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Politiker zum Farbfernsehen

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CHARLES DE GAULLE: „Als ich Henri de France befahl, das Farbfernsehen zu erfinden, stellte ich die Bedingung, daß die Grundfarben die der Trikolore sein müßten. Doch statt Rot-Weiß-Blau nahm er Rot-Grün-Blau. Diese Eigenmächtig- tigkeit konnte nur deswegen verziehen werden, weil sie das beste Verfahren der Welt ermöglichte: das französische SECAM. Vive la France!"

KURT GEORG K1ES1NGER: „Ich habe mich bereits bei General de Gaulle dafür entschuldigt, daß der Deutsche Walter Bruch mit PAL das beste Farbfemsehsystem der Welt erfunden und damit die überaus freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und der Bundesrepublik ernsthaft gefährdet hat.“

LESTER PEARSON: „Obwohl Kanada als drittes Land der Erde mit dem Farbfernsehen begonnen hat, ist die Prozedur noch immer nicht vollkommen. Es gibt da sehr störende Farbstiche — zum Beispiel bei Französischblau.“

LYNDON B. JOHNSON: „Wie Sie von jedem TV-Mann erfahren können, sind vom Standpunkt der Elektronentechnik Schwarz, Weiß und Braun überhaupt keine Farben. Ich verstehe nicht, wie es da ein Rassenproblem geben kann.“ ALEXEI KOSSYGIN: „Gleichwohl das Farbfernsehen, wie alle Welt weiß, schon vor 50 Jahren von dem bedeutenden russischen Gelehrten IWan Iwanowitsch erfunden wurde, optierte die Sowjetunion für das französische SECAM — weil hier die Farbe Rot am besten kommt.“

MAO TSE-TUNG: „Das Farbfernsehen ist eine amerikanische Erfindung, die ich bis zum letzten Vietnamesen bekämpfen werde. Im übrigen werden wir als schönste Frucht der herrlichen Kulturrevolution bald ein eigenes Verfahren besitzen — mit nur einer Farbe: Rot.“

HO CHI-MINH: „Zuerst Napalm auf Vietnam — dann Farbfernsehen für Europa. Deutlicher konnten die amerikanischen Kriegstreiber ihre schändlichen Absichten nicht bekunden. Doch wird die ganze Welt auch diese neue, unmenschliche Waffe verurteilen.“

FIDEL CASTRO: „Im amerikanischen Farbfernsehen sind unsere Zuckerplantagen violett, unsere nagelneuen sowjetischen Panzer rostbraun. Nichts stimmt da — nur eines: das Wasser der Schweinebucht ist rot — rot vom Blut der Agressoren. Nieder mit ihnen, mit dem kapitalistischen NTSC! Es lebe das sozialistische SECAM! Patria o muerte — ven ceremos!“

ABDUL GAMAL NASSER: „Das Farbfernsehen ist eine jüdische Erfindung, deren sich die westlichen Imperialisten bedienen, um die Araber zu unterdrücken. Aber wie wir die israelische Aggression siegreich abgewehrt haben, werden wir auch dieser Gefahr zu begegnen wissen.“

GENERAL FRANCO: „Als christlich-abendländische Nation wird sich auch Spanien dem Farbfernsehen nicht verschließen. Ich habe jedoch die Ingenieure der TVE angewiesen, aus allen Sendungen die Farbe Rot zu eliminieren. Bei Kardinalen wird natürlich eine Ausnahme gemacht werden.“ MARSCHALL TITO: „In Jugoslawien gibt es sechs Republiken, vier Religionen, drei Sprachen, zwei Alphabete und eine Partei. Da geht es so bunt zu, daß die Einführung des Farbfernsehens zu einem dringenden Bedürfnis geworden ist. Wir bevorzugen übrigens PAL. Das ist keine Frage der Qualität, sondern eine solche der größeren Exportmöglichkeit.“

OBERST MAKAREZOS: „Zwar haben wir in Griechenland noch nicht einmal Schwarz-Weiß-Fernsehen, doch sind wir sehr wohl imstande, gutes von schlechtem Farbfernsehen zu unterscheiden. Wir haben daher SECAM gewählt und hoffen, dieses Verfahren bis zum Jahr 1999 anwenden zu können — vorausgesetzt, die gegenwärtige Militärregierung bleibt so lange im Amt.“

GENERAL MOBUTO: „Nicht die Amerikaner, die Franzosen oder die Deutschen haben das Farbfernsehen erfunden, sondern die Belgier, um uns und den anderen Völkern Afrikas, die erst Schwarz-Weiß-Fernsehen haben, ihre Überlegenheit fühlen zu lassen. Wir lehnen daher eine Übernahme dieses diskriminierenden Systems ab.“

IAN SMITH: „Da wir hier in Rhodesien den größten Wert auf Unterscheidung legen, ist das kontrastarme Farbfernsehen für uns nicht geeignet. Unserer politischen Überzeugend entsprechend bleiben wir daher beim alten System Schwarz-Weiß.“

PS: Für die Authentizität dieser Äußerungen kann keine Gewähr übernommen werden.

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