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Schön und traurig...

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Der große Märchenerzähler, der letzte aus dem Stamm der heiter-weisen Fabulierer, ist tot. Oskar L a s k e, der mit Farbe und Pinsel auch stumpfen Augen zu predigen wußte, wie St. Franziskus den Fischen, ist gestorben.

Das Künstlerhaus hat mit Recht in den Mittelpunkt seiner. Frühjahnsausstellung Werke aus dem Nachlaß des toten Meisters gestellt (und damit, nebstbei bemerkt, eine Kunstattraktion zu bieten, die sich vermutlich auch in den Besucherzahlen der Ausstellung ausdrücken wird). Da sind die kaum jemals ausgestellt gewesenen Werke der Frühzeit Laskes, deren Details bei allem typischen Reichtum merkwürdigerweise an Klimt oder Schiele erinnern, ihnen reihen sich an die berühmten großen Kompositionen, in denen der Geist eines wahrhaft Naiven mit kindlichem Vergnügen schreckliche Sintfluten, Erdbeben und Totentänze schilderte: geniale Marterlmalerei, von kolossalischen Dimensionen und breugelschem Ausmaß. Und schließlich einige Werke aus den letzten Monaten, sehr aufgelockert, in breiten Stichen hingesetzt. Wiederum ist Österreich um einen großen Maler ärmer geworden ...

Das Künstlerhaus gibt sich mit seiner Frühjahrsausstellung viel Mühe — des Plakats zum Beispiel brauchten sich auch Avantgardisten nicht zu schämen. Aber natürlich, neben Oskar Laskes Oeuvre hat es auch gute Malerei schwer, in Ehren zu bestehen. Bemerkenswert bleibt die kleine Kollektivausstellung Karl Maders, der sich offenbar schwere Probleme zu stellen liebt — sehr schön sein Bildnis dreier Pferde. Ähnliche Problemstellungen wünscht H. R. Keppel in sehr großen Bildformaten zu lösen, ist aber dazu nicht ganz imstande. Im übrigen ist das Künstlerhaus wieder einmal das Opfer seiner vielen großen Räume geworden, die zu den wenigen Zeilen, die der Kunstkritiker ausfüllen darf, in einem sehr reziproken Verhältnis stehen. Doch sei wenigstens hingewiesen auf die zum Teil sehr qualitätvollen Kleinplastiken des Jugoslawen Pavao P e r i iS, die solid altväterlichen Kupferstiche Cossmanns und die Kollektiven Max Freys.

Von der Kunstkritik noch nicht genau beschrieben — aber vielleicht wäre dies auch eher Sache der Psychologen — sind jene mißglückten künstlerischen Schaffensprozesse, in denen ein Zuviel an Anstrengung denselben Effekt hervorbringt wie ein Zuwenig: nämlich fast gar keinen. Beispiele dafür scheinen uns die kleinen „freien Graphiken" Alexander Rutschs im französischen Leseraum zu sein, Blätter eines Künstlers, der offenbar über eine nicht unbeträchtliche formale und technische Begabung verfügt, aber in seine ziemlich einfachen Abstraktionen mehr hineingeheimnist, als ihr lockeres Ge-

füge verträgt. Ein puritanischer Formalismus mag seinen Wert haben — zum Träger eines barocken Gedankengekrauses taugt er nicht, wenn anders er nicht skurrile Niadsserien hervorbringen will.

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