Cécile Wajsbrot: "Weil Sie die Wörter kennen"
Wie konnte das passieren? In kleinen Schritten ging die vertraute freie Welt verloren. Cécile Wajsbrot reflektiert in ihrer Prosa die systematische Zerstörung einer Gesellschaft.
Wie konnte das passieren? In kleinen Schritten ging die vertraute freie Welt verloren. Cécile Wajsbrot reflektiert in ihrer Prosa die systematische Zerstörung einer Gesellschaft.
„Und nun verlangen Sie von mir zu reden, das Wort zu ergreifen für die, die nicht reden. Eine mündliche Erzählung abzugeben […], ich soll gedankenlos hingesagte Wörter aufzeichnen […]. Stellen Sie sich eine Radiosendung vor, haben Sie gesagt, […] wir haben Sie ausgewählt, weil Sie die Wörter kennen […]. Sie enthalten Ideen, Gedanken. Das ist ja genau, was wir wollen“.
Wer spricht denn da mit der Erzählerin in Cécile Wajsbrots Roman „Zerstörung“, wen redet sie an? Sie weiß es selbst nicht und die Beklemmung geht auf die Lesenden über: Auf welcher Seite steht dieses Gegenüber? Wer ist das Wir, das da fordert? Wofür braucht man ihre mündliche Erzählung?
Sie solle einfach erzählen, was sie bewegt, sie solle das aufnehmen und dann als Tondokument schicken. Und sie dürfe niemandem davon erzählen. Ein eigenartiger Auftrag und eigenartig auch, dass die Erzählerin ihn annimmt. In Freiheit? Oder aus Angst? Grund genug für Letzteres hätte sie, denn, wie sich im Folgenden herausstellen wird: Die Gesellschaft hat sich sehr verändert, und zwar nicht zu ihrem Besseren.
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