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Spiel in den Kulissen. Roman aus dem Schwedischen. Von Sven Stolpe. Uebersetzt von Alfred von Sterneck. Verlag Josef Knecht, Frankfurt am Main. 375 Seiten.

Der Roman des schwedischen Konvertiten ist leider etwas zu reportagenhaft geschrieben. Nur an einigen Stellen entsprechen sich Stil und Dichtung. Aber es ist doch gut, wenn man dieses Buch liest — die Lebensgeschichte eines Politikers, der langsam aus seinem Selbstbetrug erwacht. Wenn auch viel aus der Familie und viel aus der Politik des Helden scheitern muß, bis der innere Durchbruch zustande kommt — die Einsicht in das, was notwendig ist, kommt nicht zu spät. Damit ist dieses Lebensschicksal die Kulisse für das eigentliche Spiel der Christenheit auf Erden: „Ecclesia cunctans" nennt es der Autor. Dies heißt sowohl Gottes Zögern wie das des Menschen: beide nähern sich einander über viel Schwäche und Verdruß, viel Falschverstandenem und auf großen Umwegen. Die beste Figur ist die des originellen Dominikaners, des unerbittlichen Feindes der Lüge, des weisen Freundes und humorvollen Selbstkritikers.

Hymnen und Sequenzen. Ausgewählt und erläutert von Andreas Sch werd. Kösel-Verlag, München. 120 Seiten. Preis 6.80 DM.

Ohr und Sprachsinn erfreut die lateinische Hymnen- und Sequenzdichtung, die unübersetzt vorgelegt wird. Wie wohltuend ist diese klare, unsentimentale Frömmigkeit aus dem monastischen Brevier der Kirche! Zum Beten und zum Auswendiglernen angeboten. Und wer über diese Hymnen noch etwas wissen will, hat an einer Einleitung und einem 40 Seiten starken Kommentar Gelegenheit genug, zu erfahren, wie solche religiöse Dichtung einstmals „gemacht" wurde. — Das Wagnis des Verlages ist hoch anaurechnen und dankbar anzuerkennen.

Philosophische Weltanschauung. Von Max Scheier. Franke-Verlag, Bern. Dalp-Taschen- bficher 301. 136 Seiten. Preis 2.80 sfrs.

Philosophie in Taschenbuchformat ist selten. Wenn einer dazu geeignet ist, dann Scheier, da viele seiner Abhandlungen und Reden runde selbständige Aussagen sind. Und diese sind immer voller Anregung. In den Dalp-Taschenbüchern sind solche Scheier-Stücke aus den Jahren 1925 bis 1928, — also nicht gerade aus der annehmbarsten Zeit dieses wandlungsfähigen Philosophen — herausgegeben worden. Dennoch ist besonders die Rede „Der Mensch im Weltalter des Ausgleichs“ 1927 voller Intuition und von einer Hellsichtigkeit, die unsere Gegenwart noch beleuchtet.

Vier Jahre ohne dich. Von J. Werner- Wernstein. Europäischer Verlag, W'ien 1953. 40 Seiten.

Die düsteren Tage des Krieges gewinnen in diesen Gedichten und Prosaskizzen beklemmende Nähe. Man wünscht der aus Niederösterreich stammenden Autorin fürs nächste jene gläubigen, hellen Themen, die ihrer begabten Wesenheit entgegenkommen.

Die Wies. Von Hugo Schnell. Verlag Schnell & Steiner, München.

Seit Jahren gibt der genannte Verlag eine Reihenfolge von „Kleinen Führern“ für bedeutende Bauten in Deutschland, Oesterreich, Italien und der Schweiz heraus. Sie wollen zunächst den Besuchern an Ort und Stelle dienlich sein, sind aber auch im Buchhandel erhältlich. Diese weit verbreiteten Kleinschriften verdienen mehr Beachtung, als ihnen auf Grund -ihres Umfanges je zehn Blätter im Kleinstformat zuzusprechen wäre. Jedes dieser Heftchen enthält einen Abriß der Baugeschichte, eine sehr verläßliche Beschreibung der Architekturformen und der wichtigsten Ausstattungsgegenstände sowie eine stilkritische Einordnung in die zeitgenössische Baukunst im allgemeinen. Die reiche Bebilderung steht auf einer Höhe der Reproduktion, die auch größeren Werken alle Ehre machen würde. Der Text für das vorliegende Bändchen, einem, wenn nicht dem Juwel deutscher Rokokokunst im Kirchenbau gewidmet, ist von Hugo Schnell selbst geschrieben, der eine meisterliche Art hat, Kunstwerke auch weiteren Kreisen verständlich zu machen. Wenn noch ein Wunsch offen bleibt, so wäre es der, noch mehr als bisher auch österreichische Kunstwerke in das Programm aufzunehmen.

