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IM STREIFLICHT

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UTNGEFÄHR zur selben Zeit, da die Bildung einer Lärmschutzkonimission in Klagenfurt gemeldet wurde, brachte eine Wiener Zeitung Ausführliches über die Motorradfabrikation. Daraus war zu ersehen, daß ein Produzent oder Konstrukteur von dem recherchierenden Journalisten gefragt wurde, ob es denn nicht möglich sei, die berüchtigten Motorrad-Startgeräusche schon im Konstruktionsbüro zu vermeiden. Oh doch, sagte der Fachmann, oh doch! Das sei, konstruktionstechnisch gesehen, kaum ein Problem. Aber v e r ka u f s technisch sei es ein Problem — die Motorradkäufer nämlich bevorzugen unter anderem auch Maschinen, die beim Start besonders kraftvollen Lärm machen... Wir gehören gewiß nicht zu den Leuten, die gerne zum Kadi laufen. Ob aber in diesem Fall nicht doch der Kadi (sprich: die Behörden) zum Rechten sehen sollte?

AUS einem gemeinsamen Jahresbericht 1952 der österreichischen Rundfunkstationen gebt hervor, daß der Grazer Sender etwa 5.3 Millionen Schilling, die Ravagstationen 14 Millionen, Rot-Weiß-Rot 8 Millionen, Innsbruck und Klagenfurt je 1.3 Millionen Schilling im Laufe des vergangenen Jahres an Schauspieler und Literaten, Musiker, Komponisten und viele andere für Honorare und Aufführungsrechte ausbezahlt haben. Eine grobe Schätzung ergibt, daß die österreichischen Rundfunksender und -sender-gruppen jährlich 25 bis 30 Millionen Schilling für solche Zwecke ausgeben. Das ist eine gewaltige Summe und eine fortgesetzte stille Kuhursubvention größten Ausmaßes. Mag sein, daß der Rundfunk auf diese Art mehr als gutmacht, was er auf andere Weise sündigt.

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A*IT Vergnügen stellten wir fest, daß die wiener Messe AG. (und in ihrem Gefolge der Wiener Kommerz) allen Ernstes zu moderneren und wohl auch etwas „großstädtischeren“ Werbe- und Ausstellungsmethoden greift: das Plakat erfüllt diesmal schon Qualitätsansprüche, das Prater-Messegelände hat den immerhin etwas fatalen Charakter einer landwirtschaftlichen Musterschau fast ganz eingebüßt. Nur der Messepalast ist noch recht sehr im alten Bazarstil gehalten, und das wird freilich nicht zu vermeiden sein, solange man nicht ein größeres und geeigneteres Haus hat...

1I7'OR Jahresfrist — oder ist es noch langer * her? — haben wir an dieser Stelle auf den jämmerlichen Zustand eines der schönsten Alt-Wiener Häuser hingewiesen und ein erfreuliches Echo von verschiedenen Seiten gehört. Das Denkmalamt hat damals seiner Hoffnung, das Rokoko-Haus am Ulrichsplatz retten zu können, Worte verliehen und ein Verein hat Schritte zu seiner Rettung unternommen. Aber das Haus verfällt vorderhand immer mehr; Fensterleibungen knicken durch, Stuck und Verputz bröckeln in großen Teilen ab und die geplante Restaurierung wird von Tag zu Tag kostspieliger. Gibt es wirklich keine schnellere Hilfe?

CECHZEHN österreichische Kinobetriebe haben in letzter Zeit wegen Unrentabilität schließen müssen. Damit folgt Oesterreich der rückläufigen Besuchstendenz, die auch in anderen Filmländern zu beobachten ist. Die relativ übermäßige Kinodichte in Oesterreich läßt vermuten, daß der Prozeß damit noch nicht zum Stillstand gekommen ist. Das Zentralorgan der österreichischen Filmwirtschaft weiß dazu sogar zu berichten, daß sich eine ganze Anzahl von Kinobetrieben nur noch durch die Diapositivreklame notdürftig über Wasser hält. Hinter der evidenten Notlage der heimischen Betriebe steht freilich die Frage auf, ob dieses Phänomen nicht auch in größere Zusammenhänge und Entwicklungen einzuordnen ist — etwa in die vielfach vorausgesagte „Filmabenddämmerung“ ?

■pINER hohen Behörde in Oesterreich sollen ■E konkrete Plane für die Produktion ausgesprochener Kinderfilme vorliegen. Oesterreich soll damit dem Beispiel Englands, Deutschlands und neuerdings auch Norditaliens (Mailands) folgen. Sicherlich wäre die Verwirklichung des Planes geeignet, den ungeordneten Strom der „Neugierigen“ in bedacht gelenkte Bahnen zu leiten. Es müßte freilich aus allen diesen Erwägungen der Gedanke der Rentabilität gestrichen und durch Begriffe wie Herzens- und Geschmacksbildung ersetzt werden, sonst könnte es leicht geschehen, daß der Bock zum Gärtner gemacht wird.

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TT EIN „goldener Löwe“ fiel diesmal auf den 14. Internationalen Festspielen in Venedig einem der 29 Filme der 16 Staaten zu. Man flüchtete zu sechs silbernen. Waren die sechs so gleichwertig sensationell gut, daß die Qual der Wahl so groß war? Oder war es keiner? Man hört von letzterem und hüllt sich in (goldenes) Schweigen — Reden war' Silber.

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