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Landeskunde des Burgenlandes

19451960198020002020

Herausgegeben von der Burgenländischen Landesregierung, österreichischer Bundesverlag,

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Herausgegeben von der Burgenländischen Landesregierung, österreichischer Bundesverlag,

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Wien 1951. 731 Seiten

In den letzten Jahren ist eigentlich eine Unmenge von Burgenlandbüchern erschienen, vornehmlich jetzt zur Dreißigjahrfeier der Zugehörigkeit zu Österreich. Die vorliegende „Landeskunde" darf nun ak die umfassendste, vorbildlichste und auch seriöseste dieser Publikationen bezeichnet werden. In umfassenden und erschöpfenden Artikeln ist die Summe des Landes behandelt, Geschichte und Geographie, Natur und Bevölkerung, Wirtschaft und das Kulturleben, illustriert durch eine Fülle von Photos, Skizzen, Plänen, übersichtlich gemacht durch präzise Sach-und Personenindizes, gestaltet von namhaften Gelehrten und Wissenschaftern, unter ihnen unter anderen die Universitätsprofessoren Pittioni, Barb, Brunner, Pfalz, Hassinger, D. Frey, L. Schmidt, liebevolle Beiträge auch geliefert von „Lokal"- gelehrten wie Dr. Homma, dem fast zu allen Sachgebieten Wesentliches zu danken ist, dem jungen Franz Probst, der aus dem burgenländischen Kulturleben recht instruktive und überraschende Details zu bringen weiß, und dem gleichfalls jungen Dr. Konrad Puff, der die Geschichte der jüngsten Vergangenheit seit dem Anschluß an Österreich mit sicherem Griff skizzierte.

Plastisch ersteht ein volles Mosaik jenes seltsamen Landes, da6 schon vermöge seiner erdgeschichtlichen Entwicklung, seiner 60 eigenartigen Flora und Fauna zu einem Kuriosum Österreichs zählt, leider aber viel zu wenig bekannt noch und geschätzt. Die verworrenen geschichtlichen Ereignisse, typisch für ein Grenzland, fanden ihren Abschluß im Anschluß an Österreich, das gerade jetzt seinem jüngsten Bundesland im Rahmen des Wiederaufbauprogramms einen gesonderten Platz eingeräumt hat; das durch den letzten Krieg und Nachkrieg besonders arg zerstörte Land hat gerade in den letzten Jahren einen merklichen Aufschwung genommen, modernste Bauten, prachtvolle Straßen sind entstanden und auch der Fremdenverkehr be-

ginnt langsam sich dieses Kleinod im Osten zu erschließen.

In der vorliegenden Publikation sind all diese Dinge in sauberer, vorbildlicher Art beschrieben und instruktiv erfaßt — ähnliche Standardwerke wären für jedes unserer Bun- desländsr zu wünschen.

Frate Nlcolae. — Der Fechter. — Uber Abgründen. Von Emil W i 11 i n g. Leykam-Ver- lag, Graz. 225, 220 und 290 Seiten.

Der siebenbürgische Autor, ehemals Forstmeister in Hermannstadt, schildert in diesen Büchern Lebensbilder von Tieren aus seiner Heimat. Leben und Tod, Kampf, Flucht und Not eines Karpatenbären, eines Karpatenhirsches und eines Gemsbockes werden dramatisch und ergreifend geschildert in einer Sprache voller Eigenwilligkeiten, die zuweilen an die Diktion der Expressionisten erinnert, durchsetzt mit siebenbürgischen Spracheigentümlichkeiten und Fachausdrücken. (Nur der Band „Der Fechter" enthält einen zehn Seiten umfassenden Anhang mit Fachausdrük- ken, deren Erklärung zum Teil auch für die anderen Bücher nützlich ist.) Heinz Reichen- felser hat die einfach gediegen ausgestatteten Bücher mit duftigen Zeichnungen geschmückt, in denen auch der Mensch — der Karpatenhirt und -jäger — eindrucksvoll hervortritt.

Taschen-Theater. Von Jean Cocteau. Editions Paul Morihien. Deutsche Ausgabe: Donau-Verlag, Wien. 159 Seiten.