Lebensfragen des Volkes — sind nicht einmal in Umrissen bekannt. Als 1945 Mendes- France, damals Wirtschaftsminister, als Protest gegen die Finanzpolitik Pievens zurücktrat, entwarf er ein dem englischen ähnliches Wirtschaftssystem. Er propagierte eine strenge Kontrolle des Budgets und schlug eine „austerity“ vor, die dem französischen Ohr nicht gerade angenehm klangen. Heute arbeitet eine Reihe hoher Finanz- und Wirtschaftsexperten an einem 18-Monate- P1 a n, der vor allem der Ausweitung des Kredites und einer forcierten Bautätigkeit gewidmet ist. Der Finanzexperte Simon Nora schlägt weiter die Ausweitung der Konsumgüterproduktion vor. Die geplante Erhöhung der Arbeitszeit wird auf den Widerstand der Gewerkschaften stoßen, während eine Opposition von den Parteien her in den nächsten Wochen nicht zu erwarten ist.

Der Regierungschef ist — wie sollte es auch anders sein — in seiner eigenen Partei nicht besonders beliebt, die Götter des Radikalismus, wie Meyer und Q u e u i 11 e, können nicht gerade seine Freunde genannt werden. Das MRP steht zum erstenmal in strenger Opposition, die Christlichen Demokraten betrachten nur mit Mißtrauen die europäische Konzeption der Regierung und wollen einer Mehrheit nicht angehören, in der sich Sozialisten mit gaullistischen Generälen treffen und der Schatten der Kommunistischen Partei im Hintergrund lauert.. Das MRP hat die Prüfung der Investitur überstanden. Die von Gegnern erwartete Spaltung ist nicht eingetreten, allerdings ist das MRP in eine absolute Isolierung geraten und konnte bisher noch nicht einen neuen Stil der Opposition finden. Dabei zeigte sich, daß eine christliche Partei wenig Erfolg in einer oppositionellen Stellung zeigt und in Gefahr gerät, von den bisherigen politischen Partnern zu sehr entfernt zu werden. Mendes- France hat eine Regierung vorgestellt, die über oder, besser gesagt, neben den Parteien arbeiten soll. Dies ist vorläufig seine Stärke; wird sie jedoch nicht durch eine Reform der Konstitution untermauert, so muß es zu einer Spannung zwischen den gewählten Vertretern des Volkes und der Regierung kommen, und die Gefahr eines zu persönlichen Kurses ist da.

Mendes kann eine Aufgabe finden, die weit über die Grenzen seines Landes hinausgeht. Seiner Regierung wird jedoch nur Dauer beschieden sein, wenn die wirklich repräsentativen und bereitwilligen Kräfte Frankreichs das Regime unterstützen. Ohne MRP und SFIO ist eine dauernde Erneuerung nicht denkbar. Eine andere Umgruppierung der Partei könnte nur mit Hilfe der Kommunistischen Partei erfolgen, womit sich vollkommen neue Voraussetzungen ergeben müßten.

Zum erstenmal seit 19.4? gibt es auf unserem Planeten keine direkt kriegerische Auseinandersetzung. Diese Ruhepause kann genützt werden, um den Völkern Europas die ständige Furcht zu nehmen. Dieses Ziel in unseren Tagen ist eines ehrlichen und wirklichen Ausgleiches wert, der jedoch nur auf die Einheit und die klare Entschlossenheit Europas gegründet werden kann. Wenn die neuen Lenker der französischen Politik diese Forderungen verstehen, so werden sie damit einen weiteren Beitrag zu einem großen geschichtlichen Werke liefern.

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