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Technik und Kirche
Der Erzbischof von Wien, DDr. König, gewährte uns vor kurzem eine Unterredung zum Fragenkomplex „Kirche und Technik“. Den Anstoß zu der interessanten Erörterung gab ein Besuch des Erzbischofs auf der technischen Wanderausstellung des seinerzeit in Wien stationierten BV-Aral-Zuges. Das technische Verständnis und Wissen des Erzbischofs setzte die anwesenden Herren dieses Zuges in Erstaunen. Um so vertrauensvoller durften wir uns mit dem Thema „Kirche und Technik“ an den Wiener Oberhirten wenden.
Im Verlaufe des Gesprächs, das von seifen des Erzbischofs in bezug auf alle technischen Fragen und Probleme mit großer'Auffeschlossew heit geführt wurde, zitierte Erzbischof Dr. König als entscheidende Richtlinie für die positive Einstellung der Kirche zur Technisierung des modernen Lebens die Stelle in der Heiligen Schrift, in der Gott den Menschen heißt, sich die Welt Untertan zu machen. Damit ist gleichzeitig gesagt, daß der Mensch sich der Naturkräfte bedienen darf und soll und sie nach seinem eigenen Ermessen einsetzen kann. Entscheidend dabei ist aber, daß mit der steigenden Technisierung auch eine entsprechende Moral einhergehen muß.
Es ist einleuchtend, daß das Verantwortungsgefühl und die moralische Haltung des modernen Menschen heute weit strenger bewertet werden müssen als etwa noch vor 50 Jahren, als zum Beispiel die Verkehrsmittel sich ausschließlich relativ langsam fortbewegten und sich zum Menschenverstand der von Pferdekennern oft recht hoch eingeschätzte Pferdeverstand gesellte, ein Faktor, der heute bei den hundertpferdigen Motoren mit ihrer wesentlich höheren Gefährdung für die Mitmenschen leider vollkommen in Wegfall kommt. Die Technik kann immer.nur das sein, was der Mensch aus ihr macht, und das ist natürlich allein eine Frage der Moral und der Vernunft. Es sind ihm heute Mittel in die Hand gegeben, die sehr positiv eingesetzt werden und zum Glück aller beitragen könnten. Die Technik vermag es auch, dem Menschen durch mehr Freizeit die Möglichkeit zu bieten, sich geistig-seelisch weiterzubilden und sich zu besinnen und zu sammeln. Nie zuvor wurden den Menschen solche Möglichkeiten geboten. Der Mensch muß sich nur stets dessen bewußt bleiben, daß die Technik — so wunderbar sie mitunter anmutet — immer nur Hilfsmittel sein soll und darf.
Der Erzbischof beendete das Gespräch mit der Versicherung, daß er als Vertreter der Kirche ebenso wie persönlich dem technischen Zeitalter durchaus aufgeschlossen gegenüberstehe, eine Haltung, die weiteste Kreise mit Zuversicht und Freude erfüllen dürfte.
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