6563683-1949_23_13.jpg
Digital In Arbeit

zielbewußte staatliche Kulturpolitik.

Werbung
Werbung
Werbung

Bisher hat sich noch keine Staatsregierung darum gekümmert, wie es um die Kunst in den einzelnen Bundesländern bestellt ist. Die Kulturaufgabe eines Staates besteht jedoch nicht nur darin, die Kunst in der Hauptstadt allein zu pflegen und zu fördern, sondern das geistige Leben einer Nation muß sich bis an seine Grenzen auswirken. Gerade das Theater, ein gutes Theater, soll Mittler und Förderer sein des Schönsten und Edelsten, was wir aus Vergangenheit und Gegenwart besitzen. Es genügt nicht, immer auf das hinzuweisen und stolz darauf zu sein, was unsere Vorfahren geleistet haben, sondern wir müssen auch selbst etwas leisten!

Einer besonderen Aufmerksamkeit der Staatsregierung bedürfen jedoch die Theater, die an den Grenzen anderer Länder liegen, also die Bühnen in Innsbruck und Klagenfurt, die in ruhigeren Zeiten einen regen Kulturaustausch mit ihren Nachbarländern pflegen müßten. Ich habe bereits früher angeregt, für die Theater einen K u 1- turbeitrag, gestaffelt von 3 bis 10 Schilling einzuheben. Wer jährlich 200 Schilling an Steuern bezahlt, wird sich wohl kaum darüber aufregen, wenn er um drei Schilling mehr bezahlen soll, und ein Unternehmen, das mit 10.000 Schilling besteuert wird, wird wegen weiterer 10 Schilling gewiß nicht zugrunde gehen. In der Vorkriegszeit beanspruchten in Deutschland die Landestheater jährlich 800.000 bis 900.000 Reichsmark an Zuschüssen. Wenn nun angenommen wird, daß Österreich rund 800.000 Steuerzahler besitzt, der Kulturbeitrag durchschnittlich fünf Schilling beträgt, so würde dies einen Ertrag von mindestens 4,000.000 Schilling ergeben. Damit könnten nicht nur die fünf Landestheater mit je 400.000 bis 500.000 Schilling, sondern auch noch die kleineren Stadttheater subventioniert werden!

Aber auch den Privattheatern kann geholfen werden, und zwar indem man ihnen die kunstfeindliche Vergnügungssteuer und andere drückende Abgaben erläßt. Als Äquivalent könnte dafür eine Beteiligung an einem eventuellen Reingewinn verlangt werden. Denn: wenn die Privattheater ihre Betriebe schließen müssen, dann gibt es keine Steuern und es muß zudem noch Arbeitslosenunterstützung bezahlt werden. Andernfalls besteht die Möglichkeit, durch eine Gewinnbeteiligung etwas zu erhalten.

Es wäre eine Tat, die mit goldenen Lettern in der Kulturgeschichte Österreichs ver-

zeichnet werden müßte, wenn unsere Staatsregierung endlich aus ihrer Reserve heraustreten und helfen würde, den Ländern ihre kulturelle Mission zu erfüllen. In dieser Beziehung könnte auch unser Nationalrat wirksame Unterstützung leisten!

Unsere Theater befinden sich zweifellos in einer schweren Krise, die aber überwunden werden kann und überwunden werden muß. Wenn das verarmte Deutschland nach wie vor seine Kunst, seine Theater trotz allem fördert und erhält, dann wäre es ein Debakel ohnegleichen, wenn bei uns in Österreich statt des von allen politischen Parteien zugesicherten Auf baus nun wieder ein Abbau erfolgen sollte, der uns in die, Zeiten vor 1938 zurückwerfen würde.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung