich in letzter Vergangenheit eingedrängt haben. Diese, die gegen den guten Geschmack, die christliche Demut, die Pietät verstoßen und die reinsten religiösen Gefühle gröblich verletzen, werden als Verunstaltungen und Zerrbilder der wahren Kunst aufgefaßt. Man muß sie unbedingt fernhalten und aus Unseren Kirchen weisen, genau wie alles, was sich mit der Heiligkeit des Ortes nicht vereinbaren läßt“ (Can. II, 78).

Den Charakter und die Anforderungen der christlichen Kunst erläuternd, führte Kardinal Costantini aus: „Die kirchliche Kunst unterscheidet sich von der profanen nicht in bezug auf Berufung, Technik, Farben usw., wohl aber unterscheidet sie sich gänzlich durch den Inhalt, der ihr den besonderen Charakter gibt. Daher muß jeder christliche Künstler sich dessen bewußt sein und es berücksichtigen, daß sein Werk in gewisser Hinsicht einer priesterlichen Handlung gleicht. Wie auch Seine Heiligkeit Papst Pius XII. sagte, daß die christliche Kunst die adelige Dienerin der Liturgie sei. Sie hat die konstruktive Aufgabe der Architektur, eine deskriptive und die Kultgegenstände formende sowie die katechistische und ornamentale. Lind die moderne Kunst hat sich diesen Richtlinien würdig einzufügen, wenn sie ernst genommen werden will.“

Kardinal Costantini zollte der Lebensfähigkeit der Architektur unserer Tage Anerkennung, die ihre Bestätigung in der bedeutenden Anzahl von Kirchen schönster Gestaltung finde; viele davon sind bereits errichtet, die Entwürfe anderer sind von der päpstlichen Kommission für kirchliche Kunst gutgeheißen worden.

Kardinal Costantini sprach schließlich über die Darstellung Christi als Werkmann, die das Sant' Uffizio in die Liturgie einführt; sieht es doch in dieser Darstellungsform eine wohlgeeignete Aeußerung des glorreichen Konzepts der Arbeit, wie es dem Christentum zugrunde liegt. Dies setzt voraus, Christus als Arbeiter nie isoliert, sondern im Familienkreise darzustellen. Und zwar aus drei ersichtlichen Gründen. Zunächst, weil auch die Gottesmutter und Jesus Vorbilder der Arbeit sind, weiter, weil die Arbeit zur Pflicht gemacht wird und zur Erhaltung der Familie unerläßlich ist; und schließlich weil St. Joseph das Haupt der Werkstätte von Nazareth war und Jesus Christus beispielgebend in seine Pflichten einführte. So bewahrheitet sich die Achtung der Autorität. Christus, als zweite Person der Trinität Mensch geworden, sieht in St. Joseph das Prinzip der hierarchischen Ordnung.

Damit ist gleichzeitig dem Künstler ein größeres Betätigungsfeld erschlossen und die Möglichkeit geboten, seine ehrlichsten Absichten zu verwirklichen, indem er den schönen christlichen Leitsatz „ora et labora“ verkündigt. Und möge man also den gesunden künstlerischen Grundsätzen nachgehen, die, obwohl sie sich auch in jeder einzelnen Epoche in einer neuen und ihrer Zeit gemäßen modernen Form zu äußern pflegen, Jahrhunderte hindurch die Kirchen mit Meisterwerken füllten, die sowohl der Kunst als auch dem Glauben zur höchsten Ehre gereichten.

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