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Mitfühlen, Mittun

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Als lustvolles Spiel, bei dem man mitagieren kann, bringt man Kindern Kultur gut nahe. Die Steiermark und Kärnten liefern dafür etliche Beispiele.

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Als lustvolles Spiel, bei dem man mitagieren kann, bringt man Kindern Kultur gut nahe. Die Steiermark und Kärnten liefern dafür etliche Beispiele.

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Ein Theatersaal voll aufgeregter Kinder, auf der Bühne ein Bär und ein Tiger, auf den Stufen eine Maus, aus dem Zuschauerraum kommen Zurufe, ein kleines Mädchen möchte zum Bären hinauf, traut sich aber nicht an der Maus vorbei: Die Atmosphäre ist bezeichnend für die Art, wie man in der Steiermark Kultur für Kinder versteht. Sie sollen nicht passiv zuhören oder zuschauen, sie sollen mitfühlen und mitagieren.

Ein Beispiel ist das Kinder- und Jugendtheater der Vereinigten Bühnen. Next Liberty ist ein umgebauter Kaffeehaussaal neben der Grazer Oper. Dort spielt man fast täglich Stücke für kleine und größere Kinder. Riki The-len wählt aus, stellt die Ensembles zusammen und hat damit uneingeschränkten Erfolg. Der Spielplan ist bunt, kritische Jugendstücke für die Größeren, Märchenhaftes für Kleinere, Stücke mit Tanz plus Experimente ergeben von November bis Juni einen bunten Spielplan.

Nachwuchs fürs Theaterpublikum pflegt man auch im Kulturzentrum bei den Minoriten. Die jüngste Produktion „Der Hexenbalg” bringt ein Stück Grazer Geschichte zum Leben und weckt historisches Verständnis.

Einmal im Jahr haben Kinder und Jugendliche in Deutschlandsberg ihr Fest: Im Rahmen des „steirischen herbstes” gibt es eine große, durchaus professionelle Produktion als Verbindung von Musik, Theater, Tanz, Performance. Kurz und (sehr!) gut - die Saat, welche Werner Henze mit diesem Jugendmusikfest vor Jahren säte, ist reichlich aufgegangen. Für kleine und größere Musikfreunde gibt es Kinderkonzerte, in deren Durchführung sich die Geister scheiden. Der Musikverein für Steiermark veranstaltet pro Saison drei Konzerte für Kinder, wofür Künstler engagiert werden, deren Einfühlungsgabe den Funken zwischen Podium und Publikum überspringen läßt. Die untere Altersgrenze liegt bei sechs Jahren.

• Eine solche Grenze bestreitet Ernst Smole ganz entschieden. Seine Kinderkonzerte in Mürzzuschlag können schon von den kleinsten Kleinkindern besucht werden. „Wenn ein Kind alt genug ist, den Knopf am Radio aufzudrehen, ist es alt genug für ein Konzert”, ist sein Credo.

Diese musikalische Früherziehung dehnt er auf das aktive Musizieren aus. Das Mürzzuschlager Jugendsinfonieorchester hat zwei Abteilungen, eine für Anfänger, die andere für Fortgeschrittene. Alle Instrumente werden von Kindern gespielt, sie sind Orchestermusiker, Solisten und sogar Dirigenten. Im kommenden Juni treffen sie sich wieder für eine Arbeitsperiode und werden ihr Können in Konzerten vorstellen.

Im Grazer Stadtmuseum hieß es unlängst „Toll trieben es die alten Römer”. Kinder zwischen neun und zwölf Jahren lernten den Alltag der Antike kennen, töpferten Öllämp chen, legten Mosaike, kochten nach römischen Rezepten, nur Latein wurde dabei nicht gesprochen. Seit zehn Jahren treffen sich die Kinder einmal im Monat, manchmal 200 Teilnehmer. Oft kann man mit Recht sagen „Toll treiben es die jungen Grazer”.

In Kärnten bietet der Carinthische Sommer ein reiches Programm für Kinder. Im Juli gibt es Kurse für Singen, Tanzen und Theaterspielen, kulminierend in einer Aufführung im Kongreßhaus Villach. Kurt Pahlen hat die Gesamtleitung, und heuer bereiten ihm die „Carinthischen Kinder” eine Hommage zum 90. Geburtstag. In Klagenfurt regt man zu Wanderungen durch die Altstadt an. Gedacht für Kinder, sind sie auch für Erwachsene aufschlußreich. In 20 Stationen wird man angeregt, Sehenswürdigkeiten und damit die Geschichte der Stadt kennenzulernen, Kultur als lustvolles Spiel.

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