Kulturschultüte - <strong>Kultur für Kinder</strong><br />
„Kulturschultüten“-Besuch bei „Albertos Abenteuer“ im Gläsernen Saal des Musikvereins Informationen: kulturfuerkinder.at - © Musikverein / Lukas Beck

Aufmerksam und begeistert

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Mit der „Kulturschultüte“ des Vereins „Kultur für Kinder“ wird sozial benachteiligten Schülern ein Besuch in Kulturinstitutionen wie Konzerthaus, Albertina, Musikverein und anderen geschenkt. Durch genaue Vorbereitung werden aus ihnen die aufmerksamsten Besucher überhaupt.

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Mit der „Kulturschultüte“ des Vereins „Kultur für Kinder“ wird sozial benachteiligten Schülern ein Besuch in Kulturinstitutionen wie Konzerthaus, Albertina, Musikverein und anderen geschenkt. Durch genaue Vorbereitung werden aus ihnen die aufmerksamsten Besucher überhaupt.

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Doktor Musigunde hilft zu jeder Stunde, mit Instrumentenkunde heilt sie jede Wunde“ – lauthals singen die Kinder im Publikum mit den Musikern auf der Bühne. Voller Stolz und Freude rufen sie auf Nachfrage die Instrumentennamen nach vorne. Und schließlich hört man aus Hunderten Kehlen „Freude schöner Götterfunken“ zu Beethovens Neunter. Dabei sind viele dieser Kinder erstmals bei einem klassischen Konzert. Sie kamen durch den Verein „Kultur für Kinder“ in die Veranstaltung im MuTh, dem Konzertsaal der Wiener Sängerknaben.

Dieser Verein beschenkt im Rahmen der Aktion „Kulturschultüte“ Kinder aus Brennpunktschulen und bildungsfernen Elternhäusern, die in den meisten Fällen noch nie Kontakt mit Hochkultur hatten und teils nicht gut Deutsch sprechen, mit kostenlosen Besuchen in Kulturinstitutionen wie Musikverein, Konzerthaus, Albertina und Theater in der Josefstadt oder eben dem MuTh. Die Kinder werden vorab von ihren Lehrerinnen vorbereitet, diese besuchen ihrerseits einen Workshop zum jeweiligen Programmpunkt. Zusätzlich kommt ein Künstler in die Schule.

Für ein Konzert der Reihe „Albertos Abenteuer“ hatten die Schüler Lieder und Tänze vorab einstudiert, darüber hinaus fertigten sie Zeichnungen zu der im Konzert behandelten Ritterliebesgeschichte an, die dann im Gläsernen Saal des Musikvereins über die Musiker projiziert wurden. Die Auswirkungen sind beeindruckend: Die Kinder sind hochkonzentriert, sie warten förmlich auf die nächste ihnen bekannte Melodie und erfreuen sich an den selbst gemalten Herzen und Pferden.

Hohe Aufmerksamkeit

Albert Landertinger, der mit dem Programm MOVE.ON und seinen „Topolina“- und „Albertos Abenteuer“-Konzerten im Musikverein, beim Bruckner Orchester und im Linzer Landestheater ein „alter Hase“ in Sachen Konzertvermittlung für die Jüngsten ist, ist begeistert von dem Konzept: „Die Kinder sind viel konzentrierter als in herkömmlichen Konzerten. Durch das Warten auf das, was sie vorbereitet haben, ist die Aufmerksamkeit so hoch wie selten in einem meiner Konzerte.“ Auch eine Lehrerin bestätigt, dass die Kinder, die normalerweise aufgrund ihres sozialen Hintergrundes oft eine geringe Aufnahmespanne haben, immer Feuer und Flamme waren, wenn es darum ging, Albertos Rittergeschichte zu proben. Und voller Eifer führen sie am Tag des Konzerts dann auch Fußballschüsse und Liegestütz zu Bizets „Toréadors“ aus, klatschen exakt im Takt von Michael Praetorius „Terpsichore“ und sprechen zu Charpentiers „Te deum“-Prélude den von Landertinger er­dachten Rittertext mit.

Die „Kulturschultüte“ basiert auf der Idee der Musikvermittlerin Monika Jeschko, die den 2015 gegründeten Verein „Kultur für Kinder“ gemeinsam mit Anja Linhart leitet. Die Initiatorinnen verstehen ihre Arbeit als eine Art „Marshallplan für Kultur“, den sie gemeinsam mit Kooperationspartnern und gestützt auf private Sponsoren durchführen und dessen Ziel es ist, soziale Benachteiligung zu minimieren. „Wir möchten den Kindern ihr Anrecht auf die Teilnahme am kulturellen Leben in Österreich sichern. Sie sollen die Institutionen auch als die ihren verstehen.“ 4000 Kinder aus 13 Schulen in Wien kommen derzeit in den Genuss der „Kulturschultüte“, beim Start vor vier Jahren waren es noch 290. „À la longue wollen wir das Projekt auf ganz Österreich ausweiten, der Bedarf ist sehr groß. Doch dafür brauchen wir noch mehr Sponsoren“, sagt Jeschko.
erke des klassischen Kanons.

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