Mauer des Schreckens - Israelische Soldaten vor der Grenzmauer, die den Gaza-Streifen vom Kibbuz Nahal Oz trennt, der ein Ziel des Hamas-Terrors wurde.<br />
Oz bedeutet „Kraft, Stärke“. Die Tochter von Amos Oz sagt in diesem Artikel, was sie jetzt darunter versteht. - © APA / AFP / Menahem Kahana

Israel: „Jetzt ist die Zeit für Krieg“

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Der Angriff der Hamas stellt auch das Selbstverständnis von Friedensaktivisten in Israel und Palästina auf die Probe. Ein Rundruf von Haifa über Tel Aviv nach Ramallah.

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Der Angriff der Hamas stellt auch das Selbstverständnis von Friedensaktivisten in Israel und Palästina auf die Probe. Ein Rundruf von Haifa über Tel Aviv nach Ramallah.

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Die Nachricht von den Gräueltaten der Hamas erreichte Fania Oz-Salzberger in Indien. Die israelische Historikerin und Friedensaktivistin hatte sich für eine Auszeit zum Meditieren dorthin zurückgezogen. In dem Moment, als sie vom Überfall auf ihr Land und ihre Landsleute erfuhr, musste sie ihre Auszeit unterbrechen. „Ich war nicht mehr fähig, an Frieden und Liebe zu denken“, schildert sie ihre Reaktion im FURCHE-Gespräch. Terror könne nicht mit Friede und Liebe beantwortet werden. „Wir haben diesen Krieg nicht begonnen, aber jetzt müssen wir gegen die Hamas so stark wie nur möglich zurückschlagen.“ Ihrer ersten Reaktion folgte ein zweiter Gefühlsausbruch, sagt Oz-Salzberger: „Eine furchtbare Wut auf meine Regierung.“

„Ich bin ein Kibbutznik“

Nach dem Hamas-Angriff auf israelische Grenzorte zum Gaza-Streifen und mehrerer Kibbuze hat sie ihr Profilbild in den sozialen Netzwerken mit dem Bekenntnis „Ich bin ein Kibbutznik“ ausgetauscht. „Weil ich stolz bin, mit welchem Mut sich die Kibbuz-Bewohner dem brutalen Angriff der Terroristen widersetzt haben und damit unser Kibbuz-Erbe hochhalten“, erklärt sie. Selbst in einem Kibbuz aufgewachsen, fügt sie hinzu: „Das sind unsere Werte, die sie, die wir alle hier verteidigen.“

Fania Oz-Salzberger ist die Tochter des 2018 verstorbenen israelischen Schriftstellers und Kibbutzniks Amoz Oz. Der Autor war eine in Israel und über die Grenzen des Landes hinaus bekannte und beachtete literarische Stimme, die sich für den Friedensprozess, ein Zusammenleben zwischen Israelis, Palästinensern und die Zwei-Staaten-Lösung eingesetzt hat. Oz war auch Mitbegründer der Friedensorganisation „Schalom achschaw“ oder auf Englisch Peace now.

Hat der Aufruf „Friede jetzt“ in der aktuellen Situation seine Gültigkeit verloren? Ohne jedes Zögern antwortet Oz-Salzberger auf diese Frage: „Jetzt ist nicht die Zeit für Frieden. Jetzt ist die Zeit für Krieg. Die Bibel sagt uns, es gibt eine Zeit für alles.“ Mit dieser Meinung beruft sich die Tochter auf ihren Vater: „Der war sein ganzes Erwachsenenleben lang ein Friedensaktivist, aber er lehrte uns, dass wir auf Aggression mit Gewalt antworten müssen. Denn für ihn war das größte Problem in der Welt nicht Gewalt, sondern die Aggression. So wie mein Vater akzeptiere auch ich den Tod unschuldiger Zivilisten nicht. Auf beiden Seiten. Die Hamas hat nicht nur Israelis, sondern auch die Bevölkerung von Gaza als Geiseln genommen.“

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