
Geschäft, Begehren und Verachtung
Prostitution vereint drei christliche Urängste: Sünde, Sexualität und Mammon. Doch „Hurerei“, wie es früher hieß, ist auch Anderes. Eine kleine Kulturgeschichte – von Maria Magdalena bis zum Laufhaus.
Prostitution vereint drei christliche Urängste: Sünde, Sexualität und Mammon. Doch „Hurerei“, wie es früher hieß, ist auch Anderes. Eine kleine Kulturgeschichte – von Maria Magdalena bis zum Laufhaus.
Prostitution ist seit mehr als 2000 Jahren ein dunkler Spiegel, der den patriarchalen Umgang mit Sexualität reflektiert. Wer nach Prostitution in historischen Texten sucht, wird sehr rasch mit Geschichten statt Geschichte, mit Zitaten und Zirkelschlüssen, mit tendenziösen Traditionen konfrontiert. Und vollends in phantasmagorische Gefilde begibt sich, wer die Geschichte der Prostitution um den Aspekt der Religion erweitert. Die Verbindung von Heiligem und Verbotenem hat die Gelehrten seit der Antike fasziniert.
Sie alle folgten dabei dem griechischen Historiographen Herodot, der im ersten Buch seiner Historien berichtet, jede Babylonierin müsse sich einmal im Leben im Heiligtum der Fruchtbarkeitsgöttin Mylitta einem Fremden gegen Geld anbieten. Derselbe Herodot berichtet auch über eine nach Gold grabende Riesenameise und wird bereits vom Philosophen Plutarch als Lügner bezeichnet – die Vorstellung, dass beim großen Angstgegner der Griechen, den Persern, käufliche Sexualität sich in unmittelbarer Nähe, ja gewissermaßen im Auftrag einer Gottheit abspielte, fand dennoch ihren fixen Platz in der religionsgeschichtlichen Überlieferung.
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