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Geschichte des sonderbarsten Volkes

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Geschichte Israels. Von G. Riccio tti. Wiener Dom-Verlag. Band I. 576 Seiten. Preis 98 S

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Geschichte Israels. Von G. Riccio tti. Wiener Dom-Verlag. Band I. 576 Seiten. Preis 98 S

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In einem Zeitalter der biblischen Renaissance, wie wir sie heute erleben, ist jedes Werk zu begrüßen, das in die Rätsel, Wunder und Geheimnisse der Schrift einführt. Dem Wiener Dom-Verlag gebührt das Verdienst, daß er das im Jahre 1949 erschienene Werk des römischen Unjversitätspfo- fessors G. Ricciotti, „Storia d’Israele", in der Uebersetzung und Bearbeitung des Theologieprofessors Dr. Konstanz F a s c h i a n OFM. in Schwaz in Tirol dem biblisch interessierten deutschsprachigen Leserpublikum zugänglich gemacht hat. Die prachtvolle deutsche Ausgabe kann sehr wohl mit den französischen, spanischen und holländischen Bearbeitungen dieses Werkes konkurrieren. Für. den Druck ist bestes Papier verwendet worden. 211 Bilder im Text, zwei synoptische Zeittafeln und zwei Landkarten machen die Lektüre recht anschaulich und einprägsam. Die Ausstattung könnte demnach nicht besser sein.

Was den Aufbau betrifft, sei auf die Leitidee in Ricciottis literarischer Lebensarbeit verwiesen. Er will die Ideen der Bibel aus dem allzu isolierten Raum der Fachtheologen herausholen und einem weiteren Kreis zeigen, welche dynamische Kräfte in diesem Menschheitsbuch verborgen liegen. Dieses Menschheitsbuch braucht freilich für ein richtiges Verständnis wissenschaftliche Voraussetzungen. Es ist ein Buch des Alten Orients. Daher schickt Ricciotti der eigentlichen Darstellung der Geschichte Israels 121 Paragraphen Einführung voraus, worin er über „Babylonien und Assyrien, Aegypten, die El-Amarna-Zeit, das Land Israel, den heutigen Stand der archäologischen Forschung, die Kultur Kanaans und den geschichtlichen „Quellenwert" handelt. Sicher notwendige Kapitel, die erst den Raum abgrenzen und die versunkene Zeit wachrufen, in der das göttlich-menschliche Drama der Geschichte Israels seinen Anfang nahm, seine glorreiche Höhe erreichte und in überaus kurzer Zeit sein tragisches Ende fand. Die eigentliche Darstellung der israelitischen Geschichte beginnt mit den Patriarchen und schließt mit der Wegführung des Propheten Jeremias nach Aegypten, nachdem die heilige Stadt in Rauch und Flammen aufgegangen war.

Dieser uferlose Stoff wurde in guter Auswahl und in einer sehr knapp zusammengedrängten Darstellung gemeistert. Das Werk ist international bekannt, als daß man zu den rühmlichen Urteilen noch ein neues hinzuzufügen hätte. Däniel-Rops nannte das Werk „die neueste und bedeutendste Darstellung der Geschichte Israels". Wer sich daher, über den jüngsten Stand, den die katholische Bibelwissenschaft zur Frage der Geschichte Israels bezieht, informieren will, findet in Ricciottis Werk das Beste ausgewählt und in fesselnder Art dargeboten, Daß in einzelnen archäologischen Fragen ältere Standpunkte bezogen sind, daß die Transkription der hebräischen und orientalischen Namen nicht einheitlich konsequent durchgeführt ist, empfindet der Fachmann höchstens als Schönheitsfehler, was aber dem groß angelegten Werk keinen Eintrag tut.

Man kann nur wünschen, daß diesem ersten Band bald der zweite nachfolge, der die Geschichte Israels von der Zerstörung Jerusalems bis in die Zeit Christi weiterführen soll. Denn dieses sonderbarste Volk der Welt hat auch die sonderbarste Geschichte und die sonderbarsten Bücher.

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