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Schriften der Balkankommission

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Antiquarische Abteilung. Band XI/1: Hermann Vetters, Dacia ripensls. 60 Seiten mit 8 Abildungen im Text, 4 Tafeln und einer Karte im Anhang. Band XI/2: Rudolf Egger, Der Grabstein von Cekanievo. 34 Seiten mit einer Abbildung im Text und 7 Tafeln im Anhang. In Kommission bei Rudolf M. Rohrer Wien

Nach einer kriegsbedingten Pause von elf Jahren liegt nun wieder ein Band dieser angesehenen Publikationsreihe der österreichischen Akademie der Wissenschaften vor. Er reiht sich seinen Vorgängern in Gehalt und Gestalt — das darf vorweggenommen werden

— würdig an.

Der erste Halbband ist der römischen Provinz Dacia ripensis gewidmet, die, von Kaiser Aurelian (270 bis 275 nach Christi) eingerichtet, am südlichen Donauufer ungefähr zwischen der Kazanenge und dem VitfluB lag und im Süden vom Hauptkamm des Balkangebirges begrenzt wurde; sie erstreckte sich also — mit Ausnahme des Nordwestzipfels (Jugoslawien)

— hauptsächlich über heutzutage bulgarisches Gebiet. H. Vetters gibt zunächst einen Uberblick über das Land und seine Bevölkerung. Im Hauptabschnitt werden in wohldokumentierten Ausführungen — bisweilen vielleicht in etwas zu gedrängter Kürze — die Geschicke dieses für das Römerreich so bedeutsamen Bollwerks an der stets gefährdeten Donaugrenze geschildert, bis zu seinem endgültigen Zusammenbruch unter dem Awareneinfall am Ende des 6. Jahrhunderts. Einen Vorteil für die Darstellung bedeutet es, daß der Verfasser nicht nur die Ergebnisse der einschlägigen Forschungszweige verwerten kopnte (wobei die Numismatik wohl auch heranzuziehen gewesen wäre), sondern infolge seiner Teilnahme an Ausgrabungen in Bulgarien über Autopsie verfügt. Sie kommt namentlich dem letzten Abschnitt zugute, der sich mit dem auch für unsere Gegenden wichtigen Problem der spätantiken befestigten Höhensiedlungen beschäftigt.

Im zweiten Halbband behandelt R. Egger einen hinsichtlich seiner Größe und seines Schmucks ungewöhnlichen Grabstein, der unweit von Sofia gefunden wurde. Das dem 3. Jahrhundert nach Christi entstammende Denkmal hat eine 30 Zeilen lange Inschrift in Versen, deren Lesung und Erklärung nicht geringe Schwierigkeiten machten, sowie Reliefs, die den Text illustrieren sollen. Die Tote war Dienerin im Dionysosheiligtum ihres Ortes, ihre Aufnahme im Jenseits durch den Gott gibt das Hauptrelief (ein Unikum) wieder. Diese knappe Charakteristik läßt aber nicht erkennen, welche Fülle von religions-und kunsthistorischen Problemen dieses Monument enthält, das geistesgeschichtlich im griechisch-römischen Kulturboden wurzelt, während es in seiner Formung ein fesselndes Beispiel bodenständiger Volkskunst ist. Diese Zwitterstellung, insbesondere aher die uns vielfadi so schwer zugängliche Welt der antiken Mysterien bereiten der Interpretation eines solchen Denkmals gewaltige Schwierigkeiten. Wenn diese hier so gemeistert wurden, daß kaum ein wesentlicher Wunsch offenbleibt und daß wir durch die Behandlung dieses Denkmals wertvolle Einblicke in die Glaubensvorstellungen des antiken Menschen gewinnen, dann verdient das rückhaltlose Anerkennung.

Abschließend zum ganzen Band; Es darf uns mit nachdenklicher Genugtuung erfüllen, wie Österreich, ungeachtet aller geschichtlichen Wechselfälle und vielfach unbedankt, an seiner alten kulturellen Südostmission festhält — auch mit diesem „Balkanband.

Dr. Rudolf Noll

Wie Gott sagt, was Gott ist. Predigten. Von Diego Hanns Goetz O. P., Alsatia Colmar. (In der Schriftenreihe Ministerium Vcrbi.) 159 Seiten.

Wenn 'tier bekannte Wiener Kanzelredner im vorliegenden Werke das Mysterium der Dreifaltigkeit und der christlichen Daseinsform auf den Nenner bringt „Wie Gott sagt, was Gott ist“,- so liegt dies ganz in seiner uns durch die Homilie bekannten Art. In typisch subtiler Weise legt der Verfasser Abschnitte der Schrift im Anschluß an die sonntägliche Verkündigung aus, in der wir die Formung aus thomistischem Denken und der Sensibilität eines Seuse erkennen. Die Gelassenheit, der der Prediger des Alten Bundes vitale Bedeutung beimißt, erstrahlt in der überzeugenden Kraft der einzelnen Kapiteln. Ganzheitlicher Aspekt einer zeitaufgeschlossenen Katholizität sind ein besonderes Merkmal neben der dominikanischen Verkündigung der Frohen Botschaft Jesu Christi. In der Reihe der heute so zahlreich publizierten Predigtbücher nimmt vorliegende Schrift einen besonderen Wert ein. Es ist die Synthese der actio catholica und der passio catholica, die den apostolischen Menschen zur theresiani-schen Beschaulichkeit im Getriebe der Zeit emporführt: „Wir müssen ebenso notwendig dem Armen das Süpplein geben, wie wir in der Betrachtung und Beschauung der Geheimnisse Gottes weilen müssen. Wir müssen ebensosehr nach außen leben wie nach innen — ja in dem Maße nach außen leben, als wir innerlich sind.“ (Seite 137.) Hätte der Verlag dem Buche eine gediegenere Ausstattung geschenkt, so würde es auch bibliophilen Ansprüchen gerecht werden.

Dr. Raimund P o u k a r

Rettet die Weltl Heilandsruf an die miterlösenden Seelen. Von J. Leb re ton S. J. und H. Monier-Vinard S. J. Marianischer Verlag Innsbruck 1950. 346 Seiten, Halbleinen.

Man kann über Privatoffenbarungen verschiedener Meinung sein. Vielen, auch strenggläubigen Menschen, wird der innere Zugang zu solchen Niederschriften durch Ressentiment und Mißtrauen versperrt. Wer aber um das heldenmütige Opferleben und Sterben dieser französischen Ordensfrau (ihr Inkognito bleibt gewahrt), um die Demut und Heiligkeit ihres Wesens und ihr jahrelanges, bitteres Leiden weiß, dem wird vielleicht manche innere Hemmung gegen die Lektüre dieses Buches wie von selbst schwinden. Zudem ist das Buch von bedeutenden Jesuitentheologen herausgegeben. In erster Linie will das Buch in die Hände der gottgeweihten Seelen des Priester-und Ordensstandes gelegt sein.

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