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Exodus

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EXODUS. Von Leon Uris. Aus dem Amerikanischen von H. E. Gerlach. Kindler-Verlag, München, 1963. 657 Seiten. Preis 4.80 DM. — FLAMME, ASCHE UND RAUCH. Von Alexander C z e r s k i. Aus dem Polnischen von Margot Klausner und Alexander C z e r s k i. Hans-Deutsch-Verlag, Wien-Stuttgart-Basel, 1963. 366 Seiten. Preis 118 S. - DENN DAS GRAS STEHT WIEDER AUF. Von Ivo Hirschler. Sigbert-Mohn-Verlag, Gütersloh, 1962. 384 Seiten. Preis 19.80 DM.

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EXODUS. Von Leon Uris. Aus dem Amerikanischen von H. E. Gerlach. Kindler-Verlag, München, 1963. 657 Seiten. Preis 4.80 DM. — FLAMME, ASCHE UND RAUCH. Von Alexander C z e r s k i. Aus dem Polnischen von Margot Klausner und Alexander C z e r s k i. Hans-Deutsch-Verlag, Wien-Stuttgart-Basel, 1963. 366 Seiten. Preis 118 S. - DENN DAS GRAS STEHT WIEDER AUF. Von Ivo Hirschler. Sigbert-Mohn-Verlag, Gütersloh, 1962. 384 Seiten. Preis 19.80 DM.

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Drei verschiedene Autoren — ein Amerikaner, ein Pole und ein Österreicher

— beleuchten einen Aspekt des 20. Jahrhunderts. Dieser ist gekennzeichnet durch Knechtschaft und Mord, durch Vertreibung und Flucht und durch die Suche nach einem neuen Land, nach einer neuen Heimat — ein Schicksal, das nicht einige wenige, sondern Millionen Menschen erlitten lįaben.

„Ejxodus“ ist längst ein Bestseller geworden, und das mit Recht. Kindler stellt nun diesen Roman von Leon Uris als Taschenbuch in schlichter, moderner Aufmachung erneut vor. Es ist zu hoffen, daß damit für dieses Buch, das bis jetzt nur sehr viel teurer zu beziehen war, ein neuer Leserkreis gewonnen werden kann.

Zwei Jahre lang dauerten die Recherchen des Autors; ganz Israel bereiste er in dieser Zeit zu Fuß, im Auto und mit dem Flugzeug; unzählige Interviews und Filmaufnahmen wurden gemacht. Dann erst glaubte Uris, sein Buch schreiben zu können, dessen Inhalt — in romanhafter Form

— die Geschichte der Juden in diesem Jahrhundert ist. Dieses Buch ist jedoch mehr als ein Roman, es ist das Epos vom Leidensweg des jüdischen Volkes und von der Besiedlung der neuen uralten Heimat.

In die Handlung, die mit der illegalen Einwanderung nach Palästina beginnt und mit dem Abwehrkampf gegen die Angriffe der arabischen Nachbarstaaten auf den neuen Staat Israel endet, sind immer wieder historische Szenen eingeblendet. Die leidenschaftslose Schilderung der Verfolgung in Deutschland, des Warschauer Gettcįiaufstandes, der Pogrome in Rußland und der Haltung der Engländer zum Palästinaproblem wirkt sehr eindringlich.

Steht bei Uris das „Kollektivschicksal“ des geschlagenen, gemordeten und in die Flucht getriebenen Menschen und seine Suche nach einer neuen Heimat und dem Frieden im ’ Vordergrund, so beschränkt sich Czerski in seinem neuen Roman „Flamme, Asche und Rauch“ darauf, dasselbe Schicksal am Leidensweg eines einzigen Menschen zu beschreiben.

Der Krieg hat einem jungen Polen alles genommen: seine Familie, seine Existenz und seine Heimat. Der Kriegsentlassene schleppt sich durch russische Städte und Dörfer, durch die Schneefelder und Sandwüsten Sowjetasiens. Als Gelegenheitsarbeiter, Holzfäller und Lastträger schlägt er sich durch, meist allein, manchmal gemeinsam mit Gleichgesinnten, denen er auf seinem schweren Weg begegnet.

Dieses Buch ist die Geschichte des erniedrigten Menschen, der Kreatur, der man das Recht zum Leben rauben will, die nichts mehr kennt als den Willen zum

Sein; es ist ein Aufschrei der geplagter Seele — Assoziationen, Träume und Gedankenfetzen im Rhythmus des Stakkatc der Maschinengewehre und des peinigenden Bohrgeräusches des Hungers nach Leben, Liebe und dem Land des Friedens.

Dafür die geeignete Sprache gefunden zu haben, ist ein hohes Verdienst des Autors dieses Buches der Tragik — und der Hoffnung. „Glaube mir“, spricht der „Held“ in einem seiner Träume, „daß in Liebe, Sehnsucht und Gedanken meht Energie schlummert als in allen Atombomben zusammen.“ Ein großartiges Werk.

Flüchtlinge und Vertriebene sind auch die Personen des Romans von Ivo Hirschler „Denn das Gras steht wiedet auf“. Das Thema ist die Einordnung in die neue Heimat, der Aufbau einer neuen Existenz.

Im Mittelpunkt der Handlung, deren Schauplatz das burgenländische Grenzgebiet ist, steht Dolf, ein österreichischer Waisenjunge, der bei Kriegsende fünfzehn Jahre alt ist. Er schließt sich Ivan, einem geflohenen ungarischen Rechtsanwalt, an. Gemeinsam kämpfen sie um die Behauptung ihrer Existenz. Nach manchen Zwischenfällen und nach vieler schwerer Arbeit gelingt es ihnen, als gleichwertige Bürger des kleinen Dorfes respektiert zu werden.

Der österreichische Autor schrieb über diesen, seinen zweiten Roman: „Ich wollte nichts anderes, als eine Geschichte erzählen. und zwar eine gute Geschichte, die ich auch einem guten Freund erzählen könnte, ohne ihn zu langweilen.“ Im Klappentext bescheinigt der Verleger dem Autor das Gelingen seines Vorhabens. Auch der Rezensent schließt sich dieser Meinung an. Eine gute Geschichte, die nicht langweilt — ja! Aber kein „großes episches Werk“, wie ebenfalls im Klappentext behauptet wird; wobei dem Autor die Begabung zu einem solchen Werk nicht abgesprochen werden soll.

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