Miniaturen, Kabinettstücke — in des Wortes doppelter Bedeutung. Cocteau bezeichnet diese Einakter, Szenen, Skizzen, Dialoge und Entwürfe bescheiden als Dichtungen, die er „rasch für die eine oder andere Künstlerin entworfen, die in ihrem Handgepäck eine auf den Brettern leicht aufzuführende Nummer mitzunehmen wünschte“. Aber einige davon 6ind sehr berühmt geworden; in Verbindung mit der Musik, die auf und zwischen diese

Texte geschrieben wurde, haben sie ihren festen Platz in der modernen Musiktheatergeschichte: „Der arme Matrose" und „Der Ochs auf dem Dach" (The Hothing Doing Bar) mit der Musik von Darius Milhaud, das realistische Ballett „Parade" mit Dekorationen und Kostümen von Picasso, Musik von Eric Satie (der auf dem Vorsatzblatt der vorliegenden Ausgabe leider, bis zur Unkenntlichkeit entstellt, als „Erik Sattle' erscheint), aufgeführt im Theätre du Chätelet im Jahre 1917 vom Russischen Ballet unter Serge Diäghilew mit dei Choreographie von Leonide Massine. Dieser letzte, vollständig wiedergegebene Titel möge den künstlerischen Freundeskreis und die Sphäre verdeutlichen, in der Cocteau zu Hause ist. Vergessen wir auch nicht die vierzehn Handzeichnungen des Autors, die das hübsche Bändchen schmücken und von denen gleichfalls einige sehr bekannt geworden sind. Die Übertragung Werner Riemerschmids leidet unter der Unübersetzbarkeit dieser allerfranzösischesten Texte und wirkt wie Billardkugeln neben einem Federball.

Wege mH Rilke. Von Lou Albert-La- s a r d. S.-Fischer-Verlag, Frankfurt am Main. 187 Seiten, 5 Abbildungen.

Die Verfasserin, eine gebürtige Lothringerin, die lange Zeit in München lebte, von Beruf Malerin, erzählt in diesem Buch ihre Begegnung und Freundschaft mit Rilke. Inhaltlich bietet das Buch nichts Neues, es wiederholt nur jene Züge, die wir von Rilke bereits kennen: seine Müdigkeit, seine Unmöglichkeit zu lieben, seine seltene Anziehungskraft Menschen gegenüber, besonders Frauen. Seine unglückliche Beziehung zur Mutter, die Last seiner Kinderjahre taucht auf, sein negatives Verhältnis zum Christentum, alles Dinge, die wir bereits wissen. Dennoch hat das Buch drei Vorteile: es enthält fünfzehn bisher unveröffentlichte Gedichte Rilkes, weiter fünf Abbildungen, darunter das von der Verfasserin gemalte Porträt Rilkes, das der Diditer selbst als das beste existierende bezeichnete. Der dritte Vorzug des Buches ist, daß es der Verfasserin gelingt, die starke narzistische Einstellung des Dichters aufzuzeigen, die es ihm wahrscheinlich unmöglich machte, an einen Gott zu glauben und sich dauernd an Menschen zu binden. Jene narzistische Einstellung, die ihm einen Engel erschaffen ließ, der nichts anderes war als die überdimensionale Transponierung seines Selbst. Die Tragödie des Dichters wird dadurch nur verständlicher.

Monello. Eine Bubengeschichte. Von Virpina P a g a n i. Oberösterreichischer Landesverlag. 239 Seiten.

Ein köstliches Buch. Eine Art Don Camillo, für Buben geschrieben. Aber ebenso für Erwachsene gültig. „Monello" ist die Geschichte eines kleinen italienischen Knaben, Kind armer Eltern. Es ist die Geschichte seiner Streiche, seiner Sünden, seiner guten Taten. Es ist vor allem der „kleine Weg" dieses Kindes zu Gott. Seine Streiche, seine Fragen, sein ganzes Leben sind für seine Erzieher, mag es sich um Eltern, die Lehrerin oder sonstige Personen handeln, eine Gelegenheit, das Kind immer näher zu Gott zu führen. Gipfelpunkt des Buches ist die erste heilige Kommunion des Lausbuben Monello. Leider ist die Übersetzung nicht immer kongenial dem italienischen Urtext. Besonders im ersten Drittel des Buches ist sie oft holprig. Die Muttergottes mit „Mädchen Maria" zu bezeichnen, ist auch ein theologischer Schnitzer. Ausstattung des Buches, besonders der Schutzumschlag, ist erstklassig.

Dr. Raimund Schiffner

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