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FRANZ JOSEF MAYER-GUNTHOF / UNTERNEHMER UND MÄZEN

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Am 18. August (einem Tag übrigens, der zwischen 1848 und 1916 in einem größeren Österreich festlich begangen wurde), vollendet ein profilierter Mann der österreichischen Wirtschaft, Dr. h. c. Dr. jur. Franz Josef M ay er - Gunthof das siebzigste Lebensjahr. Die Vereinigung österreichischer Industrieller, deren Vorsitz Dr. Mayer Gunthof seit nunmehr uier Jahren führt, fand eine Form der Würdigung, die zweifellos voll und ganz im Sinne des Gefeierten ist und den weitgespannten, immer auf die Gesamtheit des Geistigen gerichteten Intentionen des Patrioten Mayer-Gunthof . entspricht, für dessen Persönlichkeit das patriarchalisch klingende Wort Jubilar so gar nicht recht passen will: Die Körperschaft übergab dem „Dr. Franz Josef Mayer-Gunthof-Fonds” der österreichischen Akademie der Wissenschaften den Betrag von einer Million Schilling. Der Zinsenertrag dieser Summe soll laut Widmung für die wissenschaftliche Forschung verwendet werden.

Österreicher alter Schule, das ist Dr. Mayer-Gunthof, der Mann, dessen entscheidende Jugendjahre der letzten großen Friedenszeit zugehören, der Theresianist, der junge Kavallerieoffizier, der in Rußland im Feld steht, jahrelang das bittere Los der Gefangenschaft trägt und schließlich bei seiner Rückkehr die vertraute Welt, die er verließ, verändert und unter schweren Schatten wiederfindet. „Alte Schule”, dies bedeutet in einem solchen Fall nicht unfruchtbare Retrospektive, sondern charakterisiert eine letztlich vom Lauf der Zeiten unabhängige geistige und wesensmäßige Grundhaltung, den Willen zur Bewahrung überlieferter, doch lebendiger Werte, das Wissen um Formen, die ein zeitloses Höchstmaß erreicht haben und die menschlichen Beziehungen in unserem Lebensraum prägen.

Diese Einstellung wird von einem aktiven Patriotismus getragen, den Dr. Mayer-Gunthof immer wieder unter Beweis stellte, nicht zuletzt, als er politische Verfolgung und KZ-Haft auf sich nahm. Dank seines persönlichen Einsatzes erwirkte er bereits im Jahr 1946 als Führer einer österreichischen Delegation in England den ersten Auslandskredit für die österreichische Textilwirtschaft, den sogenannten „Wollkredit”. Die reibungslose Abwicklung dieses Kredits stärkte das Vertrauen der britischen Industrie in die noch mit vielen Nachkriegsschwierigkeiten kämpfende österreichische Gesamtwirtschaft.

Weit über den unmittelbaren Rahmen des großen Unternehmens, düs er leitet, beeinflußten Dr. Mayer-Guntho’s Bestrebungen um den sozialen Frieden, um den Abbau trennender Grenzen im Inneren das allgemeine wirtschaftspolitische Klima Österreichs. Weitblickend wirkt er auch nach außen, als Pionier des Exportes und als Mensch, in der Erkenntnis, daß sich moderner Patriotismus nicht in tönenden Phrasen und Fahnenbanddevisen ergeht, sondern außerhalb der eigenen Grenzen, im „Goodwill” manifestiert, den man im persönlichen und sachlichen Kontakt für die Heimat schafft.

Wacher Wirklichkeitssinn und die Bereitschaft, jederzeit die Sache der Freiheit des einzelnen und der Wirtschaft zu verfechten, verbinden sich im Wesensbild Dr. Mayer-Gunthofs mit ausgeprägten musischen Interessen und umfassenden historischen Kenntnissen. Auch hierin steht er in einer österreichischen Tradition des großzügigen Mäzenatentums, wie sie im vorigen Jahrhundert überragenden Erscheinungen, wie Nikolaus Dumba etwa, begründeten. Es ist beruhigend, im Zeitalter des bedenkenlosen Managertums einerseits und der „Neon- Parvenies” anderseits, vornehme Charaktere und bekenntnisfreudige Christen wie Dr. Mayer- Gunthof an entscheidender Stelle in der österreichischen Wirtschaft zu wissen.

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