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Neue Bücher für Kunstfreunde

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MAX BECKMANN. Eine Einführung von Günther Busch. Piper-Verlag, München. 132 Seiten mit 89 Bildtafeln und T extillustrationen.

Im Juni 1950, einige Monate vor seinem Tod, sagte Max Beckmann seinen Schülern und Freunden in St. Louis: „Immer ist die Kunst neben Religion und Wissenschaft die Helferin und Befreierin auf dem Weg der Menschheit gewesen. Sie befreit durch die Form die vielen Zwiespältigkeiten des Lebens und läßt uns manchmal hinter den dunklen Vorhang blicken, der die unsichtbaren Räume verhüllt, in denen wir einst vereint sein werden.“ Von diesen Worten aus mag der Vorstoß in den Kern seines Denkens gelingen, in das Günther Busch mit seinen fundierten Darlegungen einführt, die mit einem großartigen Satz enden: „Das Rätselvolle seiner Kunst, ihre sich immer erneuernde Provokation zur Frage ohne erschöpfende Antwort — dies hängt unmittelbar mit seiner Größe zusammen. Er ist nicht zeitgemäß, er ist nicht plausibel, er gibt ein Weltbild, doch keine Weltanschauung. Große Kunst ist immer unerschöpflich, sie lehrt fragen.“

Beckmann — in ihm ist etwas Gigantisches, eine elementare Kraft, die keinen unangefochten läßt. Bei allem Takt seines Herzens, bei aller Keuschheit seines Ausdrucks ist Beckmann — trotz Piccasso — der unbequemste unter den wenigen Malern unserer Zeit, die Weltkunst schufen. Keiner Mode, keinem Ismus untertan, holte er noch einmal gewaltig aus, den ganzen Menschen zu erfassen. „Die Wahrheit oder der Tod“ könnten wir auf sein Panier schreiben, das er unbeugsam, jeder Illusion abhold, jeglicher Eleganz unfähig, mit urtümlicher Mannheit trägt. Dein Piper- Verlag ist dafür zu danken, daß er diesen Band mit seinen großartigen farbigen und schwarzweißen Tafeln schuf, ein Werk, das einen in die Lage versetzt, mit faszinierendem Beweismaterial für das Weiterwirken von Beckmanns Kunst zu kämpfen.

REMEiRANDT, ANDERE LEUTE UND ICH. Von Marion P o r k a y. Pegasus- Verlag, Wetzlar. 305 Seiten mit 35 Bildtafeln. - HÄNDLER, FÄLSCHER UND EXPERTEN. Das zwielichtige Abenteuer der Kunstfälschung. Dargestellt von Sepp Schüller. Ehrenwirth-Verlag, München. 288 Seiten mit 51 Bildtafeln. Ganzleinen. Preis 19.80 DM.

Mit der Leidenschaftlichkeit des echten Ungarn erzählt Porkay, mit der fesselnden Genauigkeit des Sachverständigen berichtet Schüller von kleinen und großen Sensationen auf dem Kunstmarkt, von Gepflogenheiten des Kunsthandels, von den Fakten und von der Psychologie der Kunstfälschung. Zwei Bände voller Tatsachen und Anekdoten, die man mit Genuß verschlingt. ln Porkays Buch ist vor allem sein Porträt des Sdhweizer Waffenfabrikanten Bührle aufschlußreich, ebenso seine köstlich zornmütigen Fehden mit kleinen und großen Kunsthändlern und Experten, während bei Schüller die systematischen Darlegungen über weltberühmte Fälscherskandale von Rouchomowski („Tiara des Saitaphernes“) bis van Meegeren, von Malskat bis zum Mißbrauch von Beppi Rifessers Arbeiten packen und informieren.

„terra - magica“ - Bildbände: CIRCUS.

80 Tiefdrucktafeln von Franz K. Opitz, mit einer Einführung von Jörn Kühler. Halbleinen. Preis 19.80 DM. — DAS MENSCHLICHE ANTLITZ EUROPAS. 107 meist ganzseitige Abbildungen, herausgegeben von Tas To th, mit einer Einführung von André Maurois. Halbleinen. Preis 9.80 DM. — DIE KANARISCHEN INSELN. 76 Tiefdrucktafeln nach Aufnahmen von Sigrid Köhler und Hanns Reich, mit einem Text von Herbert A. L ö h 1 e i n. Halbleinen. Preis 16.80 DM.

Die „terra-magica“-Bi!dbände sind seit langem ein fester Begriff für alle Freunde moderner Photographie, einer Photographie, die nicht allein dokumentiert, sondern Tiefenschichten zu erschließen weiß. „Jedes Bild ein ganzer Roman" könnte man von den Meisterwerken, die im Band über das menschliche Antlitz Europas vereinigt sind, sagen. Und im Zirkus und auf den Kanarischen Inseln ist man nach der Betrachtung der Bilder intensiver gewesen als die meisten Ferienreisenden oder Zirkusbesucher es jemals in ihrem Leben zustandebringen. Bilder, wie die Cochenille auf dem Feigenkaktus oder das nachdenkliche Zirkuskind, sind wirklich unvergeßlich, man kehrt zu ihnen und au vielen anderen immer wieder wie zu alten Freunden zurück.

DAS PORTRÄT. Bildniswege und Bildnisstufen in fünf Jahrhtausenden. Von Ernst B u s c h o r. 224 Seiten mit 143 Abbildungen. Preis 28.50 DM.

Eine Neubearbeitung seines jahrelang völlig vergriffenen Werkes „Bildnis- stufen“, mit hervorragendem Bildmaterial ausgestattet, legt Ernst Buschor vor, Vorstand des Archäologischen Seminars in München, früher 15 Jahre Leiter der deutschen Ausgrabungen auf Samos. Mit der Genauigkeit des Wissenschaftlers hat er ein immenses Material versammelt, das bis vor die Tore der Gegenwart reicht. So ist ein Werk entstanden, brauchbar für den Laien wie für den Fachmann, trotz seines fast lexikalischen Charakters ein Buch, das kapitelweise mit Genuß zu lesen, als Ganzes mit Nutzen zu verwenden ist. Tiefe Aussagen über die Wechselbeziehungen der Geistesentwicklung und der Stilrichtungen, über einzelne Künstler und ihre Epochen, bedeutungsvoll und stark auch dort, wo sie Widerspruch herausfordern, machen den Band zu einem Standardwerk in seiner Art. Wie gehändigt die Fülle des gewaltigen Stoffes ist, erhellt nicht allein aus der zentralen Argumentation, sondern auch aus hundertfältigen Nebenbemerkungen, die treffsicher und begeisternd vom Zauber hoher Kunst künden.

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