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Schöpferischer Friede der Konfessionen

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Wer die Wunde der Christenheit fühlt, sollte an diesem Buche nicht vorübergehen, ob Katholik oder Protestant. Es ist dem Andenken Dr. Josef Metzgers gewidmet, dessen Opfer kein vergebliches sein kann und darf und dessen Werk Dr. Laros auf dessen Wunsch fortführt. Una Sancta ist, anschließend an P. Pribilla, verstanden als eine vorbereitende tatkräftige Bestrebung, „nicht Festlegung auf ein genau umschriebenes dogmatisches Ziel“. Eine solche Betreuung fordert den „schöpferischen Frieden“ zwischen den Konfessionen, der beruht auf Ehrfurcht, Liebe und der Bereltschaft zu gegenseitigem Geben und Nehmen. Dieser schöpferische Friede wird von Dr. Laros als das Gebot des Augenblicks erkannt, in den wir gerufen sind: Einsicht in die Schuld der Jahrhunderte wie der letzten Jahrzehnte, in die besondere Verpflichtung der Deutschen, von denen die Glaubensspaltung ausgegangen ist, zu deren Uberwindung mit allen Kräften beizutragen, führt vor diese Forderung, aber auch das dem Verfasser eigene Zeitgefühl und die tiefe Kenntnis dieser Zeit und ihrer Gebrechen, mit denen wir uns nicht abfinden, dürfen. Hier spricht ein christliches Gewissen, das sich von geschichtlichen Gegebenheiten nicht beruhigen läßt, weil es von dem einen Senfkörnlein weiß, daß die Zeiten durchwachsen, aus den besten Kräften der Geschlechter und ihrer Vermächtnisse gespeist werden soll. — Die große praktische Erfahrung des Verfassers erlaubt es Ihm, die wesentlichen Probleme, mit denen die Una-Sancta-Bewegung zu ringen hat, zusammenzufassen und die möglichen Lösungen anzubieten, Immer In dem Bewußtsein, daß das Eigentliche nur durch Gnade geschehen kann, einer Gnade aber, die nur zu erwarten ist, wenn die Einheit — von der doch die Kraft des Zeugnisses abhangt — das innerste Anliegen allen rHgiösen Lebens ist. Mißverständnissen wird entgegengearbeitet durch die klare Darstellung der Lehre wie im Falle der Unfehlbarkeit und der Abendmahlslehre; Lösungen, soweit sie möglich scheinen, werden mit Takt vorgebracht, Forderungen an beide Seiten gestellt: immer aus dem Geiste des Friedens, der allein ausgehen kann von Jesus Christus und sein Seg ;n und sein Zeichen ist. Eine neue Ära hat in der Kirche begonnen als deren Zeichen — nach Josef Lortz — „die Verwirklichung der Müdigkeit des Laien“, ... des allgemeinen Priestertums, ferner die liturgische Bewegung und eine Bewegung zur Bibel gedeutet werden: diese Ära ist der Einung günstig, aber auch die Dogmengeschichte hat ihr entgegengearbeitet, ein tieferes Verständnis Luthers im Ja und Nein sich durchgesetzt: dem stehen freilich noch schroffe Widerstände entgegen, die nur in geduldig-freudlgeT Arbeit langsam zurückgedrängt werden können. Von außerordentlicher Bedeutung ist die Forderung nach der „Konfessionsschule im Geiste der Una Sancta“, einer Schule also, die von Glaubensfestigkeit und Frieden durchwaltet ist und eine echte Ehrfurcht lehrt „vor allem, was den Mitbrüdern heilig ist“. Niemals u ehr außer-acht gelassen sollte auch die Forderung werden, „daß in Predigt und Christenlehre nur so gesprochen und gehandelt werden darf, wie es im Beisein sachkundiger Vertreter der anderen Bekenntnisse geschähe“. So gibt das Buch selbst ein Beispiel des In ihm geforderten Gebens und Nehmens, kann und muß es mi heilsam anregender Kraft nach beiden Seiten wirken im Sinne der größten geschichtlichen Aufgabe, die auf unserer Zeit und Welt lastet als Gnade: das Drängen zum Zeugnis für Christus aus der Einheit der Christen. Unter allen beherzigenswerten Vorschlägen, die hier gemacht werden, leuchtet der Kardinal Newmans voran: .Der erste Schritt zur Einheit hn Sinne Jesu Christi kann für uns allesamt nur ein Leben nach dem Evangelium sein.“ Aber ein solches Leben ist in die Zeit gewiesen: Matthias Laros lehrt das Besondere, Unab-weislirh erkennen, das In unserer Zeit von einem jeden von uns durch ein Leben nach dem Evangelium bewältigt werden muß. .

Es ist kein Zweifel, daß wir auf eine unbegreifliche Weise vollkommen eins wären, wenn wir alle nach dem Evangelium leben wollten. Aber es versetzt uns in einen herzzerreißenden Widerspruch zur Zeit, der tödlich sein kann für viele. An der Stelle, wo wir stehen, muß geschehen, was noch nie geschehen ist. Aber Märtyrer sind es ja — wie das Schlußwort andeutet —, die das Wesentliche dazu beitragen müssen, daß wir eins werden.

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