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Unter denen, die mit einem Seufzer der Erleichterung das Ende der Eishockeyweltmeisterschaft begleiteten, werden auch manche Fernseher gewesen sein. Uber diese Weltmeisterschaft werden sicherlich Bilanzen verschiedenster Art aufgestellt werden, über Anzahl und Herkunft der abgesprungenen Teilnehmer und Besucher aus den Oststaaten, über die Einnahmen und über deren wahrscheinlich sehr interessante Aufgliederung, bis zu einer Statistik der zerbrochenen Schläger und der ausgeteilten Ohrfeigen, der Lautstärke und der Dauer der Beifalls- und noch mehr der Mißfallskundgebungen. Eishockey, sagt man, ist ein Sport für harte Männer. Es geht nicht immer zart dabei zu, das sahen wir selbst. Denjenigen, die durch Barrieren und Polizei daran gehindert waren, sieh an den Auseinandersetzungen auf dem Spielfeld mit-zubeteiligen, mußte man wenigstens die Möglichkeit lassen, ihrer inneren Erregung stimmlich Ausdruck zu geben. Man ließ ihnen diese Möglichkeit, wir hörten es. Daß es just die Mannschaften zweier befreundeter sozialistischer Länder waren, die da im Finale mit Fäusten und Stöcken aufeinander losgingen, mag jene Zyniker gefreut haben, die einen Ausgleich der Gegensätze zwischen Ost und West, vor allem durch eine Angleichung des Ostens an die Unsitten des Westens erwarteten. Die Pfeiforgie der Wiener auch nach Schluß des Spieles ist nur ein Gradmesser für den Verfall der sportlichen Gesinnung in dieser Stadt. Sie waren über den halben Erdball zu hören.

Wenn eine Sendung im Ansatz verfehlt ist, dann nützt es ihr meist auch nicht viel, wenn man sie mit technischen Spielereien „auf-mascherlt“, anderseits verträgt eine gute Sendung auch manches problematische Experiment. Den Abgeordneten mit seinen Wählern nicht nur während der Wahlzeit, sondern auch dazwischen, in Kontakt zu bringen, ist sicherlich eine gute Idee. Aus ihr eine Mischung von „Horizonten“ und „Stadtgesprächen“ zu machen, vielleicht eine weniger gute. Nun versuchte man es das letztemal mit dem Telefon. Was damit gewonnen werden sollte, ist nicht ganz einleuchtend. Die Schwierigkeit dieser ersten Sendung scheint nach wie vor darin zu liegen, die Abgeordneten zu veranlassen, zu sachlichen Fragen sachlich zu reden und das Publikum dazu zu bringen, solche sachlichen Fragen zu stellen. Der österreichische Abgeordnete, vor allem der Abgeordnete zum Nationalrat, fühlt sich aber nach wie vor in erster Linie als Exponent einer Partei. Sie hat ihn auf diesen Posten berufen, sie kann ihn meist auch abberufen, und die Vertretung ihres Standpunktes glaubt er dieser Partei schuldig zu sein. Ihn dahin zu bringen, sich nicht nur als Abgeordneter einer Partei, sondern als Abgeordneter eines bestimmten Wahlkreises zu fühlen, eines bestimmten Teiles der Bevölkerung, der er in erster Linie verantwortlich ist, dahin scheint noch ein weiter Weg zu sein.

Der erste April fand im Aktuellen Dienst des Fernsehens einen sehr matten Niederschlag. Wenn einem nichts einfällt, dann soll man die Sache ruhig bleiben lassen. Nichts wirkt quälender als verkrampfte „Scherze“.

Mit der deutschen Fernsehfassung des auch als Film bekannten Schauspiels von Mary Chase „Mein Freund Harvey“ am Samstag abend machte das Fernsehen sicherlich sehr vielen Zusehern eine große Freude. Ernst Stankowski spielte wirklich hervorragend die Rolle des Mr. Tou>d, der gerne in den Kneipen sitzt und nach einem solchen Kneipenbesuch seinen „Freund Harvey“, einen Riesenhasen von 1,80 Meter Höhe, gefunden hat wie andere bei solchen Gelegenheiten einen Affen, einen Kater oder weiße Mäuse finden. Mit diesem Freund Harvey lebt er nun. Wenn er auch manchmal Verwirrung bringt, so ist Mr. Towd mit seinem Freund Harvey ein liebenswürdiger, freundlicher Mensch. Soll man ihn mit einer Injektion von seinem Freund Harvey befreien, damit er so rücksichtslos, so egoistisch, so unfreundlich, so unausstehlich wie alle anderen Menschen, die nicht mit einem Hasen Spazierengehen, wird? Die reizende Inszenierung dieser Komödie läßt diese Frage offen.

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