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Ein Sammelwerk von Weltbedeutung

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Nene österreichische Biographie ab 181$. IX. Band. Geleitet von Heinrich Studer,Wien. Amalthea-Verlag. Preis 120 S

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Nene österreichische Biographie ab 181$. IX. Band. Geleitet von Heinrich Studer,Wien. Amalthea-Verlag. Preis 120 S

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Mit großer Freude werden alle Freunde Oesterreichs und seiner Geschichte den vorliegenden Band begrüßen. Ist es doch möglich geworden, dieses wichtige Sammelwerk nach etwa 20jähriger Unterbrechung wieder fortzusetzen, und über das in Lieferungen bereits erscheinende „Oesterreichische Biographische Lexikon“, welches möglichst viele und möglichst knapp gehaltene Artikel bringen soll, hinaus, wichtigere Persönlichkeiten in großen, eindrucksvollen Aufsätzen zu würdigen. So sind (1923 bis 1935) in acht Bänden etwa 130 Biographien erschienen, denen sich die vorliegenden 15 Arbeiten, auf hohem Niveau gehalten, gleichwertig und vielleicht sogar überlegen, arischließen. Schon die Titel dieses letzten Bandes von Nestroy und Ressel über Schwarzenberg, Bruck, Stroßmayer und Antonin Dvorak bis Eiseisberg, Seipel und Renner führen in die Gebiete: Theater, Technik, Staatsführung, Kirche, Heer, Seewesen, Dichtung, Musik, Medizin, Nationalökonomie. Es fehlen die großen österreichischen Beamten, die Schöpfer der Verwaltung, des Schulwesens, der Rechtspflege: Bach, Stadion, Thun, Hyel — Es fehlt die bildende Kunst! Einige der Biographien sind recht konventionell gehalten und verzeichnen recht brav alles Wissenswerte! Manche jedoch treffen in erfreulicher Weise eine besondere Note: so die Arbeiten über Ghega, Böhm-Bawerk, Eiseisberg, Kardinal Piffl und Anton Wildgans. Wer Renner und Seipel persönlich gekannt hat, wird von' diesen beiden Aufsätzen etwas enttäuscht sein. Denn Renner war in seinen einzelnen Zügen, als wissenschaftlicher Schriftsteller, als Sozialist und als Staatsmann farbiger und stärker profiliert, Seipel — trotz vielseitiger und vieldeutiger Tätigkeit. (alsfStrom.. von großer Einheitlichkeit, obwohl durch sehr viele kleine Quellen gespeist!) — in Haltung und Persönlichkeit geschlossener, als sie hier erscheinen. Freilich, wer wollte es wagen, diese beiden Männer heute schon abschließend zu beurteilen?! — Uebri-gens: Rudolf Sieghart war niemals kaiserlicher Minister (S. 16) und Seipel war Prälat, nicht bloß Mon-signore (S. 113). — Einige Aufsätze, wie die über Nestroy, Franz Schmidt und' Wildgans, sind auch durch ihre sprachliche Gestaltung ein Genuß für den Leser geworden. Sehr ansprechend ist das Lebensbild A. Dvofaks geschrieben. Die Auswahl der Bilder ist nicht immer die beste! Bekannte Bilder, auch nicht immer die schönsten, findet man wieder, unbekannte, über die man sich gefreut hätte, fehlen.

Trotz dieser kleinen Einwände und Einschränkungen heißen wir diesen Band hochwillkommen! Der großösterreichisch-donauländische Rahmen, der die Zeit vom Biedermeier bis zur Republik Oesterreich wirklich umspannt, der weite Bogen von Jahrhundert zu Jahrhundert, die große Ausgewogenheit und Sachlichkeit des gesamten Werkes, welches sich von falschem Pathos und von falscher Ueberbescheiden-heit in gleicher Weise fernhält, machen es zu einem wirklichen Hausbuch österreichischer Geschichte und Kultur, das der Oesterreicher am liebsten jedermann in die Hände drücken möchte.

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