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Begleiter durch die Tage

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TAPFERKEIT DES HERZENS. Ein Lesebuch für unsere Tage. Herausgegeben von Otto Heuscheie. Steinkopfverlag, Stuttgart, 1964. 200 Selten. Preis 2.80 DM. — DU SOLLST EIN SEGEN SEIN. Vom Sinn des Alters. Herausgegeben von Erika Horn, stvria-Verlag, Graz, 1964. 292 Seiten, 12 Bilder. Preis 143 S. — JAHRESRING 65/65. Beiträge zur deutschen Literatur und Kunst der Gegenwart. Bearbeitet von De 1 e R o i, Hans Bender, Eduard Trier und Hermann Rinn. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 1964. 404 Seiten, 44 Abbildungen. Preis 16.80 DM.

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TAPFERKEIT DES HERZENS. Ein Lesebuch für unsere Tage. Herausgegeben von Otto Heuscheie. Steinkopfverlag, Stuttgart, 1964. 200 Selten. Preis 2.80 DM. — DU SOLLST EIN SEGEN SEIN. Vom Sinn des Alters. Herausgegeben von Erika Horn, stvria-Verlag, Graz, 1964. 292 Seiten, 12 Bilder. Preis 143 S. — JAHRESRING 65/65. Beiträge zur deutschen Literatur und Kunst der Gegenwart. Bearbeitet von De 1 e R o i, Hans Bender, Eduard Trier und Hermann Rinn. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 1964. 404 Seiten, 44 Abbildungen. Preis 16.80 DM.

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Anthologien sind keine Durchlesebücher, man soll immer wieder in ihnen lesen. Vielfach kann man den zusammengetragenen Stoff überhaupt nur auf diese Weise bewältigen und seine Fülle bloß langsam ausschöpfen. Otto Heuscheies Sammlung gebührt durchaus der Titel: Begleiter durch die Tage. In der Einleitung seiner Anthologie bezeichnet er es als ihren Sinn, das dichterische Wort und die Aussage großer Menschen gegen die Trägheit des Herzens zu stellen. Wenn unsere Zeit danach trachtet, alles zu errechnen und zu zergliedern, zu deuten und zu verwalten, wenn sie mißtrauisch geworden ist gegen die unkontrollierbaren Kräfte des Irrationalen — gilt es da nicht um so entschiedener, sich im Geistigen zu bewähren? Nichts anderes als dies nennt der schwäbische Dichter — ohne jede Sentimentalität und fern allem Pathos — Tapferkeit des Herzens. In vier Abschnitten spannt er einen weiten Bogen menschlicher Begegnungen im Wort, indem er von Angelus Silesius bis Leopold Ziegler wirklich „ausgesuchte“ Zitate (Verse, Prosa, Briefe, Tagebücher) zusammenstellt. Heuscheie wählt dazu nur Autoren, die durch ihr Leben auch das Beispiel dessen gegeben haben, was sie uns sagen in ihrem rückhaltlosen Bekenntnis zum gefährdeten und heimgesuchten Dasein, dem sie in Ehrfurcht und Vertrauen gedient haben.

Dem Lebensdienst auf einem speziellen Gebiet ist die Sammlung von Erika Horn zugewandt: dem Verständnis des Alters und dem Umgang mit alten Menschen, von deren Beschwernissen und Anfälligkeiten, kleinen und großen Leiden indes nur mit jener Selbstverständlichkeit die Rede ist, die auf dieser Lebensstufe eben zum Bewältigen des Daseins gehört. Um Bewährung geht es also auch hier. Im Sinne etwa der Einsicht Romano Guardinis hat auch diese Lebensstufe ihre fruchtbare Aufgabe. Sie wahrzunehmen, zu fördern und nach den äußeren Gegebenheiten zu erschließen, ist die Absicht dieser wohlüberlegten Anthologie von Gedichten, Betrachtungen, Lebensbildern, Erinnerungen, Gebeten, ärztlichen Hinweisen und gerontologischen Studien. Ein Buch nicht nur für die „Alten“, sondern auch für alle Menschen, die mit ihnen umgehen und wissen: sie bedürfen weniger des Trostes als unserer Teilnahme, unserer Liebe. Besonders erfreulich, daß unter den Beiträgern zu dieser Sammlung so viele Österreicher zu finden sind.

Der künstlerischen Situation unserer Zeit ist eine ganz anders angelegte Anthologie gewidmet: „Jahresring 64/65“, der elfte Band in der alljährlich erscheinenden Reihe, in der jeweils Lyriker, Erzähler, Essayisten, Kritiker und bildende Künstler zu Wort kommen, prominente Autoren und junge, von denen man einen guten Aufstieg erwartet. Sie alle steuern Originalbeiträge aus der jüngsten Zeit bei, so daß wir allein schon in dieser Zusammenstellung „in nuce“ ein Bild des literarischen Geschehens der Gegenwart haben. Nun kommen aber auch wirkliche Bilder hinzu, deren Ausstellung jetzt in der Öffentlichkeit lebhaft diskutiert wird. Neben den literarischen „Texten“ ist auch der „Chronik“-Teil dieser Anthologie wertvoll: mit Kunstberichten, Hinweisen auf Theaterereignisse und avantgardistisches Musikschaffen. „In memoriam“ schließlich erinnert an die Lebensleistungen der großen Verstorbenen des vorletzten Jahres, etwa Theodor Heuß, Georg Britting, Paul Hindemith. Eine Chronik der Gegenwart, die doch zum Bleibenden strebt.

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