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Osterreichische Volkskunde fur jedermann

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Von Dr. Adolf Mais mit elf Mitarbeitern. 510 Seiten, viele, z.T. farbige Bilder und eine Beilage mit Trachtenschnitten. Pro-Domo-Verlag (M. A. Petricek), Wien, 1952.

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Von Dr. Adolf Mais mit elf Mitarbeitern. 510 Seiten, viele, z.T. farbige Bilder und eine Beilage mit Trachtenschnitten. Pro-Domo-Verlag (M. A. Petricek), Wien, 1952.

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Im ganzen darf man sich über den Inhalt dieses lukrativ ausgestatteten Buches, das in der Hauptsache junge Menschen geschaffen haben, freuen. Die zwölf Abhandlungen (Brauchtum, Siedeln, Arbeit, Volkskunst, Essen und Trinken, Tracht, Lied, Musik, Tanz, Spiel, Volksschauspiel, Redend arten und Volkssprache, dazu zwei Besprechungen der Museen und Heimatwerke) dürfen als befriedigend, etliche, wie besonders Ilka von Peters Volkstanz in Theorie und Praxis und R o i t i n-g e i s Volkssprache, als sehr gut bezeichnet werden. Eine gute geographische Uebersicht über die Hofformen bringt P.ö 111 e r im Siedeln und Bauen, eine ebenfalls wertvolle Schau über die Volksliedforschung und über die Musikinstrumente gibt K o t e k und über Handwerk und Volkskunst Mais; für die Abhandlung über Essen und Trinken liegt — wie die Verfasserin Rath selbst betont — noch zuwenig Literatur vor, und auch Schmied-Scholzes Arbeit über Brauchtum und Glaube läßt einige Wünsche offen. Gut sind Erika Hubatschek in ihrer Darstellung von Arbeit und Gerät, Franz Lipp in der über Volkstracht und Helmut Huemer über das Volksschauspiel. Auch H a i d i n g s Spielgut des Kindes und der ländlichen Erwachsenen enthält wertvolle Beobachtungen über dieses noch viel zuwenig bearbeitete Gebiet, wenngleich in der Sinndeutung da und dort vielleicht noch größere Zurückhaltung geboten wäre. Eine gründliche und reife Arbeit bringt Elfriede Rath über Sage, Legende, Schwank und Märchen, wobei ihr auch reiche Literatur zur Verfügung stand. Alles in allem läßt der Inhalt des Buches uns Alten das befriedigende Gefühl, daß die volkskundliche Forschung Oesterreichs Vertrauens- und hoffnungsvoll auf die junge Generation blicken darf und daß die gute Schulung Früchte tragen wird.

Man wird mir aber gestatten, die Jugend auf einige Wünsche aufmerksam zu machen, die dieses Buch offen läßt. Das Schrifttum zu den einzelnen Abhandlungen müßte im allgemeinen viel genauer und ausführlicher behandelt sein, und die alte akademische Gewohnheit, Verfasser, deren Arbeiten reichlich benützt sind, auch zu nennen, sollte nicht abkommen! Auch müßten sich die jungen Verfasser viel mehr, als das hier geschehen ist, um die Bebilderung und drucktechnische Ausstattung bekümmern; so kitschige Bilder, wie auf Seite 250 oder das Farbbild nach Seite 368, dürften nicht vorkommen, sie bekunden das Gegenteil von Volkskultur. Auch das Stellen der Bilder ganz in die Ecken, ihr Ueberdrucken mit Textzeilen und die ganz unverständliche und kostspielige Verwendung von zwei Farben (schwarz und braun) auch im Textdruck paßt besser in gewisse Journale, wie man sie in Friseurladen findet, als in ein wissenschaftliches Buch. Solche Entgleisungen, die höchstens protzig und töricht, aber keineswegs geistreich oder „originell“ wirken, sollte gerade ein österreichisches Werk streng vermeiden.

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