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Abstraktionen, Phantasien …

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Im Tiroler Kunstpavillon wurden Arbeiten von Franz Lettner zur Schau gestellt. Lettner, 1909 in Salzburg geboren, studierte an der Wiener Akademie bei den Professoren Boeckl und Dimmel und lebt nunmehr seit dreißig Jahren als freischaffender Künstler in Tirol. Schon nach dem zweiten Weltkrieg hat Lettner einen eigenen und persönlichen Stil entwickelt. Charakteristisch für ihn war die kräftige Farbgebung, die weitgehend unabhängig von das Gegenständliche andeutender Struktur die Wirkung des Bildes bestimmte. Während der letzten Jahre machte sich bei .Lejįtmtr ejn immer stärkeres Zurückdrängen des. Gegenständlichen bemerkbar, während gleichzeitig der tempcraindfifvoHe ‘KdrbąĮ?- trag immer mehr in Erscheinung trat. Die in der Ausstellung gezeigten, allerletzten Arbeiten tragen keine Titel mehr und sind unter der Bezeichnung „Orphische Welt“ zusammengefaßt. Lettner verzichtet ganz auf gegenständliche Gestaltung und versucht allein mit den Mitteln der Farbe, die er aus unmittelbarer Intuition heraus kühn und bedenkenlos aufträgt, Schichten des menschlichen Gefühlslebens aufzudecken. Dieses Vordringen in seelische Bereiche führte letztlich Zu großformatigen Gestaltungen, in denen trotz Verwendung von nur schwarzer und weißer Farbe eine weitgespannte Skala fein differenzierter Stimmungswerte erreicht wird.

An gleicher Stelle stellte der Tiroler Maler Walter H o n e d e r, ein gebürtiger Niederösterreicher, aus. Der Künstler konnte sich durch zahlreiche nach dem zweiten Krieg ausgeführte Fresko- und Sgraffitoarbeiten einen Namen machen. Einen breiten Raum der Ausstellung nahmen meist in Pastell ausgeführte, christliche Symbole ein, die als Entwürfe zu künstlerischer Ausgestaltung moderner Kirchen gedacht sind. Honeder kommt es dabei darauf an, in prägnanten Formen und gut aufgeteilten Flächen nicht schildernd zu sein, sondern durch die gegenständlich jeweils erkennbaren Formen eine neue Symbolsprache zu finden. In hellen, reinen Farben sind die Landschaftsbilder gemalt, in denen, genau so wie in den gezeigten Bildnissen, eine weitgehende Vereinfachung vorliegt. Stark dekorativ in positivem Sinn wirken die abstrakten Bilder, und es ist interessant zu erfahren, daß eines davon bereits im Jahre 1933 gemalt wurde.

Während des Monats Juni beherbergte der Kunstpavillon eine Ausstellung zum Ge- lächtnis des im vorigen Jahre verstorbenen Tiroler Graphikers Sido S c h r o m, ler, obwohl er seine Kunst nur neben- neruflich betreiben konnte, immer wieder leachtung hervorgerufen hat. Schroms •Jauptwirkung beruht auf der Gestaltung les Phantastischen. Seine Phantasie konnte nit dem Zeichenstift oder der Feder jenen geistigen Strömungen gerecht werden, die in len dichterischen Werken von Hanns Heinz :wers oder Gustav Meyrinck ihren Nieder- chlag gefunden haben. Das Skurrile, Dä- nonische tritt besonders deutlich in den Zyklen „Krieg“ und „Dämonen des Frie- lens“ zutage. In den neben der Graphik :ezeigten zwei Ölbildern erweist sich ichrom als einer jener echt österreichi- chen, liebenswürdigen Maler, die trotz inem gewissen Hinneigen zum Surrealismus :ein Gefühl der Beklemmung dem Be- chauer vermitteln.

In der Neuen Universität, im Ausstel- ungstrakt des Kunsthistorischen Instituts, ,’erden Aquarelle und Temperablätter des nnsbruckers Raimund Wörle gezeigt, er in diesem Jahr seinen 65. Geburtstag feiern konnte. Wörle zeigt in diesen Blättern . Motive seiner engeren Heimat Pradl. Jener heute zu Innsbruck gehörige Bezirk mit seinen alten Höfen und Ansitzen erfährt durch Wörle, der selbst eine starke persönliche Bindung zu Alt-Pradl hat, eine Konservierung in künstlerischer Form. Manches Bauwerk, das Wörle hier noch wiedergegeben hat, wie zum Beispiel die Alte Pradler Kirche oder die Alte Sillbrücke, stehen heute nicht mehr. Zur künstlerischen Qualität der Blätter und zur technisch hochwertigen Gestaltung tritt somit auch noch eine stadtkundliche Bedeutung.

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